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Hitler-Figuren: "Die Aura zertrümmern"

1. Juni 2009

Wie soll, wie darf man Hitler darstellen? Lächerlich? Als Monster? Als lächerliches Monster? Ein Gespräch mit der Filmwissenschaftlerin Margrit Frölich.

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Szenenfoto 'Der Untergang' (AP)
Traurig, traurig: Bruno Ganz als Hitler in "Der Untergang"Bild: 2004 Constantin Film, München

dw-world.de: Frau Frölich, wie hat sich die Darstellung Hitlers vom Nachkriegsfilm bis heute verändert?

Margrit Frölich: Lange Zeit galt es in der Bundesrepublik als Tabu, Hitler im Film darzustellen. Das war anrüchig. Darum hat man einen großen Bogen gemacht. "Der letzte Akt" von 1955 ist wirklich einzigartig in seinem Versuch, sich ernsthaft mit Hitler auseinanderzusetzen. Die Kinozuschauer haben fassungslos und verwirrt reagiert. Zum Teil haben sie auch gelacht, obwohl dies gar nicht intendiert war. Genau die gleiche Thematik, nämlich die letzten Tage im Führerbunker, hat dann 2004 ja auch "Der Untergang" aufgenommen. Vorher gab es nicht viel, nur eher marginale Werke wie etwa Christoph Schlingensiefs obszöne Farce "100 Jahre Adolf Hitler - die letzte Stunde" von 1989.

Was ist seitdem passiert? Ist Hitler enttabuisiert worden?

Szenenfoto 'Der letzte Akt' (dpa)
Albin Skoda als Hitler in "Der letzte Akt"Bild: picture-alliance / akg-images

Es hat sich in der Tat etwas verändert. "Der Untergang" und Dani Levys Film "Mein Führer" haben viele Debatten ausgelöst, ob man das so darf. Als Resultat ist auch in Deutschland eine entspanntere Haltung feststellbar.

Wovor hat man sich den früher gefürchtet bei Hitler-Darstellungen?

Unterschiedlich. Aus den unterschiedlichsten Perspektiven gab es eine Ratlosigkeit gegenüber dieser Figur. Es gab die in der NS-Propaganda vorgefundenen Monumentalisierung Hitlers, wie etwa in Leni Riefenstahls "Triumpf des Willens" von 1935. Satire wusste damit nicht recht umzugehen - anders als Intellektuelle wie Kurt Tucholsky Ende der Weimarer Republik, die Hitler als eine Art Clown gesehen haben. Das war der verbrecherischen Natur Hitlers nicht vielleicht auch angemessen. Auch Chaplin hat ja gesagt, wenn er vom Holocaust gewusst hätte, hätte er den Film "Der große Diktator" nicht drehen können.

Wie ist es bei zukünftigen Filmen? Ist es überhaupt noch wichtig, dass Hitler dargestellt wird?

Sicherlich. Geschichtsaufarbeitung bleibt wichtig. Das Bedürfnis nach ernsthafter Aufarbeitung wird bleiben, einfach auch um Aufklärung zu betreiben. Publikum, das einen solchen Zugang sucht, tut sich schwerer mit Parodien wie der von Helge Schneider. In den aufklärenden Projekten wie "Der Untergang" besteht aber eher die Gefahr, den Mythos Hitler weiter zu produzieren. Subversiv denkende Künstler aber setzen auf einen anderen Trend: Hier geht es einfach darum, die Aura dieser Figur gründlich zu zertrümmern.

Musical 'The Producers' (Foto: AP)
Hitler im Musical "The Producers - Frühling für Hitler"Bild: AP

Interview: Klaus Gehrke
Redaktion. Oliver Samson

Margrit Frölich ist Studienleiterin der Evangelischen Akademie und Mitherausgeberin des Buches: "Lachen über Hitler – Auschwitz-Gelächter? Filmkomödie, Satire und Holocaust, 2003".