Klimawandel: Gigantische Folgekosten
25. Juli 2013Bereits im Jahr 2008 hatten russische Forscher die Vermutung geäußert, dass es laut ihren Berechnungen "sehr wahrscheinlich" sei, dass durch das Auftauen der Permafrostböden in der Arktis Methangas in einer Größenordnung von 50 Milliarden Tonnen freigesetzt werde.
Drei Wissenschaftler aus den Niederlanden und Großbritannien berechneten die Folgekosten. In einer jetzt vom Fachmagazin "Nature" veröffentlichten Forschungsarbeit kommen sie zu dem Ergebnis, dass die Freisetzung des derzeit noch im Dauerfrostboden gebundenen Methans die Erderwärmung rasant beschleunigen und die wirtschaftlichen Folgekosten ins Unfassbare steigern würde.
Die Klimaexpertin Gail Whiteman von der Erasmus-Universität in Rotterdam und ihre Kollegen Chris Hope und Peter Wadhams von der Universität Cambridge gehen in ihrem Modell davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren 50 Milliarden Tonnen Methangas aus dem schmelzenden Packeis entweichen. Das entspricht zehn Prozent der gesamten Methangasmenge, die in der sibirischen Kontinentalplatte vermutet wird. Wenn es genau dazu komme, "dann schmilzt die Zeitspanne, bis die globale Temperaturerwärmung die zwei Grad überschreitet, auf 15 bis 35 Jahre zusammen", sagte Hope. "Das ist eine unsichtbare Zeitbombe", erklärte Whiteman. Das Treibhausgas Methan heizt die Atmosphäre wesentlich stärker auf als Kohlendioxid.
Hauptleidtragende: die Entwicklungsländer
Die Folgekosten der Methangasfreisetzung würden dann auf die schwindelerregende Summe von 60 Billionen Dollar nach heutiger Kaufkraft steigen, berechneten die Forscher. Die Zahl liege in der Größenordnung der jährlichen Weltwirtschaftsleistung, die im Jahr 2012 summiert bei rund 70 Billionen Dollar lag. Man komme auf rund 60 Billionen Dollar, wenn sämtliche Folgen einkalkuliert würden, Überschwemmungen, Dürren, Unwetter und die Schwächung der weltweiten Produktivität. Rund 80 Prozent der Konsequenzen hätten die wirtschaftlich verletzlichsten Länder in Afrika, Asien und Südamerika zu tragen, ergab das Modell der drei Forscher.
Auch die Antarktis schmilzt
Eine am Mittwoch im Fachmagazin "Scientific Reports" veröffentlichte Studie kommt zu dem Ergebnis, dass der Dauerfrostboden auch in der Antarktis gefährdet ist. Forscher der University of Texas in Austin hatten sich Zeitrafferfotos und Daten von Lasermessungen aus dem Garwood Valley angesehen, einem der Antarktischen Trockentäler.
Dort gibt es zwar keine steigenden Temperaturen, wohl aber geänderte Wettermuster. Bei der Auswertung ihrer Daten fiel den Forschern um Joseph Levy auf, dass der Permafrost zwischen 2001 und 2012 kontinuierlich abnahm. Und mit jedem Jahr lief der Verlust schneller ab. Bisher hatten Wissenschaftler angenommen, dass die Eismassen im Boden dieser Region stabil seien. Die jetzt gemessenen Schmelzraten seien mit denen aus der Arktis vergleichbar, wo ein Abtauen des Permafrost seit längerem beobachtet wird.
Die Forscher vermuten, dass das Eis schmilzt, weil mehr Sonnenlicht auf dem Boden ankommt. Dies wiederum sei die Folge eines veränderten Wettergeschehens. Unter dünneren Sedimentschichten würde das Eis regelrecht gekocht.
qu/ml (afp,dpa)