Herzschrittmacher mit Atombatterie?
17. Januar 2019Auf dem Weg zu medizinisch nutzbaren Atombatterien haben russische Forscher nach eigenen Angaben einen wichtigen technischen Fortschritt erzielt. Es gelang ihnen, das radioaktive Isotop Nickel-63 als mögliche Energiequelle in einer Gaszentrifuge auf mehr als 69 Prozent anzureichern. Das teilte der staatliche russische Hersteller von Kernbrennstoffen TVEL in Moskau kürzlich mit. Vom Grad der Anreicherung hängt die Lebensdauer der Batterie ab. Noch 2019 solle in der Forschungsanlage in Selenogorsk in Sibirien eine Anreicherung von über 80 Prozent erreicht werden. Laut TVEL liegen kompakte Atombatterien mit einer Lebensdauer von bis zu 50 Jahren derzeit im Trend im Instrumentenbau und in der Funkelektronik.
Atomgetriebene Mikrobatterien könnten nicht nur in Weltraum-, Militär- oder Industrieanlagen, sondern auch in "Herzschrittmacher und andere Biostimulatoren" verwendet werden, so TVEL. Denn bislang halten die Batterien eines Herzschrittmachers nur etwa fünf bis zehn Jahre.
Unbedenkliche Strahlung
Der Strom entsteht bei nuklearen Minibatterien nicht wie im Atomkraftwerk infolge der Energieentwicklung einer Kernspaltung, sondern aus dem natürlichen Zerfall künstlicher Radioisotope wie Nickel-63 oder Tritium. Das künstlich hergestellte Isotop Ni-63 hat eine Halbwertzeit von 100 Jahren. Es zerfalle in eine "sanfte Beta-Strahlung ohne schädliche Gamma-Strahlung", teilte TVEL mit. Damit kommt es für den Einsatz in der Medizin in Frage. Zum Abschirmen dieser Strahlen reiche laut Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) "schon eine einfache Plastikverpackung".
Mehr dazu:Implantierter Lebensretter: Der Herzschrittmacher wird 60
Neu ist die Idee atomgetriebener Herzschrittmacher nicht. Mitte der 1970er Jahre seien einigen Patienten in den USA, aber auch in Deutschland Batterien mit dem Isotop Promethium-147 eingepflanzt worden, teilte das BfS mit. Dabei habe es aber Probleme bei der Größe, der Lebensdauer und der Abschirmung gegen Strahlung gegeben.
Die US-Raumfahrtbehörde Nasa verwendet seit langem Atombatterien - sogenannte RTGs (Radioiosotope Thermoelectric Generators) – als Energiequelle für Anlagen im Weltraum. Dabei wird meist der sehr starke Alphastrahler Plutonium-238 genutzt. Mit einer solchen Batterie fährt etwa der Mars-Rover Curiosity. Die Sowjetunion stattete früher auch Leuchttürme und andere entlegene Anlagen mit RTGs aus.
af/fs (dpa)
Mehr dazu: Radioaktiven Stoffen auf der Spur