Deutscher Umweltpreis 2014
26. Oktober 2014Peter Hennicke, Professor für Wirtschaftspolitik und Energiewirtschaft ist einer der Preisträger des Deutschen Umweltpreises 2014, den die deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) einmal im Jahr vergibt.
Er gilt als einer der profiliertesten Wegbereiter der Energiewende und der nachhaltigen Energieversorgung. Bereits kurz nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl entwickelte er ein Konzept für den deutschen Atomausstieg.
Er war Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt und Energie, ist Mitglied im Club of Rome und im Management Board der European Environmental Agency (EEA) in Kopenhagen. Er hilft wissenschaftliche Erkenntnisse und Visionen in die Praxis umzusetzen und berät Wirtschaft und Politik.
Auszeichnung für praxisorientierte Wissenschaft
Der 72-Jährige entwickelte in seiner Laufbahn Konzepte zur Energieeinsparung und ein Forschungsprogramm für die praktische Umsetzung von Nachhaltigkeitsstrategien.
Die Auszeichnung wertet der Energieexperte als großen Rückenwind für die Energiewende. "Ich empfinde dies als eine riesige Ermutigung, weiterzumachen und beharrlich dranzubleiben. Das ist eine Ermutigung für viele Freunde und Kollegen im Wuppertal-Institut und in anderen Instituten, aber auch für die Bewegung und Zivilgesellschaft."
Ressourcen sparen durch optische Sensortechnik
Zusammen mit Hennicke teilt sich der Unternehmer Gunther Krieg die Auszeichnung. "Seine innovativen Mess- und Analysesysteme sind weltweit einmalig", so Heinrich Bottermann, Generalsekretär der DBU. "Krieg setzt seine Vision, das Eindämmen von weltweiter Verschwendung in die Realität um."
Der Physiker entwickelte mit seinem Unternehmen Unisensor die optische Spektroskopie weiter. Mithilfe von Laserlicht und Lichtreflexion lassen sich Substanzen und deren Konzentrationen in Flüssigkeiten, Gasen und Feststoffen ermitteln.
Gunther Krieg nutzt diese Analysetechnik zum Beispiel für das Recyceln von Kunststoffflaschen: Verunreinigungen werden mit der optischen Methode erfasst, kontaminierte Flaschen erkannt und aussortiert.
Rentable Technik für Plastikrecycling
In den Recyclingmaschinen seiner Firma lassen sich mit bis zu einer Million Analysen pro Sekunde auch unterschiedliche Kunststoffe erkennen, mit speziellen Druckluftdüsen trennen und so neue Kunstoffe und Flaschen herstellen. Nach Angaben von Bottermann ermöglicht dieses System ein Recycling "zu bezahlbaren Konditionen".
Die seit 2009 anwendbare Analyse- und Sortiertechnologie ist für die Firma ein weltweites Exportprodukt. Mit 30 verkauften Sortieranlagen werden inzwischen schon 700.000 Tonnen Kunststoff pro Jahr recycelt und damit eingespart - rund 0,3 Prozent der weltweiten Kunststoffproduktion.
Kriegs Sensorentechnik wird auch in anderen Industriesektoren genutzt und damit Ressourcen eingespart. Derzeit entwickelt sein Unternehmen spezielle Recyclinganlagen für Kunststoffe aus Elektronikschrott und Altautos.
Ehrenpreis für profilierten Naturschützer
Den Ehrenpreis in Höhe von 10.000 Euro erhält in diesem Jahr der 78-jährige Naturschützer Hubert Weinzierl für seine Lebensleistung. "Weinzierl ist ein Vordenker, Visionär und eine Gallionsfigur des deutschen Natur- und Umweltschutzes", so Bottermann. "In über 50 Jahren hat er wichtige Akzente für Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung und den Schutz der Artenvielfalt gesetzt."
Als Unternehmer von Kiesgruben initiierte Weinzierl bereits in den 50iger Jahren Renaturierungen, war als Landwirt Pionier beim Biolandbau und organisierte in den 70er Jahren Aktionen gegen die dramatische Umweltverschmutzung. "Als ich anfing, ging es um Müll in der Landschaft, um Rückstände in der Atemluft und vergifteten Gewässer. Das sind Themen, die heute weitgehend gelöst sind. Da gibt es gute Gesetze inzwischen. In den letzten 50 Jahren konnten wir jedoch den Verlust der Tier- und Pflanzenarten nicht stoppen. Der ist seither rasant", so Weinzierl.
Weinzierl beriet die Bundesregierung im Rat für Nachhaltigkeit und war auf Umweltkonferenzen der Vereinten Nationen. Als weiterhin größte Herausforderung sieht der Umweltpionier die Veränderung des Wirtschaftssystems, dass bisher allein auf Gewinn ausgerichtet sei. "Jetzt muss eine Werte-Diskussion stattfinden. Ohne Natur können wir nicht überleben. Derzeit droht der Globus umzukippen", so Weinzierl.
Aus diesem Grund müsse sich jetzt eine neue Sichtweise ergeben, ein sorgsamer Umgang mit den Ressourcen der Erde."Wir müssen Tiere und Pflanzen als unsere Freunde sehen, die man nicht ausbeuten darf. Wir brauchen also einen neuen Lebensstil und auf der Erde eine neue Verteilung zwischen Arm und Reich."