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Kavli-Preis für Göttinger Physiker

30. Mai 2014

Ein Deutscher erhält einen der weltweit höchsten Wissenschaftspreise: Stefan Hell, Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie in Göttingen. Sein Spezialgebiet ist die Lichtmikroskopie.

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Stefan W. Hell (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Stefan W. Hell bekommt den mit insgesamt einer Million Dollar (rund 730.000 Euro) dotierten Kavli-Preis für Nanowissenschaften. Der Physiker wird für seine bahnbrechenden Leistungen in der Lichtmikroskopie geehrt. Der 51-Jährige teilt sich den norwegischen Preis mit zwei weiteren Wissenschaftlern: Thomas W. Ebbesen von der Universität Straßburg (Frankreich) und Sir John B. Pendry vom Imperial College London. Die Beiträge der drei zur Nano-Optik hätten die Auflösungsgrenze der optischen Mikroskopie revolutioniert, teilten das Max-Planck-Institut in Göttingen und das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg (DKFZ) mit. Hell arbeitet auch am DKFZ. Die drei Wissenschaftler forschen unabhängig voneinander.

Zellen mit erheblich höherer Detailschärfe untersuchen

Hell werde "für seine bahnbrechenden Entwicklungen, die zur Fluoreszenzmikroskopie mit Nanometerauflösung führten, und neue Anwendungen in der Biologie eröffneten" geehrt, begründete die Jury ihre Entscheidung. Für sein neuartiges Lichtmikroskop hat er bereits mehrere Auszeichnungen erhalten, darunter den Deutschen Zukunftspreis im Jahr 2006 (Artikelbild) und den Körber-Preis 2011. Die Technik ermöglicht es, in die molekularen Strukturen von lebenden Zellen vorzudringen. Herkömmliche Lichtmikroskope können Objekte, die weniger als 200 Nanometer (millionstel Millimeter) voneinander entfernt sind, im Bild nicht mehr trennen. Die von Hell in den 1990er Jahren erfundene STED-Mikroskopie (Stimulated Emission Depletion) und damit verwandte Verfahren erlauben es inzwischen, Zellen mit erheblich höherer Detailschärfe zu untersuchen.

Vor Kurzem sei es Hell sogar gelungen, Stränge der menschlichen DNA mithilfe des STED-Verfahrens sichtbar zu machen, teilte das DKFZ mit. In Zukunft könnte es so möglich sein, Wiederholungen oder Lücken innerhalb der DNA zu erkennen und damit Fehler, die schwere Krankheiten wie Krebs verursachen.

Hirn-Netzwerke für die Erinnerung und Kognition

In Astrophysik wurden die Wissenschaftler Alan H. Guth (Massachusetts Institute of Technology/USA), Andrei D. Linde (Stanford University, USA) und der Russe Alexej A. Starobinsky (Landau Institut für Theoretische Physik in Moskau) für ihre Beiträge zur kosmologischen Inflation ausgezeichnet. Dabei geht es um die rasche Ausdehnung des Universums nach dem Urknall. Den Kavli-Preis im Bereich Neurowissenschaften teilen sich Brenda Milner von der kanadischen McGill University, John O'Keefe vom britischen University College London und Marcus E. Raichle von der Washington University School of Medicine in Saint Louis (US-Bundesstaat Missouri). Sie entdeckten spezialisierte Hirn-Netzwerke für die Erinnerung und Kognition.

Der Kavli-Preis soll am 9. September 2014 in Oslo vom norwegischen König Harald überreicht werden. Die Auszeichnung der Norwegischen Akademie der Wissenschaften, der Kavli-Stiftung und des norwegischen Forschungsministeriums wird seit 2008 alle zwei Jahre für herausragende Leistungen in den drei Bereichen Astrophysik, Nanowissenschaften und Neurowissenschaften verliehen.

pg/qu (dpa)