Hitzewelle und Brände in Südeuropa
17. Juli 2022Die durch die Hitzewelle ausgelösten Waldbrände im Südwesten Europas stellen die Feuerwehren der betroffenen Staaten vor eine harte Belastungsprobe. Durch die seit einer Woche wütenden Brände wurden allein in Frankreich, Portugal, Spanien, Italien und Griechenland tausende Hektar Land verwüstet.
In Italien haben die Feuerwehren an mehreren Orten im Land wieder gegen Waldbrände gekämpft. Auf Sizilien rückten die Einsatzkräfte nahe Palermo erneut zu einem Feuer in Montelepre aus. Medienberichten zufolge unterstützen zwei Löschflugzeuge und ein Hubschrauber die Helfer am Boden. Bei drei zeitgleichen Feuern an verschiedenen Orten sei man sicher, dass es sich nicht um Selbstentzündung gehandelt habe, erklärte der dortige Bürgermeister.
In der Gironde bedrohen Feuer die Campingplätze
Am Sonntag konnten die Behörden zumindest in einigen Gebieten Frankreichs und Portugals Erfolge bei der Brandbekämpfung melden. Allein im bei Touristen besonders beliebten südwestfranzösischen Département Gironde vernichteten die Brände nach jüngsten Angaben der Behörden seit Dienstag mehr als 10.500 Hektar Wald, rund 14.000 Einwohner und Urlauber mussten in Sicherheit gebracht werden. Am Samstagabend bedrohten die Flammen mehrere Campingplätze in der Nähe der Dune de Pilat bei Bordeaux, Europas höchster Wanderdüne.
Vertreter der Feuerwehr und der Rettungsdienste sprachen von einer "Herkules-Aufgabe", berichteten jedoch zugleich, dass sie die größten Brände allmählich in den Griff bekämen. Wegen der anhaltend hohen Temperaturen galt am Sonntag erhöhte Alarmbereitschaft in 37 von 101 Départements in Frankreich.
Neue Hitzerekorde in Frankreich?
Die Hitzewelle mit Temperaturen von bis zu 41 Grad in Frankreich soll mindestens noch bis Anfang der Woche andauern. Der französische Wetterdienst rechnete in einigen Gebieten im Westen des Landes mit neuen Hitzerekorden.
In Portugal sind nach Angaben des Zivilschutzes seit Beginn der Hitzewelle in Portugal bis zu 15.000 Hektar Wald- und Buschland vernichtet worden. Zwei Menschen kamen ums Leben, darunter der Pilot eines Löschflugzeuges. Mehr als 60 weitere Menschen wurden verletzt.
Extremadura und Galicien in Spanien betroffen
In Spanien sind noch immer rund 20 Brände nicht unter Kontrolle. Von rund 3000 Menschen, die am Samstag vor einem Brand in der Nähe des Urlauberorts Málaga im Süden Andalusiens vorsorglich in Sicherheit gebracht werden mussten, durften einen Tag später nur etwa 300 wieder in ihre Häuser zurückkehren.
Allein in den Regionen Galicien und Extremadura an der portugiesischen Grenze vernichteten die Brände bisher tausende Hektar Land. Es sei traurig mitansehen zu müssen, wie "ein Teil unseres Naturerbes" in Flammen aufgehe, erklärte Vize-Regierungschefin Nadia Calviño auf Twitter. Der Wetterdienst gab für praktisch ganz Spanien einschließlich der Balearen-Inseln erneut Hitzewarnungen aus.
Hitzewarnungen auch in Großbritannien
Auf der griechischen Insel Kreta kämpften die Feuerwehrleute unterdessen weiter gegen einen Brand in der Region der Hafenstadt Rethymno. Sieben Dörfer in dem ländlichen Gebiet mussten seit Freitag evakuiert werden.
Brenzlig blieb die Lage in Marokko, wo ein 4660 Hektar großes Gebiet im Norden des Landes seit Tagen in Flammen steht. Die Behörden mobilisierten am Samstag zusätzliche Feuerwehrleute und Soldaten. Bislang starb ein Mensch, mehr als 1320 Familien aus 19 Dörfern mussten nach Angaben der örtlichen Behörden evakuiert werden.
In Großbritannien hat der nationale Wetterdienst seine erste rote Warnung vor "extremer Hitze" für Teile Englands für Montag und Dienstag herausgegeben. Es wird vorausgesagt, dass die Temperaturen bis zu 40 Grad erreichen und damit den bisherigen Rekord von 38,7 Grad aus dem Jahr 2019 übertreffen könnten.
nob/as (afp, dpa, rtr)