Hilfe für den Gazastreifen: USA verankern Pier an der Küste
16. Mai 2024Die Streitkräfte der USA haben einen provisorischen Hafen zur Lieferung von Hilfsgütern in den Gazastreifen fertiggestellt. Der Pier sei am Donnerstagmorgen an der Küste verankert worden, teilte das US-Zentralkommando auf dem Portal X mit. Es betonte, US-Soldaten hätten den Küstenstreifen dabei nicht betreten. Mit Unterstützung der Vereinten Nationen sollen in den nächsten Tagen die ersten Hilfslieferungen über die Anlegestelle an Land kommen und im Gazastreifen verteilt werden.
Der Behelfshafen soll als Drehscheibe für die Lieferung von Hilfsgütern dienen. Dort gab es bislang keinen Hafen, der tief genug für größere Frachtschiffe ist. Nach früheren Angaben des Pentagon sollen über den schwimmenden Pier zunächst etwa 90 Lastwagen-Ladungen pro Tag in den Gazastreifen gelangen. Zu einem späteren Zeitpunkt erwarte man bis zu 150 Lastwagen-Ladungen täglich.
Fünf Todesopfer durch Friendly Fire
Bei Kämpfen im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben der israelischen Armee fünf ihrer Soldaten durch Schüsse aus den eigenen Reihen getötet worden. Drei Soldaten seien verletzt worden, teilt die Armee mit. Israelische Medien berichten, eigene Panzer hätten Granaten auf ein Gebäude in dem Flüchtlingsviertel Dschabalia gefeuert, in dem die Soldaten sich aufhielten. Sie hätten diese fälschlicherweise für bewaffnete Palästinenser gehalten.
Israelische Bodentruppen haben kürzlich ihren Einsatz im Norden des Gazastreifens wieder aufgenommen - mit dem Ziel, eine Neuformierung von Kampfverbänden der militant-islamistischen Palästinenserorganisation Hamas dort zu verhindern. Die EU, die USA, Deutschland und andere Staaten stufen die Hamas als Terrororganisation ein. Seit dem Beginn des Israel-Hamas-Krieges am 7. Oktober des Vorjahres sind damit nach Angaben der Armee auf israelischer Seite 626 Soldaten und Soldatinnen gefallen und rund 3500 verletzt worden.
Der Krieg im Gazastreifen war durch einen Großangriff der Hamas auf Israel ausgelöst worden. Etwa 1170 Menschen wurden dabei nach israelischen Angaben getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Als Reaktion geht Israel seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei mittlerweile mehr als 35.200 Menschen getötet.
Gerichtshof berät über Eilantrag gegen Israel
Angesichts der israelischen Offensive in Rafah im südlichen Gazastreifen ruft Südafrika erneut den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag an. Im Rahmen seiner Völkermordklage fordert Südafrika, die israelische Offensive in Rafah zu stoppen. Außerdem soll Israel angewiesen werden, UN-Mitarbeitern, humanitären Hilfsorganisationen, Journalisten und Ermittlern ungehinderten Zugang zum Gazastreifen zu gewähren. Bisher habe Israel frühere Gerichtsentscheidungen ignoriert, heißt es in einem Eilantrag. Das höchste Gericht der Vereinten Nationen setzte zwei Tage für die Anhörung an.
Israel, das die Klage Südafrikas wegen Verletzung der Völkermordkonvention von 1949 als unbegründet bezeichnete, will sich am Freitag äußern. In früheren Schriftsätzen hatte Israel betont, es habe seine Bemühungen verstärkt, humanitäre Hilfe in den Gazastreifen zu bringen, wie es der Gerichtshof angeordnet hatte.
Südafrika hatte Israel Ende 2023 wegen Völkermordes an den Palästinensern im Israel-Hamas-Krieg angeklagt. Im Januar hatte der Gerichtshof Israel angewiesen, sicherzustellen, dass seine Truppen keine völkermörderischen Handlungen gegen Palästinenser begehen, mehr humanitäre Hilfe zuzulassen und alle Beweise für Verstöße zu sichern.
Neue Gewaltakte im Westjordanland
Bei gewaltsamen Zusammenstößen im besetzen Westjordanland wurden palästinensischen Angaben zufolge drei palästinensische Aktivisten von israelischen Soldaten erschossen. Bei dem Vorfall in der Stadt Tulkarem seien zudem mehrere Menschen verletzt worden, teilte die palästinensische Gesundheitsbehörde mit. Zuvor hatte sie den Tod eines jungen Mannes gemeldet, der an einem Kontrollpunkt außerhalb von Ramallah durch israelische Soldaten getötet worden sei.
Seit Beginn des Israel-Hamas-Krieges im Gazastreifen hat auch die Gewalt in dem seit 1967 von Israel besetzten Westjordanland zugenommen. Mindestens 502 Palästinenser wurden offiziellen palästinensischen Angaben zufolge seither von der israelischen Armee oder von israelischen Siedlern getötet. Im selben Zeitraum wurden nach Zählungen der Nachrichtenagentur AFP mindestens 20 Israelis bei Angriffen durch Palästinenser getötet.
Schlagabtausch zwischen Israel und Hisbollah
Die pro-iranische libanesische Hisbollah-Miliz hat die israelische Armee auf den besetzten Golanhöhen nach eigenen Angaben mit mehr als 60 Raketen attackiert. Es handele sich um Vergeltung für nächtliche Luftangriffe Israels, teilte die radikal-islamische Schiitenmiliz mit. Die Nachrichtenagentur Ani hatte zuvor gemeldet, dass Israel die Region Baalbek im Osten des Libanon angegriffen habe. Es habe einen Verletzten gegeben. Baalbek liegt an der Grenze zu Syrien und gilt als Hochburg der Hisbollah. Ein Sprecher des israelischen Militärs sagte, die Armee habe mit einem Luftangriff "tief im Libanon" ein Objekt im Zusammenhang mit der Raketenproduktion beschossen.
Am Mittwoch hatte die Hisbollah-Miliz nach eigenen Angaben mit mehreren Drohnen eine Militärbasis bei der israelischen Stadt Tiberias angegriffen. Die Miliz bezeichnete die Aktion als Reaktion auf den Tod des Hisbollah-Kommandeurs Hussein Makki, der am Dienstag bei einem israelischen Angriff in der Region Tyros getötet worden war.
kle/sti (dpa, afp, rtr, kna)
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