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Hoffnung für das Herz der Industrie

Rolf Wenkel28. Oktober 2003

Die weltgrößte Metallbearbeitungsmesse EMO in Mailand ist ein Kontakt-Karussell der Auto- und Metallindustrie. Die Hoffnungen sind dort dieses Jahr groß, dass ein möglicher Aufschwung neue Aufträge in die Bücher bringt.

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Bild: AP

Wann immer die Automobilindustrie einen neuen Motor oder eine neue Karosserie entwickelt, müssen anschließend Maschinen her, die diese neueste Kreation in Massen herstellen können. Spätestens hier schlägt die Stunde für die so genannte Werkzeugmaschinenindustrie, die den Automobilbauern, aber auch allen anderen Industriezweigen die passenden Maschinen baut und einrichtet. Die Branche trifft sich alle zwei Jahre auf der EMO, eine der weltweit führenden Messen für die Metallbearbeitung, die in diesem Jahr bis zum 28. Oktober in Mailand stattfindet.

Deutsches Herz der Industrie

Die deutsche Werkzeugmaschinenindustrie ist nach den USA die zweitgrößte in der Welt, und darauf sind die überwiegend mittelständischen Firmen mächtig stolz. In Mailand, wo sich 1600 Firmen aus 38 Ländern präsentieren, stellen sie mit über 280 Ausstellern das größte Kontingent an ausländischen Ausstellern. Die Werkzeugmaschinenbauer bezeichnen sich gerne als das Herz der Industrie, denn ohne sie liefe gar nichts in der Massenproduktion. Und weil sie für diese Produktion die Maschinen bauen, müssten sie eigentlich einen beginnenden Aufschwung als erstes zu spüren bekommen. Entsprechend groß sind die Hoffnungen, sagt Berndt Heller, Vorsitzender des Vereins deutscher Werkzeugmaschinenfabriken (VDW): "Die Messe fällt in eine Phase, in der die Welt einen Wirtschaftsaufschwung erwartet. Die Aussteller hoffen, sich gerade zum rechten Zeitpunkt auf dem Innovationsforum EMO zu präsentieren und damit eine wieder anziehende Investitionsbereitschaft der Werkzeugmaschinenkunden mit neuen und kreativen Lösungen zu beflügeln."

Ein düsteres Jahr

Allerdings sind die Anzeichen für einen Aufschwung noch recht mager. Der Umsatz sank in den ersten acht Monaten um rund zehn Prozent, die Kapazitäten der Branche sind nur zu 80 Prozent ausgelastet, die Aufträge reichen für sechs Monate. "Die Hoffnungen zu Beginn des Jahres haben sich nicht erfüllt. Der VDW rechnet damit, dass die Produktion im laufenden Jahr um acht Prozent zurück geht. Damit erreicht sie absolut gesehen 8,8 Milliarden Euro", sagt Berndt Heller.

Kleine Hoffnungsschimmer

Dennoch gibt es Anzeichen für eine Besserung, im Juli verzeichneten die Werkzeugmaschinenbauer den höchsten Auftragseingang des Jahres, und auch im August gingen 20 Prozent mehr Bestellungen ein als im Vorjahr. Besonders das Ausland biete Anlass zur Hoffnung, sagt Bernd Heller. "Trotz des einen oder anderen Rückschlags stiegen die Orders in den ersten acht Monaten um fünf Prozent. Speziell Mittel- und Osteuropa, Südamerika, der Nahe und Mittlere Osten sowie Ost- und Südostasien laufen wieder besser. Kräftige Auftragszuwächse kommen aus China, Südkorea und Japan, aus Brasilien und Kanada. In Europa sind die Kunden in Österreich, Frankreich, Spanien, Schweden und Russland sehr aktiv."

Rund 60 Prozent ihrer Maschinen setzen die deutschen Firmen im Ausland ab. Der Export floriert, deshalb erwartet die Branche im nächsten Jahr einen Produktionsanstieg um vier Prozent – vorausgesetzt, der Euro steigt nicht weiter. Zwei Jahre Rückwärtsgang hat die Branche jedenfalls relativ glimpflich überstanden. Berndt Heller hofft auf die Zukunft: "Das Ende des Tunnels ist in Sicht. Die EMO Milano könnte einen Schub erzeugen, wenn sich die weltweiten Auftriebskräfte stabilisieren. Bis zum Jahresende werden wir es genauer wissen."