"Haut ab!" - Schau zur langen Geschichte der Beschneidung im Jüdischen Museum Berlin
24. Oktober 2014Aus der Perspektive von Judentum und Islam wird die rituelle Beschneidung religiös und kulturhistorisch beleuchtet. Auch die Rezeption der Beschneidung im Christentum wird thematisiert.
Die kontrovers geführte Debatte, die das Kölner Landgericht im Mai 2012 mit einem Urteil zur rituellen Beschneidung von Jungen ausgelöst hatte, liefert den Grund für die Ausstellung. In dem Präzedenzfall hatte das Gericht die Beschneidung als strafbare Körperverletzung bewertet und damit die körperliche Unversehrtheit des Kindes über die freie Religionsausübung gestellt.
Diese Debatte sei auch antijüdisch und antiislamisch gewesen, so die Programmdirektorin des Jüdischen Museums, Cilly Kugelmann. "Dem wollten wir etwas entgegensetzen." Das soll anhand von rund 60 Objekten und Kunstwerken aus internationalen Sammlungen geschehen, die die religiösen und kulturhistorischen Zusammenhänge des jahrtausendealten Rituals verdeutlichen.
Ausgehend vom jüdischen Konzept des abrahamitischen Bundes spannt die Ausstellung den Bogen von den Wurzeln im Alten Orient über die Beschneidung Jesu bis zu populärkulturellen Spuren in US-amerikanischen Fernsehserien.
Religiöse Pflicht und juristische Sicht
Das rituelle Entfernen der Vorhaut des Penis eines Jungen ist eines der wichtigsten religiösen Gebote im Judentum. Auch im Islam ist die Beschneidung der Jungen Pflicht und Glaubenstradition. Statistiken zufolge sind heute ein Drittel der männlichen Weltbevölkerung aus unterschiedlichen Gründen beschnitten.
Nachdem das Kölner Landgericht die rituelle Jungenbeschneidung zur Körperverletzung erklärt hatte, beschloss der Bundestag Ende 2012 das Beschneidungsgesetz. Der Eingriff bleibt damit in Deutschland erlaubt, wenn er "nach den Regeln der ärztlichen Kunst durchgeführt" wird. Die Debatte um die Beschneidung hält ungeachtet des Gesetzes an.
Die Ausstellung im Jüdischen Museum Berlin läuft bis zum 1. März 2015.
kk/am (EPD, KNA, DPA)