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Hochkarätige Anlage

Monika Lohmüller31. Mai 2012

Schmuck übt seit jeher eine starke Anziehungskraft aus - besonders auf Frauen, aber nicht nur. Hochkarätiges zieht in Zeiten von Euro-Schuldenkrise und niedrigen Zinsen auch viele Anleger in seinen Bann.

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Collier, Diamant; Diamantring (Foto: Fotolia)
Symbolbild Schmuck als GeldanlageBild: Fotolia/fotografci

Die Schuldenkrise bringt einst unerschütterlich scheinende deutsche Tugenden ins Wanken: Anstatt auf dem Sparbuch den Notgroschen für schlechte Zeiten zu horten, geben deutsche Verbraucher derzeit ihr Geld mit vollen Händen aus. Von diesem Verhalten profitiere auch die Schmuckbranche, sagt Joachim Dünkelmann vom Bundesverband der Juweliere: "Die Verbraucher sind in Kauflaune, auch bedingt durch die niedrige Arbeitslosigkeit und die hohen Lohnabschlüsse."

Die Branche setzte 2011 rund fünf Milliarden Euro um. Gut zwei Drittel davon entfielen auf Schmuckstücke, ein Drittel auf Uhren. Auch für dieses Jahr rechnen die Juweliere wieder mit einem Umsatzplus. Die hohen Preise für Gold, Silber, Platin und Diamanten ändern scheinbar nichts daran, dass die Kunden bereit sind, mehr Geld für edle Waren ausgeben: "Vor allem der hochwertige Schmuckbereich profitiert sehr stark davon, dass das Wertempfinden der Verbraucher für die Produkte gestiegen ist", sagt Dünkelmann. Das liege vor allem daran, dass der Goldpreis sich kontinuierlich nach oben entwickele und auch Diamanten sich im Wert stabil zeigten.

Edelsteine als Geldanlage?

Aber taugt Hochkarätiges, taugen Edelsteine als Geldanlage überhaupt für Privatpersonen? Die Stiftung Warentest warnt vor einem für Laien undurchsichtigen Markt. Wer sich da nicht auskenne, der solle die Finger davon lassen, heißt es kategorisch. Schmuck oder ein Diamant sollte dann lieber getragen werden, als im Safe auf bessere Zeiten zu warten.

So sieht das auch Jürgen Kurz von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz in Düsseldorf. Er weist darauf hin, dass bei einem Kauf eines Schmuckstücks nicht nur das Material bezahlt wird, sondern auch die Arbeitskosten und gegebenenfalls auch die Provision, die der Händler bekommt: "Wenn der Schmuck, so hochwertig er auch sein mag, der Mode nicht mehr entspricht, dann bekommt man halt  'nur noch den Materialwert'."

LLUSTRATION - Ein Mitarbeiter der Ex Oriente Lux AG bedient in Reutlingen einen Gold-to-go-Automaten (Foto vom 02.06.2010). Kaffee, Kondome, Kaugummi - solche Produkte erwartet man in einem Automaten. Aber Gold? Der Unternehmer Thomas Geissler aus Reutlingen will mit Gold-to-go-Automaten groß ins Geschäft einsteigen. Das erste Gerät steht in einem Luxushotel in Abu Dhabi, das zweite seit kurzem in Reutlingen. Foto: Marijan Murat dpa/lsw (zu lsw-Korr "Unternehmer verkauft Gold-Barren aus dem Automaten" vom 06.08.2010) Schlagworte Unternehmen, Finanzen, Gold
Gold aus Automaten - zu teuer, die Handelsspannen sind zu groß.Bild: picture alliance/dpa

Goldmarkt ist durchschaubar

Anders als bei Edelsteinen ist der Goldmarkt für Laien durchschaubarer, mit klaren Kriterien für die Preisfeststellung. Und auch wenn der Goldpreis in den letzten Wochen etwas unter Druck geraten ist, der Wert einer Feinunze liegt derzeit immer noch bei über 1.500 US-Dollar. Doch Gold in kleinen Mengen als Geldanlage zu kaufen, davon raten Experten ab. Die Stiftung Warentest hat errechnet, dass beispielsweise bei Ein-Gramm-Barren, die leicht auch aus Automaten zu bekommen sind, häufig die Handelsspannen zwischen An- und Verkaufspreis bei zehn bis zwanzig Prozent liegen. Üblich seien drei bis fünf Prozent.

Die hohe Nachfrage nach Gold erkläre sich damit, dass das Edelmetall in Krisenzeiten nach wie vor als "Fluchtwährung" gelte, sagt Jürgen Kurz von der Schutzvereinigung Wertpapierbesitz: "Wenn Inflation droht oder wenn irgendwo Krisen sind, dann flüchten die Leute ins Gold. Das war schon immer so und das wird auch so bleiben." Allerdings müsse jedem klar sein, dass Gold keine Rendite erwirtschaftet.

"Wer in Gold investiert, lebt nur davon, dass der Kurs steigt", sagt Joachim Kurz. "Man hat schon einige Male gesehen, dass in Krisenzeiten der Goldkurs sehr stark steigt. Allerdings, wenn die Krise bewältigt ist, sinkt der Preis auch wieder sehr schnell." Grundsätzlich sei Gold als Beimischung im Depot sinnvoll: "Aber es sollte keine allzu große Beimischung sein", warnt Kurz.

Schmuck – ein persönlicher Wert

Die Investition in Sachwerte kommt in diesen Zeiten der gesamten "glänzenden Branche" zugute. Ein hoher Goldpreis schreckt nicht ab, sondern zieht an – im wahrsten Sinne des Wortes. Auf diese Weise bekommen Uhren oder Colliers, auch wenn sie sich als Geldanlage nicht eignen, zumindest für die Träger einen hohen, persönlichen und damit auch nachhaltigen Wert. Ähnlich sieht das Joachim Dünkelmann vom Bundesverband der Juweliere.

Schmuck habe im Gegensatz zu einem Auto oder einem Kleid, die im Laufe der Jahre an Wert verlören, schon eine Werthaltigkeit: "Bei Uhren und Schmuck hat man immer noch den Materialwert, der der Investition entgegensteht. Insofern verzinst sich eine Investition in Uhren und Schmuck natürlich nicht - aber sie kaufen einen nachhaltigen Wert."