1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

HIV-infiziertes Baby doch nicht geheilt

Gudrun Heise12. Juli 2014

Die Geschichte von dem Baby, das mit HIV zur Welt kam und geheilt wurde, schien ein Meilenstein in der Aids-Forschung zu sein. Doch viele waren skeptisch - und bekamen recht: Das Virus ist zurück.

https://p.dw.com/p/1CbEJ
Bluttest HIV (Foto: Rainer Jensen +++(c) dpa - Report)
Beim so genannten "Mississippi-Baby" wurden bei einem Bluttest wieder HI-Viren gefunden.Bild: picture-alliance/dpa

Behandelt worden war das HIV-infizierte Baby aus dem US-Bundesstaat Mississippi mit einer Kombination aus drei Medikamenten. Nach einem Monat seien die HI-Viren kaum noch nachweisbar gewesen, erklärte die Virologin Deborah Persaud von der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore damals.

Doch bei einem Routine-Test, der jetzt an dem mittlerweile vier Jahre alten Mädchen durchgeführt wurde, wiesen die Ärzte HIV-Antikörper nach. Die deuten darauf, dass sich das Virus im Körper wieder ausgebreitet hat. Auch die T-Zellen im Immunsystems des Mädchens sind verringert.

Ein herber Rückschlag

Eine Möglichkeit für diesen Verlauf: Die Medikamente haben nicht alle HI-Viren vernichtet. Warum das so ist, warum überhaupt wieder Erreger nachgewiesen werden können, dem müssen die Forscher jetzt erst noch auf die Spur kommen.

Die Fachwelt ist ratlos und enttäuscht. Mediziner werden vor eine neue Herausforderung gestellt, das kleine Mädchen auch.

Viele Zweifler

Schon kurz nachdem die Nachricht vom Mississippi-Baby und dessen Heilung Mediziner und Forscher in Erstaunen versetzt hatte, kamen bei einigen doch Zweifel auf, so auch bei dem HIV-Experten Norbert Brockmeyer. Er hatte gegenüber der Deutschen Welle erklärt, dass er nicht von "Heilung" sprechen wolle. Schließlich seien nicht alle genetischen Untersuchungen gemacht worden.

Norbert Brockmeyer Portrait (Foto: Privat)
Norbert Brockmeyer ist HIV/Aids-ExperteBild: picture-alliance/dpa

Für ihn war die Nachricht vom genesenen Baby aber dennoch ein Hinweis darauf, dass sich die Forschung auf dem richtigen Weg befinde.

Funktionelle Heilung

Ein Begriff, der jetzt immer wieder fällt, ist der der "funktionellen Heilung". Darunter verstehe man laut Brockmeyer, dass Virusbestandteile nachzuweisen sind, aber keine teilungsfähigen Viren mehr. Die Virusreplikation, die Vermehrung des Virus also, kann auf einem niedrigen Niveau gehalten werden. Die Viruslast wird bei dieser Therapie unterdrückt. Meistens aber steigt die Zahl der Viren nach dem Absetzen der Medikamente wieder an.

Beim Mississippi-Baby liegt der Fall etwas anders: Das Mädchen hatte über lange Zeit keine Medikamente genommen, und trotzdem war kein Virus nachweisbar. Nach dem enttäuschenden Testergebnis wird das Mädchen jetzt aber wieder behandelt. Von einem aber gehen die Forscher aus: Je schneller behandelt wird, desto größer ist die Chance, die Viren einigermaßen in den Griff zu bekommen.

HI-Virus: Andockfaktor bei Immunzellen entdeckt (Foto: AIDS-Forschungsinstitut IrsiCaixa, Barcelona)
Weltweit läuft die Aids-Forschung auf Hochtouren.Bild: AIDS-Forschungsinstitut IrsiCaixa, Barcelona