1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Hintergründe über die Terror-Organisation El-Kaida

Peter Philipp8. Juli 2005

Es ist ein Synonym des Terrors: El-Kaida. Das Netzwerk hat sich auch zu den Anschlägen in London bekannt. Informationen über diese Organisation.

https://p.dw.com/p/6tZF
Gejagt, aber unentdeckt: Osama Bin LadenBild: dpa

Der Begriff "El-Kaida" ("Die Basis") tauchte erst im Jahr 1998 auf, die Organisation ist aber etwa zehn Jahre älter. Sie entstand aus ideologischen Anhängern des aus Ägypten stammenden radikalen Islamisten Ayman A-Zawahiri und des saudischen Milliardärssohnes Osama Bin Laden: Beide hatten schon früh zueinander gefunden, wobei sich der ideologische Fanatismus des einen ideal ergänzte durch die schier unbegrenzten finanziellen Mittel des anderen.

Zawahiri und Bin Laden gehörten der "Internationalen Brigade" islamistischer Freiwilliger an, die nach Afghanistan zogen, um dort den Kampf gegen die sowjetischen Besatzer zu unterstützen. Sie wurden dabei zunächst unterstützt durch die USA, Saudi-Arabien, die Emirate und besonders durch den pakistanischen Geheimdienst ISI. Erst nach dem Abzug der Sowjets kühlte sich die Beziehung mit den USA ab und auch die Saudis reduzierten ihre Unterstützung. Pakistan hingegen zählte weiterhin zu den wichtigsten Förderern. Dies war mit ein Grund dafür, dass die von Islamabad unterstützten "Taliban" nach ihrer Machtübernahme Mitte der neunziger Jahre der "Kaida" großzügiges Gastrecht gewährten.

Algerien, Saudi-Arabien

Mit dem Ende des Afghanistan-Krieges kehrten nicht wenige der arabischen Kämpfer in ihre Heimatländer zurück. Sie begannen dort – vor allem in Ägypten und Algerien – militante Bewegungen aufzubauen, deren Ziel der Umsturz der in ihren Augen korrupten Regime war. Eine Reihe blutiger Terrorakte war die Folge, in Algerien trug dies maßgeblich zum Ausbruch des mehrjährigen Bürgerkrieges bei.

Ganz besonders gerieten aber Saudi-Arabien und die USA in den Fokus des "Kaida"-Interesses: Osama Bin Laden verteufelte das saudische Königshaus als unislamisch, korrupt und gottlos. Er warf ihm ganz besonders vor, dass es den "Heiligen Boden" amerikanischen Truppen geöffnet habe. Um Kuwait von der irakischen Besatzung zu befreien, ließ Riad zu, dass US-Truppen auf seinem Territorium stationiert wurden – eine Stationierung, die ein Jahrzehnt andauern sollte und den Islamisten ein besonderer Dorn im Augen war, weil Saudi-Arabien hiermit den "Ungläubigen" zugänglich gemacht wurde.

"Kreuzfahrer"

Anschlag auf US-Botschaft in Nairobi
Anschlag auf US-Botschaft in Nairobi (9.8.1998 / Archiv)Bild: AP

Schon bald begannen Terroranschläge in Saudi-Arabien und in den USA. Zunächst wurden amerikanische Ziele ausgesucht: Das World Trade Center (1993), amerikanische Truppen in Saudi-Arabien (1995 und 1996) und die amerikanischen Botschaften in Nairobi und Dar-es-Salam (1998). Bald wurden aber auch saudische Ziele angegriffen, wenn auch in weit geringerem Ausmaß.

Ideologisch wurden die Angriffe auf die USA damit gerechtfertigt, dass man hier die modernen "Kreuzfahrer" bekämpfe – inzwischen ein Standardbegriff für die USA und Israel. Ein Begriff auch, mit dem man leicht Anhänger in der islamischen Welt rekrutieren kann.

Nach den Angriffen auf die US-Botschaften in Ostafrika tauchte auch zum ersten Mal der Begriff "El-Kaida" in der Öffentlichkeit auf, nämlich als US-Präsident Clinton versuchte, Osama Bin Ladens Hauptquartier in Afghanistan mit Tomahawk-Raketen zu zerstören. Die Schäden waren beträchtlich, doch Bin Laden hatte sich längst abgesetzt. Auch Jahre später gelang es ihm, vor den amerikanischen Truppen zu fliehen, die Clinton-Nachfolger George W. Bush nach Afghanistan schickte.

"Schläfer"

Bin Laden profitierte und profitiert davon, dass "El-Kaida" alles andere ist als eine straff organisierte Bewegung. Experten meinen, dass der Begriff "die Basis" seinen Ursprung darin hat, dass man in einer Art "Datenbank" (englisch: "data base") die ehemaligen Afghanistan-Kämpfer und die später dort ausgebildeten Freiwilligen auflistete, um sie gegebenenfalls zu aktivieren. Dies sind Leute, die fast sämtlich in ihre Heimatländer zurückgekehrt sind oder in Drittländer und die dort – wie die "Schläfer" des 11. September in Hamburg - zum Teil ein völlig unauffälliges Leben führen, bis man sie für eine Aktion aktiviert.

Ein weiteres Charakteristikum für die "Kaida" ist, dass nicht jede Aktion zentral geplant und angeordnet wird, sondern dass in der arabischen Welt (da besonders im Irak), in Ostasien und zunehmend wohl auch in Europa solche Gruppen längst begonnen haben, selbständig zu agieren und sich zwar auf "El Kaida" zu berufen, mit dieser aber wohl kaum mehr als ideologisch identifizierbar sind. "El-Kaida" ist damit nicht geschwächt, sondern eher "effektiver" geworden: Die verqueren Ideale und hetzerischen Parolen Bin Ladens und seines Chefideologen Zawahiri finden in der islamischen Welt fruchtbaren Boden, wo man sich vom Westen – und da ganz besonders den USA und Großbritannien – bevormundet und benachteiligt fühlt. Gefühle, die durch das Vorgehen der USA im Irak und in Afghanistan fast täglich unterstützt und gestärkt zu werden scheinen.