Hoffnung für Nazanin Zaghari-Ratcliffe im Iran
16. März 2022In den Fall der seit Jahren in der Islamischen Republik festgehaltenen britisch-iranischen Doppelstaatlerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe kommt anscheinend Bewegung. Die frühere Projektmanagerin der Thompson Reuters Stiftung steht nach Angaben einer britischen Abgeordneten kurz vor der Ausreise aus dem Land. "Nazanin ist am Flughafen Teheran und auf ihrem Weg nach Hause", schrieb die britische Abgeordnete Tulip Siddiq auf Twitter. Die Labour-Abgeordnete hatte zuvor mitgeteilt, dass Zaghari-Ratcliffe ihren britischen Reisepass zurückbekommen habe. Sie habe zuvor noch unter Hausarrest gestanden.
Hoffnung auf eine baldige Freilassung wächst
Ihr Anwalt Hojjat Kermani äußerte sich gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters vorsichtig optimistisch: "Ich bin zuversichtlich, dass wir bald gute Nachrichten erhalten werden."
Zaghari-Ratcliffe war 2016 nach einem Besuch bei ihren Eltern im Iran unter Spionagevorwürfen verhaftet worden. Sie soll laut iranischer Lesart versucht haben, die Regierung zu stürzen. Obwohl sie alle Anklagepunkte zurückwies, wurde sie von einem Revolutionsgericht zu fünf Jahren Haft verurteilt und später zu einem weiteren Jahr. Mehrere Monate ihrer Haft musste sie in Isolationshaft verbringen. Aufgrund der Corona-Pandemie kam sie aus dem Gefängnis in Hausarrest, den sie bei ihren Eltern verbringen durfte.
Ihr britischer Ehemann Richard Ratcliffe setzt sich seit Jahren für die Freilassung der Mittvierzigerin ein. Das Paar hat eine Tochter.
Im Iran liegt zwar noch keine Bestätigung seitens der Justiz vor, aber die regierungsnahe Nachrichtenagentur Fars berichtete von einer Freilassung der Britin "in den kommenden Tagen".
Vermutet wird, dass der Iran mit dem Vorgehen gegen Zaghari-Ratcliffe die Zahlung alter britischer Schulden aus der Zeit vor der Islamischen Revolution 1979 erzwingen will. Es geht um 400 Millionen Pfund (etwa 474 Millionen Euro) aus einer Panzerbestellung durch Schah Mohammed Reza Pahlavi, die im Voraus bezahlt und nach dessen Sturz dann nie ausgeliefert wurde. London signalisierte in den vergangenen Monaten, die Verbindlichkeiten begleichen zu wollen.
qu/wa/kle (dpa, rtr, afp)