Hilfe für Flutopfer läuft an
28. Dezember 2004Diese Katastrophe ist anders. Acht Länder, unzählige Inseln, tausende Kilometer Küste, zehntausende Tote. Die Hilfsorganisationen wissen kaum, wo sie anfangen sollen. Außerdem sind vielerorts Straßen und Eisenbahnen einfach verschwunden, kleinere Inseln praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. "Diese Naturkatastrophe ist von der räumlichen Ausdehnung einfach riesig", sagt Rudi Tarneden von UNICEF, dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen in Deutschland: "Es ist extrem schwierig, sich erst einmal einen Überblick zu verschaffen, wo die größten Schäden sind, wo die meisten Opfer sind und wo die meisten Hilfsbedürftigen sind."
Krisenstäbe entstehen
Hilfsorganisationen aus der ganzen Welt arbeiten in der Region. Schon am Sonntag (26.12.04) liefen Sofortaktionen an. Helfer evakuierten Menschen, transportierten Kranke ab und bargen Tote. Jetzt geht es darum, herauszufinden, was wo am dringendsten fehlt. Dazu brauchen die Organisationen Ansprechpartner in der Katastrophenregion, erklärt Rudi Tarneden: "Im Augenblick werden Krisenstäbe gebildet, die versuchen, die Informationen zusammen zu tragen. Das ist wie ein riesiges Puzzle, das durcheinander geraten ist." Die Situation ist damit für alle Beteiligten extrem schwierig, egal ob für Regierungen, Vereinte Nationen oder Hilfsorganisationen – Informationen treffen nur nach und nach ein.
Gemeinsam für Sri Lanka
Bisher gibt es vor allem Berichte aus den Touristenzentren. Besonders stark betroffen sind aber die ärmsten Regionen der Küstenstreifen. Dorthin besteht teilweise noch immer keine Verbindung. Schon jetzt ist aber klar, dass die Menschen vor allem ein provisorisches Dach über dem Kopf brauchen, Medikamente, Nahrung und Trinkwasser.
Vor allem Wasser ist ein dringendes Problem. In den dreckigen Fluten schwimmen tote Menschen und Tiere – die Seuchengefahr wächst mit jedem Tag. Schnelle und effiziente Hilfe kann es aber nur dann geben, wenn die Helfer zusammen arbeiten, sagt Rudi Tarneben: "Auf Sri Lanka haben sich die UN-Organisationen, die Regierung und die großen Nicht-Regierungsorganisationen bereits gestern an einen Tisch gesetzt und geguckt, was da los ist", erzählt er. Jeder trage so seinen Teil bei: "UNICEF hat zum Beispiel auf Sri Lanka fünf kleine Regionalbüros, und diese Regionalbüros haben die Informationen dann reingeliefert. Daraus entsteht dann nach und nach das Bild."
Das wichtigste zuerst
Ähnliche Krisenstäbe wie der in Sri Lanka sollen in den nächsten Tagen auch in den anderen betroffenen Ländern entstehen. Einen gemeinsamen Stab für das gesamte Katastrophengebiet wird es aber wohl nicht geben. In Sri Lanka werden heute schon die Absprachen von gestern umgesetzt. Die Menschen brauchen erst einmal Decken, Handtücher, Medikamente und Kindernahrung.
Dorothee Klaus ist als Helferin für UNICEF an der Aktion beteiligt. "Wir kaufen im Moment Hilfsgüter ein und sorgen dafür, dass diese in die Gebiete transportiert werden, die am meisten betroffen sind", erklärt sie. "Das heißt, die Leute werden mit den unmittelbarsten Gütern versorgt, die zum Überleben gebraucht werden in den nächsten ein, zwei, drei Wochen."
Keine übergeordnete Ebene
Alleine aus Deutschland ist eine ganze Reihe an Organisationen in der Region aktiv. Das Technische Hilfswerk, die Diakonie und die Welthungerhilfe sind nur drei unter vielen. Dazu kommen dutzende Organisationen aus aller Welt. Eine übergeordnete Ebene, die alle Aktionen koordiniert, gibt es nicht.
Auch UNO-Experten vor Ort können nur beraten, die Verantwortung bleibt immer bei den verantwortlichen Stellen vor Ort. Das zentrale Problem aber ist und bleibt für UNICEF-Mann Rudi Tarneden die Größe des Katastrophengebietes: "Es wird deswegen noch ein paar Tage dauern, bis die Hilfe etwas systematischer abläuft."