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Hoffen auf den neuen Auftraggeber

Andreas Becker2. Juli 2004

Nach der offiziellen Machtübergabe an die irakische Übergangsregierung machen sich auch deutsche Firmen wieder größere Hoffnungen auf lukrative Aufträge im Irak.

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Brücken bauen für die deutsche WirtschaftBild: AP

Nach dem Ende des Irak-Krieges waren deutsche Firmen zunächst von Aufträgen der US-Regierung ausgeschlossen worden. Dies galt als Strafe für die Antikriegshaltung der deutschen Regierung. Nach der Machtübergabe können die irakischen Behörden vermehrt selbst bestimmen, welche Aufträge an welche Unternehmen vergeben werden. Das Geld dazu kommt aus den Öleinnahmen des Irak, die bisher in einen Fonds zum Wiederaufbau flossen, der von den Besatzungsmächten USA und Großbritannien kontrolliert wurde.

Entsprechend hoffen deutsche Firmen, nun wieder stärker am Geschäft mit dem Wiederaufbau beteiligt zu werden. Hans-Jürgen Müller vom deutschen Gross- und Außenhandelsverband (BGA) rechnet zwar damit, dass vor allem einheimische Firmen von Aufträgen der irakischen Behörden profitieren werden. Im guten Ruf, den deutsche Firmen im Irak genießen, sieht er allerdings eine große Chance. "Wenn sich irakische Firmen an Ausschreibungen beteiligen, können sie deutsche Firmen als Subunternehmer einführen", hofft Müller. "Und das werden sie im technischen Bereich sicherlich tun, da, wo es um Ersatzteile und Maschinenlieferungen geht." Irakische Privatleute hätten eine starke Affinität zu deutscher Technik.

Amerikaner bauen die Infrastruktur

Im Kriegsjahr 2003 exportierten deutsche Firmen Waren im Wert von 200 Millionen Euro in den Irak. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) geht davon aus, dass dieses Volumen im laufenden Jahr überschritten wird, ohne allerdings konkrete Zahlen nennen zu können. Vor rund 20 Jahren lag das deutsche Exportvolumen noch deutlich höher. 1982, vor dem Iran-Irak-Krieg, wurden Waren im Wert von vier Milliarden Euro von Deutschland in den Irak ausgeführt.

Zur Zeit muss im Irak erst einmal die Infrastruktur wieder aufgebaut werden. Aufträge für den Straßen- oder Brückenbau sowie die Errichtung von Telekommunikationsnetzen und Anlagen für die Versorgung mit Wasser und Energie gehören zu den lukrativsten Projekten im Irak. Deutsche Firmen sind hier bislang kaum vertreten, allenfalls als Subunternehmer amerikanischer Firmen, die den Löwenanteil solcher Aufträge bekommen haben. Daran wird sich in naher Zukunft auch nichts ändern, glaubt Außenwirtschaftsexperte Müller. "Hier läuft sehr viel über die amerikanische Schiene und das von den USA beeinflusste internationale Ausschreibungsgeschäft", bedauert der BGA-Mann. Das bedeutet schlechte Aussichten für die Deutschen. So vergab die US-Regierung Bauaufträge im Wert von rund fünf Milliarden Dollar ausschließlich an Firmen aus Ländern, die am Irak-Krieg teilgenommen hatten.

Lokale Partner als Türöffner

Um ihre Chancen auf Geschäfte im Irak zu verbessern, verlegen sich deutsche Firmen deshalb auf einen andere Strategie. Schon in der Vergangenheit haben sie sich bemüht, als Subunternehmer arabischer Partner zum Zuge zu kommen, zum Beispiel bei Firmen aus Kuweit und den Vereinten Arabischen Emiraten. Dabei seien sie zumindest nicht auf das Wohlwollen der US-Amerikaner angewiesen, erklärt Hans-Jürgen Müller. In der jordanischen Hauptstadt Amman gibt es seit Mitte Juni ein Verbindungsbüro der deutschen Wirtschaft, das mittelständischen Unternehmen Kontakte mit Geschäftspartnern im Irak und in anderen Golfstaaten vermitteln soll. Mittelfristig ist die Gründung einer deutsch-irakischen Handelskammer geplant.

Angst vor Anschlägen

Gebremst werden sämtliche Geschäftsbemühungen allerdings von der weiterhin riskanten Sicherheitslage im Irak. Jeden Tag werden im Schnitt 40 Anschläge auf Soldaten und Zivilisten verübt. Nicht gerade ermutigend für deutsche Firmen, erklärt Müller: "Die Neigung, sich im Irak direkt wirtschaftlich zu betätigen - also nicht über ausländische Partner, die meist auch das Personal stellen - ist von daher nach wie vor gering." Der deutsche Technologiekonzern Siemens, der an der Errichtung eines Mobilfunknetzes und auch im Kraftwerksbau beteiligt ist, setzt seine deutschen Mitarbeiter nur sehr kurz und nach eingehender Sicherheitsprüfung im Irak ein. Nach Angaben des DIHK hielten sich Ende Juni ingesamt weniger als 20 deutsche Firmen-Mitarbeiter im Irak auf. Zum Vergleich: Allein der amerikanische Ölkonzern Halliburton hat 40 seiner Mitarbeiter im Irak verloren.