Deutsche Kinogeschichte
4. Februar 2009Das deutsche Unternehmen Arri baut Scheinwerfer, Filmscanner und Lasertechnik. Vor allem aber die professionellen Kameras, ohne die es Blockbuster wie "Krieg der Sterne" oder "Harry Potter" nicht geben würde. Arri liefert die Kameras für gut 80 Prozent aller professionellen Kinofilme weltweit - auch für die Traumfabrik Hollywood oder den neuesten James-Bond-Streifen.
"Schlicht perfekt"
Michael Ballhaus, Deutschlands wohl profiliertester Kameramann, hat mehr als 80 Kinofilme gedreht - mit Starregisseuren wie Wolfgang Petersen und Martin Scorsese. Und Ballhaus schwört auf die Technik aus München, weil sie in der staubigen Wüste genau so zuverlässig funktioniere wie bei Schnee und Eis. Sein Urteil: "Schlicht perfekt."
Woher diese überragende Zuverlässigkeit kommt, erahnt man in einer hellen Werkstatt im dritten Stock des Arri-Stammhauses in der Münchener Türkenstraße. An langen Tischen sitzen Frauen und Männer, alle haben glänzende Metallteile oder mattschwarze Gehäuse vor sich liegen. Die bis zu 200.000 Euro teuren Arri-Kameras werden in Handarbeit montiert, etwa 300 Stück im Jahr. Maschinen gibt es hier kaum. Nicht ohne Grund, wie Produktionsleiter Christian Hartl erklärt: "Jede Arri ist ein Einzelstück, bei dem alle Teile perfekt zueinander passend gemacht wurden."
Auch das Kino stellt von analog auf digital um
Während ein Mitarbeiter eine analoge Arriflex 235 mit Filmrolle zusammenschraubt, hat die Frau am Nebentisch die D21 in der Hand, Arris erste digitale Kamera, die die Bilder nicht mehr auf Film, sondern per elektronischem Sensor aufzeichnet. Mit diesem Modell will Arri eine Revolution meistern, denn in der Kinobranche vollzieht sich gerade der Übergang von der analogen zur digitalen Technik.
Die Wünsche der Kameraleute waren auch bei der Gründung von Arri der Anstoß: 1917 hatten August Arnold und Robert Richter, gerade mal 19 Jahre alt, die Idee, eine Kamera zu bauen, die klein genug war für Aufnahmen von der Schulter. Damit konnten die Regisseure erstmals mitten im Geschehen eine Szene drehen. Statische Bilder wurden von fließenden Bewegungen abgelöst. Aus den beiden Anfangsbuchstaben ihrer Nachnamen bildeten sie den Firmennamen "Arri". Die Kamera, die wenige Jahre später auf den Markt kam, setzte schnell Maßstäbe.
Oscars für die Münchener
1967 bekam Arri den ersten "Oscar" für hervorragende Leistungen in der Filmtechnik. Inzwischen stehen 14 der begehrten Auszeichnungen in München, nicht nur für Kameras, sondern auch für Filmscheinwerfer und neue Technologien.
Denn Arri ist heute längst mehr als nur ein Kamerahersteller. Filmscanner gehören ebenso zur Produktpalette wie Laserbelichtungsgeräte. Damit werden am Computer erstellte Filmsequenzen auf Film übertragen. Außerdem bietet die Münchener Firma auch die so genannte "Postproduction" an, hier werden Kinofilme bearbeitet, neu geschnitten und Pannen beim Dreh elektronisch ausgebessert. Arri hat sich im Laufe der Geschichte zu einem Full-Service-Anbieter entwickelt, der alles an Dienstleistungen bietet, was in der Filmbranche gefragt ist.