Hollywoods charmanter Fiesling
Mit seinen Rollen in Tarantinos Filmen "Inglourious Basterds" und "Django Unchained" erlangte Christoph Waltz Weltruhm. Nun ist er auch in Tim Burtons "Big Eyes" zu sehen - und zeigt eine weitere düstere Facette.
Der Schwindler
Im neuen Hollywood-Film "Big Eyes" zeichnet Tim Burton die Geschichte eines dreisten Betrugsskandals nach, der sich in den 1950er-Jahren sehr ähnlich in Kalifornien abspielte. Der Betrugskünstler Walter Keane, gespielt von Christoph Waltz (l.), verkaufte Bilder von Kindern mit großen, traurigen Augen und behauptete, er habe sie selbst gemalt. Die eigentliche Urheberin war aber seine Frau Margaret.
Der überlegene Charmeur
In "Big Eyes" nimmt das Spiel von Waltz immer wahnwitzigere Züge bis hin ins Groteske an. Waltz betört und verschreckt mit seinem charmanten Doppelspiel. Die echte Margaret Keane versicherte ihm, dass er ihren verstorbenen Mann "haargenau" getroffen habe. Angefangen hat seine Karriere mit einem Schauspielstudium in Wien und New York.
Der Erfolgreiche
Bevor es den 1956 geborenen Wiener auf großen Kinoleinwänden zu sehen gab, verschlug es ihn zum deutschen Fernsehen. Vor allem aber spielte er Theater. 2009 gelang ihm dann mit Hilfe von Quentin Tarantino der große Durchbruch in Hollywood. Als SS-Standarten-Führer Hans Landa brillierte Waltz in "Inglourious Basterds". Waltz wurde vielfach ausgezeichnet, darunter mit zwei Oscars.
Der Wolf im Schafspelz
Mit seiner Darstellung des gebildeten, skrupellosen sowie narzisstischen Wolfs im Schafspelz spielt Waltz die eigentlichen Helden in "Inglourious Basterds" an die Wand. Er beherrscht die dunklen Charaktere perfekt - die mörderischen oder psychopathischen, die berechnenden und verschlagenen. Waltz verkörpert Gentleman und Sadist zugleich.
Das Sprachtalent
Mit seiner prägnant-präzisen Sprechweise machte sich Waltz in Hollywood einen Namen. In "Inglourious Basterds" kann man ihn für sein Sprachtalent bewundern: Im Film redet er österreichisch, englisch, französisch und auch italienisch. Dies gibt der Rolle des diabolischen Nazis mit der leisen Stimme eine ganz besondere intellektuell überlegene Note.
Der anschmiegsame Bösewicht
Wenn man Christoph Waltz so friedlich lächelnd sieht, seinen Kopf auf Robert Pattinsons Schulter abgelegt, kann man kaum glauben, welch boshafte Charaktere er in vielen seiner Rollen mimt. Als Zirkusdirektor August Rosenbluth schindet er in "Wasser für die Elefanten" (2011) Tiere und quält Menschen. Als Bösewicht mit Frack und Zylinder drangsaliert er seine Frau.
Der Gangsterboss
"Green Hornet" (2011), die Comic-Verfilmung des grandiosen Michel Gondry ("Vergiss mein nicht") sollte man nicht zu ernst nehmen - Christoph Waltz darin aber schon. Er spielt den osteuropäischen Gangsterboss Chudnofsky, der sehr an die Figur des SS-Standarten-Führers Hans Landa in "Inglourious Basterds" angelehnt ist. Die unterhaltsame Auslegung des Bösen beherrscht Waltz dabei in Perfektion.
Der Kopfgeldjäger
2012 drehte Waltz wieder mit Tarantino. Dabei bekam er in "Django Unchained" die Rolle des vermeintlichen Zahnarztes Dr. King Schulz aus Düsseldorf direkt auf den Leib geschrieben. Ein wenig verschroben, aber durchaus sympathisch, wirkt die Figur aus Tarantinos Feder. Doch hinter der Fassade verbirgt sich ein gewitzter Kopfgeldjäger.
Das humoristische Talent
Als Dr. King Schulz in "Django Unchained" ist Christoph Waltz nicht nur ein gnadenloser Kopfgeldjäger, sondern auch durchaus unterhaltsam. Sein humoristisches Talent konnte man bereits 1979 in der deutschen Serie "Parole Chicago" bewundern. Waltz spielte darin den naiven und ungeschickten Möchtegernganoven Ede.
Der Mann mit zwei Gesichtern
Mit Tim Burton konnte Waltz nach Quentin Tarantino mit einem weiteren Visionär Hollywoods arbeiten. Inhaltlich bestehen bei dem Biopic "Big Eyes" durchaus Parallelen zum Fall Beltracchi, der 2001 Bilder in der Manier bekannter Maler anfertigte und auf dem professionellen Kunstmarkt in Umlauf brachte. 2014 fertigte Wolfgang Beltracchi ein Portrait von Waltz an - Gut und Böse an seiner Seite.