Proteste äthiopischer Juden gegen Polizei
3. Juli 2019Nach dem Tod eines Juden mit äthiopischen Wurzeln durch den Schuss eines Polizisten dauern in Israel die Proteste an. Demonstranten hätten Steine nach Beamten geworfen, insgesamt sieben Personen seien festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Unter anderem hätten Demonstranten in Tel Aviv wieder versucht, den Verkehr zu blockieren.
Fast 150 Verletzte
Bereits am Dienstag hatten Tausende aus Äthiopien stammende Juden gegen Polizeigewalt und Rassismus demonstriert. Nach Angaben des Rettungsdienstes wurden mindestens 147 Menschen verletzt, unter ihnen 111 Polizisten. 136 Demonstranten wurden festgenommen. Demonstranten setzten Fahrzeuge in Brand und blockierten zentrale Kreuzungen unter anderem in Tel Aviv. Nach Medienberichten standen zeitweise schätzungsweise 60.000 Menschen im Stau.
Die Gewaltserie begann am Sonntag in der Hafenstadt Haifa. Dort hatte ein Polizist nach Behördenangaben in seiner Freizeit einen Streit beobachtet. Er habe die sich streitende Gruppe angesprochen, welche ihn daraufhin mit Steinen beworfen habe. Er habe um sein Leben gefürchtet und geschossen. Solomon Tekah, ein 18-jähriger Jude mit äthiopischen Wurzeln, wurde tödlich getroffen. Augenzeugen berichteten laut israelischen Medien dagegen, der Beamte sei nicht in Gefahr gewesen und habe die Jugendlichen mit der Waffe bedroht.
Netanjahu äußert Mitgefühl
Israels Präsident Reuven Rivlin und Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zeigten in Stellungnahmen Anteilnahme an der Trauer und Verständnis für die Kritik der Demonstranten. Sie riefen jedoch zu einer Beruhigung der Lage und zum Dialog auf. Der Vorfall vom Sonntag werde bereits untersucht. Bereits im Januar war es nach einem ähnlichen tödlichen Vorfall zu Protesten in Tel Aviv gekommen.
Ende 2017 lebten nach Angaben des israelischen Statistikbüros rund 149.000 Juden mit äthiopischen Wurzeln in Israel. Ihre soziale Integration gestaltet sich mitunter schwierig: Am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche oder der Vergabe staatlicher Leistungen sehen sich viele diskriminiert. Es kam zudem wiederholt zu rassistischen Übergriffen.
sti/rb (ap, dpa)