Heimatschutzminister verteidigt sich
15. Februar 2006Chertoff räumte bei einer Anhörung im Kongress am Mittwoch (15.2.2006) zwar Fehler ein, machte aber in erster Linie den entlassenen Direktor der Behörde für Katastrophenmanagement (FEMA), Michael Brown, verantwortlich. Außerdem sei das Ministerium noch im Aufbau gewesen.
Wenn er Browns Unzulänglichkeiten vorher gekannt hätte, hätte er ihn nicht mit der Aufgabe betraut, sagte Chertoff. Brown hatte den FEMA-Job mit Hilfe von republikanischen Parteifreunden bekommen. Er fühlt sich als Sündenbock missbraucht und wehrt sich vehement gegen die Kritik. Brown macht die Konzentration der US-Regierung auf die Terrorabwehr für das Versagen bei der Naturkatastrophe verantwortlich.
Katalog des Versagens
Der Kongress ging in seinem ersten Untersuchungsbericht über das Desaster nach Hurrikan "Katrina" mit der Regierung scharf ins Gericht. Eine rein mit Republikanern besetzte Kommission veröffentlichte am Mittwoch auf mehr als 500 Seiten einen Katalog des Versagens auf allen Ebenen. Chertoff hätte schneller reagieren müssen und die Rettungsmaßnahmen früher koordinieren müssen, hieß es darin.
Chertoff wurde bei der Anhörung gefragt, warum er nicht früher in das Krisengebiet reiste. "Ich dachte, ich würde den Leuten vor Ort im Weg stehen", sagte er. In dem Bericht wird auch das Weißen Haus scharf kritisiert. Dass Präsident George W. Bush nach der Überflutung sagte, niemand habe mit dem Bruch der Dämme des Pontchartrain-Sees gerechnet, zeige, dass er nicht vernünftig unterrichtet worden war.
Unvorbereitet und chaotisch
Die Behörden in Louisiana hätten viel zu lange mit der Evakuierung von New Orleans gewartet. Mehr als 30 der gut 200 in dem Desaster verstorbenen Altenheim- und Krankenhauspatienten hätte gerettet werden können, heißt es in dem Bericht. Die FEMA sei unvorbereitet und chaotisch organisiert gewesen. Sie habe am Tag nach dem Hurrikan-Einfall nur 15 Prozent der nötigen Notrationen an Lebensmitteln und Wasser nach New Orleans liefern können. 1000 Mitarbeiter seien "aus Sicherheitsgründen" nicht in die Stadt gelassen worden.
Hurrikan "Katrina" fegte am 29. August vergangenen Jahres an New Orleans vorbei auf die Küste von Mississippi. Die Dämme der unter dem Meeresspiegel liegenden Stadt mit vorher rund 450.000 Einwohnern brachen an mehreren Stellen. Mehr als 1200 Menschen kamen ums Leben. (stl)