Heinos Karriere: vom Volksmusiker zum Metaller
Mit 80 Jahren kann Heino auf eine bunte Karriere zurückblicken. Mit seiner Sonnenbrille und dem platinblonden Haar ist die Schlager-Legende längst zur Ikone geworden - und hat mit dem Alter die Selbstironie entdeckt.
Der Junge mit der Gitarre
Heinos Karriere beginnt 1967. Mit beherzter Stimme schmettert er fröhliche Volksmusikschlager ins Mikrofon - und schon pflastert ein Hit nach dem anderen seinen Weg. Lieder wie "Karamba, Karacho, ein Whisky", "Schwarzbraun ist die Haselnuss" oder "Die Schwarze Barbara" spielen den Deutschen eine musikgewordene Heimatfilm-Idylle vor: eine heile Welt in den bewegten Umbruchzeiten der späten 1960er.
Der einzig "wahre Heino"
Der Berliner Punksänger Norbert Hähnel (oben Mitte, mit Fans) tritt in den 1980er Jahren als "Der wahre Heino" auf - auch im Vorprogramm der Punk-Band "Die Toten Hosen". Das gefällt dem echten Heino überhaupt nicht. Er zieht vor Gericht und erwirkt tatsächlich eine einstweilige Verfügung. Hähnel darf nicht mehr als Heino-Double auftreten. Macht aber nichts, Tausende andere machen es - bis heute.
Eigenes Café im Kurort
Der Kurort Bad Münstereifel bekommt 1996 eine kleine Attraktion: Der Volksmusikstar eröffnet ein Café. Damit erfüllt sich der gelernte Bäckermeister einen großen Wunsch. Manchmal tritt er in seinem mit Heino-Devotionalien eingerichteten Rathaus-Café auf, legt in der Backstube selbst Hand an oder singt auch schon mal vor dem Café für einen guten Zweck. 2012 muss das Café einem Outlet-Store weichen.
Karamba, Karacho - in Wacken!
2013 hat der damals fast 75-Jährige das Bühnenerlebnis seines Lebens. In Wacken steht er plötzlich 75.000 Metalheads gegenüber. Zusammen mit Rammstein trällert er deren Hit "Sonne" - und wirkt ein wenig überfordert. Die Einladung zum gemeinsamen Auftritt ist Rammsteins Antwort auf Heinos Coverversion von "Sonne", zu hören auf seinem Album "Mit freundlichen Grüßen" von 2013.
Neuer Stern am Metal-Himmel
Wacken hat Heino auf den Geschmack gebracht. 2014 kommt sein Album "Schwarz blüht der Enzian". Kann man den Mann jetzt noch ernst nehmen? Im Video zum Titelsong gibt er den düsteren Verkünder, der seinen Smash-Hit "Blau blüht der Enzian" von 1972 in metallenen Mollakkorden auf harten Gitarrenbrettern serviert. Im Publikum junge Grufties und rockende Greise. Heino hat die Selbstironie entdeckt.
Wie ein Eis im Sonnenschein
Als Held der deutschen Volksmusik hat Heino schon längst abgedankt. Nicht so als Ikone und Kultfigur - und er wirkt jugendlicher als in seinen besten Schlagerzeiten. Als 2015 die Eismarke "Langnese" 80 Jahre alt wird, macht Heino Werbung für das Kulteis "Dolomiti" - natürlich mit Sonnenbrille und einer Coverversion des Langnese-Werbesongs "Like Ice in the Sunshine".
Zurück zu den Wurzeln - mit einem Fauxpas
Heino erinnert sich auch heute noch an seine volksmusikalischen Wurzeln. So posiert er anlässlich eines Heimatkongresses im März 2018 mit der nordrhein-westfälischen Heimatministerin Ina Scharrenbach und einem Heino-Album aus dem Jahr 1981: "Die schönsten deutschen Heimat- und Vaterlandslieder". Darauf sind allerdings auch Lieder zu hören, die die Nazis im Dritten Reich gerne gesungen haben.