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Hessen als Schauplatz für Bollywood-Filme

Das Gespräch führte Priya Esselborn21. September 2003

Indischen Filmfans sind die Schweizer Alpen schon lange ein Begriff. Bald sollen sie auch Hessen kennen. DW-WORLD sprach mit Rainer Stenzenberger von der InvestitionsBank Hessen AG über Bollywood und Standortpolitik.

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Bis zu 900 Filme werden in Indien jährlich produziertBild: AP

DW-WORLD: Wie kam es denn zu der Idee, indische Filmemacher nach Deutschland zu holen?

Rainer Stenzenberger: Die Idee wurde anlässlich eines Gesprächs zwischen Ministerpräsident Roland Koch und dem indischen Botschafter in Deutschland geboren. Da kam es zu einem Austausch von Gastgeschenken - u.a. einem Bildband, den der indische Botschafter Koch überreicht hat und in dem zu sehen war, wie bedeutend die indische Filmindustrie ist. Und dass viel im Ausland gedreht wird, überwiegend in der Schweiz tut. Und die Idee war dann: warum nicht auch in Hessen?

Was kann Hessen bieten, was die Schweiz nicht hat?

Wir können zum einen schöne Filmsets bieten. Wir haben natürlich nicht das Matterhorn, aber wir haben wunderbare Schlösser und Burgen oder das Rheintal. Wichtig sind aber nicht nur die Filmsets als solche, sondern die umfassende Betreuung solcher Filmcrews. Wir versuchen ihnen möglichst viel abzunehmen wie Transport, Logistik, Unterkunft. Und was die Inder betrifft, ist vor allem der Bereich Kulinarisches sehr wichtig.

In die Schweiz gibt es bereits einen regelrechten Reisetourismus der Inder. Spekulieren Sie auch in diese Richtung?

Da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau dieser Mechanismus findet weltweit statt. Neuseeland ist ein sehr gutes Beispiel, dessen Tourismuszahlen gewachsen sind, seit der "Herr der Ringe" erschienen ist. Es gibt diesen Mechanismus von sehr großen Filmerfolgen und der Zunahme des Tourismus. Den wollen wir uns zu eigen machen.

Wann sollen die ersten Inder kommen?

Unser Zeitplan ist, dass wir Anfang Oktober 2003 eine Akquisitions-Veranstaltung in der Höhle des Löwen in Mumbai (der indische Name für Bombay) durchführen. Das ist der Ort, der auch als Synonym für Bollywood steht. Sicherlich ist nicht zu erwarten, dass man einige Wochen danach eine Filmcrew in Hessen sehen wird, sondern es wird der nächste Schritt sein, dass Inder - seien es Produzenten oder seien es Journalisten - sich einfach die Orte mal anschauen. Wenn alles gut geht, könnte man Ende 2004 mit der ersten Crew rechnen.

Wie haben Sie sich persönlich mit der Materie indisches Kino beschäftigt?

Wir waren hier alle sehr fleißig, sind in Videotheken gegangen und haben uns indische Filme ausgeliehen - soweit es denn möglich ist. Denn man muss sehen, dass es zwei Arten indisches Kino gibt. Es gibt zum einen dieses international orientierte indische Kino mit Erfolgen wie "Kick it like Beckham", die man auch hier bekommt. Aber für das typische Bollywood-Kino, da muss man schon fast direkt nach Indien fahren, was ich auch getan habe. Das sind schon ganz interessante, eigenwillige Filme. Sehr dramatische Liebesgeschichten, mit einem hohen Anteil an Musik und sehr schönen Landschaften im Hintergrund.

Was ist Ihnen von ihren Kinobesuchen in Indien besonders in Erinnerung geblieben?

Besonders in Erinnerung geblieben ist mir, wie opulent die Filme dort sind. Diesen hohen Anteil an Gesang in den Filmen, das kennt man bei uns überhaupt nicht mehr. Der Kinobesuch ist ein sehr großes gesellschaftliches Event. Die Leute sind alle unglaublich begeistert, teils wird auch mitgesungen. Das war ein wunderbares Erlebnis.

Glauben Sie, dass die Bollywood-Filme mehr als nur ein Geheimtipp werden können?

Da habe ich meine Zweifel. Wenn wir Bollywood als Synonym für diese großen dramatischen Musicals verstehen, dann glaube ich nicht, dass das in Deutschland wie generell international ein großes Publikum finden wird. Bollywood hat zwar ein sehr großes Produktionsvolumen, aber keine große Reichweite. Ich würde eher erwarten, dass der Anteil international gestalteter Produktionen wie "Kick it like Beckham" oder "Monsoon Wedding" steigt.