Auszeichnung für Heinrich August Winkler
10. August 2014Die Jury der Schweizer Stiftung ehrte den Historiker Heinrich August Winkler am Samstag (09.08.2014) als großen Europäer. Mit seinem Werk "Geschichte des Westens" komme er gerade zur rechten Zeit, sagte Journalist und Stiftungsratspräsident Frank A. Meyer: "Der Westen muss sich wieder seinen Werten zuwenden, sie in der Welt offensiv vertreten. Heinrich August Winkler liefert dazu die historische Grundlage", so Meyer.
Aktuelle Botschaft
Die Laudatio für den 75-jährigen Preisträger hielt Vizekanzler und Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Er würdigte ausdrücklich Winklers politisches Engagement: "Immer wieder kritisiert er Rückfälle in ein Denken, das die deutsche Entscheidung für die parlamentarische Demokratie, für ein geeintes und damit friedliches Europa und für enge transatlantische Beziehungen infrage stellt", so der SPD-Politiker. Hierbei vermittele der Historiker eine gerade für die gegenwärtige Politik sehr aktuelle Botschaft: Der Westen werde die nach den Kriegen und dem Fall der Mauer gewachsene friedliche Ordnung Europas nur verteidigen können, wenn er zusammenhalte und sich weiter an den Werten und Regeln orientiere, die den Kalten Krieg beendet hätten.
Bekannt durch Historikerstreit
Heinrich August Winkler wurde 1938 in Königsberg geboren und floh 1944 mit seiner Mutter vor der sowjetischen Armee in den Westen. In den 1980er Jahren wurde er durch den sogenannten Historikerstreit bundesweit bekannt, als er sich an der Seite des Philosophen Jürgen Habermas und des Verlegers Rudolf Augstein gegen eine Verharmlosung der nationalsozialistischen Verbrechen einsetzte. Der Professor für Geschichte ist seit 2007 emeritiert. In seinem zweibändigen Werk "Der lange Weg nach Westen" schildert Winkler den Weg Deutschlands zur Demokratie.
Preisverleihung beim Traditions-Dinner
Übergeben wurde ihm der mit 50.000 Euro dotierte Preis beim traditionellen "Dîner Républicain" im Castello del Sole im schweizerischen Ascona. Seit 40 Jahren bildet das Internationale Filmfestival von Locarno den festlichen Rahmen für die international besetzte Tafelrunde. Dieses Jahr zählten zu den Gästen unter anderem die Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte Navanethem Pillay, der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder, der ehemalige Außenminister Joschka Fischer sowie die Schriftsteller Olga Grjasnowa, Adolf Muschg und Robert Menasse.
Der Preis der Hans Ringier Stiftung wurde zum neunten Mal verliehen. Die Stiftung wurde 1998 in Zofingen in der Schweiz mit dem Ziel gegründet, den kritischen Journalismus zu fördern. Zu den bisherigen Preisträgern gehören unter anderem der Präsident der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Trichet, WTO-Generaldirektor Pascal Lamy, Philosoph Jürgen Habermas, Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher, Polens Ministerpräsident Donald Tusk und der ehemalige luxemburgische Premierminister Claude Juncker.
suc/mgr (dpa)