Hollywood-Legende Doris Day wäre 100
2. April 2022Wohlfrisiert und kerzengerade, dazu ein strahlendes Lächeln im Gesicht: Doris Day (1922-2019) verzauberte ihr Publikum mit ihren energiegeladenen Auftritten. Dabei entdeckte Hollywood ihr Charisma erst relativ spät. Sie war bereits in ihren Dreißigern, als sie mit turbulenten Beziehungskomödien wie "Bettgeflüster" ihren schauspielerischen Durchbruch feierte. Zu dem Zeitpunkt hatte Doris Day in ihrer ersten Karriere als Sängerin bereits alles erreicht. 1946 war sie die bestbezahlte Sängerin der Welt, ihre geschmeidige Stimme wurde von Musikkritikern als "in Flaschen gefüllter Sonnenschein" gelobt.
Days erster Traum: Tänzerin
Geboren wurde sie als Doris Mary Anne von Kappelhoff am 3. April 1922 im US-Bundesstaat Ohio. Ihre Eltern, ein Musiklehrer und eine Hausfrau, waren Nachkommen deutscher Einwanderer. Als sie 15 Jahre alt war, machte ein schwerer Autounfall ihren Traum zunichte, Tänzerin zu werden. Zwei Jahre saß sie im Rollstuhl, hörte viel Radio und entdeckte beim Mitsingen der Lieder - ihr Idol war Ella Fitzgerald - ein neues Talent: das Singen.Schon bald ging sie mit namhaften Big Bands auf Tour. Im Zweiten Weltkrieg besuchte sie mit Bob Hope US-Soldaten. Ihr erster Nummer-Eins-Hit war der melancholische Song "Sentimental Journey", der sich zur Hymne heimwehkranker G.I.s entwickelte. Die Musik blieb ihre große Liebe: Ihr letztes von 29 Alben veröffentlichte sie mit 87 Jahren.
Karriere als Schauspielerin
Von Hollywood wurde die populäre Sängerin 1948 als Schauspielerin unter Vertrag genommen. In Alfred Hitchcocks Thriller "Der Mann, der zu viel wusste" (1956) spielte sie neben James Stewart die Hauptrolle. Als Mutter, die nach ihrem gekidnappten Sohn ruft, singt sie wie um ihr Leben ihr legendäres Lied "Que sera, sera", das 1957 mit dem Oscar ausgezeichnet wurde und das Day selbst nicht mochte.
Zum Leinwandidol wurde sie Ende der 1950er Jahre durch die Komödie "Bettgeflüster" mit Filmpartner Rock Hudson. Das Liebesgeplänkel zwischen einer Karrierefrau und ihrem Konkurrenten war der Auftakt jener klassisch gewordenen "Doris-Day-Komödien", die zu Publikumsrennern wurden. Es sind Geschichten aus einer anderen, biederen Zeit: In Filmen wie "Ein Hauch von Nerz", "Spion in Spitzenhöschen" oder "Ein Pyjama für zwei" hält sie zunächst den Avancen ihrer Filmpartner wie Cary Grant stand, bis diese sie schließlich zum Traualtar führen.
Days kurze Filmkarriere blieb lange im Gedächtnis
Kritiker verspotteten ihr Image als "Jungfrau vom Dienst". Doris Day war das Kontrastprogramm zu Frauen wie Marilyn Monroe, die als niedlich-verletzliche "Sexbombe" vermarktet wurde. Dabei verkörperte die Schauspielerin oft das Bild einer - nach damaligen Maßstäben - modernen Frau, die sich durchsetzt, ob im Beruf oder in der Ehe. Doch mit dem lässigeren Zeitgeist, der ab Mitte der 60er Jahre auch im Kino einzog, war die adrette Blondine nicht kompatibel. Gegen Ende der 60er Jahre verabschiedete sie sich von der Leinwand, nach dem Tod ihres alten Freundes Rock Hudson 1985 zog sie sich ganz aus der Öffentlichkeit zurück. Sie starb 2019 im Alter von 97 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung.
pl/gri (epd, Munzinger)