Helmut Schmidt: Ein Mann und seine Mütze
Selbst auf Staatsbesuchen nach China und Afrika kam sie auf seinen Wunsch ins offizielle Gepäck: die Prinz-Heinrich-Mütze. Der Hanseat und Bundeskanzler Helmut Schmidt hat damit außenpolitische Geschichte geschrieben.
Hanseatische Kultur
In Läden mit maritimer Bekleidung gibt es sie zu kaufen. Helmut Schmidts berühmte Kopfbedeckung gehörte auch zu seinem norddeutschen Selbstverständnis. Er war Hamburger mit Leib und Seele und blieb auch in der Zeit im Bonner Kanzleramt seinen norddeutschen Tugenden treu - und seiner Prinz-Heinrich-Mütze.
Wahlkämpfer mit Format
Die in Norddeutschland weit verbreitete Prinz-Heinrich-Mütze machte den SPD-Politiker bei den Deutschen sehr beliebt: ein ganz normaler Bürger, der in einem ganz normalen Hamburger Reihenhaus wohnte und nicht in einer protzigen Politiker-Villa. Hier ist "Schmidt Schnauze", wie ihn die SPD-Genossen nannten, gerade im Wahlkampf 1980 unterwegs.
Von Kindheit an
Schon in frühster Kindheit trug der junge Helmut eine Mütze. Für die Hamburger Kinder und Jugendlichen war es ganz normal, so eine "Schiffermütze" auf dem Kopf zu haben. Sie war gut gegen den kalten Wind, der in Norddeutschland manchmal vom Meer um die Häuser pfiff. Hier eines der wenigen Kinderfotos von Helmut Schmidt: 1932 war er 14 Jahre alt.
Schiffstaufe in Hamburg
In Hamburg gehörte in den 1960er Jahren korrekte Kleidung zum guten Ton. Der Mann ging nie ohne Kopfbedeckung aus dem Haus, die Dame von Welt schmückte sich gern mit einer Pelzkappe oder einem knappen Hütchen. Helmut Schmidt nimmt hier 1968 als damaliger Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion mit seiner Frau Loki an einer Schiffstaufe in Hamburg-Finkenwerder teil.
Auf der Chinesischen Mauer
Wenn sich Gelegenheit dafür bot, ließ sich Schmidt gern die touristischen Sehenswürdigkeiten des Landes zeigen, dem er als Regierungschef der Bundesrepublik Deutschland offiziell einen Staatsbesuch abstattete. Hier fotografiert er 1975 zusammen mit seiner Frau Loki auf der berühmten chinesischen Mauer.
Tropische Temperaturen
1975 trug Kanzler Schmidt diese sehr deutsche Kopfbedeckung zum ersten Mal bei einem offiziellen Anlass. Beim EG-Gipfel reagierten seine Kollegen "etwas verwundert", wie das Protokoll vermerkt. Drei Jahre später, 1978, konnte der jamaikanische Botschafter in Deutschland, Keith Johnson (li.), seine Landsleute schon darauf vorbereiten: Der deutsche Regierungschef kommt mit Prinz-Heinrich-Mütze.
Nordish by Nature
Mit dem Sozialdemokraten Olof Palme verband Schmidt auch eine politische Freundschaft, die über den offiziellen Kontakt hinaus ging. Hier begrüßt er den schwedischen Ministerpräsidenten 1982 vor seinem Privathaus in Hamburg-Langenhorn. Die Schmidts hatten Palme - ganz privat - zum Mittagessen eingeladen, Teil des offiziellen Protokolls seines eintägigen Staatsbesuches.
Deutsch-französische Annäherung
Manchmal war die wetterfeste Kopfbedeckung von Helmut Schmidt auch sehr nützlich. Hier nehmen der deutsche Bundeskanzler und sein französischer Amtskollege Giscard d'Estaing 1980 in Baden-Baden einen Appell deutscher und französischer Truppen ab - in strömendem Regen. Der Franzose konnte dem heftigen Niederschlag nur mit eleganter Haltung begegnen, Schmidt blieb weitgehend trocken.
Deutsch-deutsche Mützenkultur
Auch bei seinem DDR-Besuch im Dezember 1981 tauchte die Prinz-Heinrich-Mütze des westdeutschen Regierungschefs offiziell auf. Hier wartet er zusammen mit dem DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker vor dem Jagdhaus Hubertusstock am Werbellinsee auf die Bonner Delegation. Der See gehörte zum privaten Jagdgebiet der DDR-Oberen, für Schmidt ein eher peinlicher Moment.
Ein Staatsmann blickt zurück...
Als weltweit geschätzter Staatsmann konnte Helmut Schmidt am Ende seines Lebens auf eine beeindruckende Karriere zurückblicken: vom unbekannten Hamburger Polizei-Senator zum Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Von 1983 bis zu seinem Tod war er auch ein gefragter Redner und Interviewpartner - und Mitherausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit". Im Büro nahm er die Mütze dann aber doch ab.