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Holocaust-Denkmal: Chronik eines langen Streites

10. Mai 2005

Es war ein langer Kampf. Fast 17 Jahre vergingen von der Idee bis zur Realisierung des Holocaust-Mahnmals. Eine Chronik ruft noch einmal die wichtigsten Stationen im teils heftigen Streit um das Mahnmal in Erinnerung.

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Das Holocaust-Mahnmal in Berlin, hier noch im Modell.Bild: AP

25. August 1988:

Die Publizistin Lea Rosh verlangt in Berlin ein "sichtbar gemachtes Bekenntnis zur Tat". Noch im Sommer konstituiert sich der private Förderkreis für ein "Mahnmal für die ermordeten Juden Europas".

10. März 1992:

Die Bundesregierung beschließt, ein Mahnmal für die sechs Millionen Opfer des Völkermords an den Juden zu bauen.

24. April 1992:

Die Bundesregierung und Förderkreis einigen sich auf das Gelände südlich des Brandenburger Tores, das bis 1989 Teil der DDR-Grenze und ihres Todesstreifens war.

28. Juni 1995:

Auf eine Ausschreibung gehen über 500 Vorschläge ein. Die Jury vergibt zwei erste Preise und spricht sich für den Entwurf der Berlinerin Christine Jacob-Merks aus. Er sieht eine 100 mal 100 Meter große Grabplatte mit 4,5 Millionen Namen ermordeter Juden vor.

30. Juni 1995:

Nach Einsprüchen aus der Bundesregierung und vom Zentralrat der Juden lehnt Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) den Entwurf von Christine Jacob-Merks ab.

16. November 1997:

In einem neuen Wettbewerb, zu dem 25 international bekannte Architekten und Bildhauer eingeladen wurden, können sich vier Finalisten durchsetzen. Favorit ist der Entwurf des Architekten Peter Eisenman und des Bildhauers Richard Serra für ein Stelenfeld. Der Bundestagswahlkampf verhindert jedoch eine Entscheidung.

20. Oktober 1998:

SPD und Grüne einigen sich im Koalitionsvertrag darauf, den Bundestag über das Mahnmal entscheiden zu lassen.

15. Januar 1999:

Kulturstaatsminister Michael Naumann (SPD) und Peter Eisenman präsentieren einen geänderten Entwurf, der zusätzlich zum Stelenfeld ein Museum, eine Bibliothek und eine Forschungsstätte vorsieht. Richard Serra hat sich zuvor aus dem Projekt zurückgezogen.

25. Juni 1999:

Der Bundestag entscheidet sich für das Stelenfeld und einen ergänzenden "Ort der Information". Er setzt eine Stiftung ein, die den Bau des Mahnmals verwirklichen soll.

27. Januar 2000:

Der ursprünglich für diesen Tag geplante Baubeginn am Holocaust-Gedenktag kann nicht eingehalten werden.

27. Oktober 2000:

Der Bundestag setzt den Kostenrahmen auf knapp 50 Millionen Mark fest, die der Bund ganz oder weitgehend allein aufbringen muss.

16. November 2000:

Der Bundestag bewilligt für den Bau des Denkmals einen Betrag von umgerechnet 27,6 Millionen Euro.

August 2001:

Mit einem Plakat mit der Aufschrift "den Holocaust hat es nie gegeben" ruft der Förderverein zu Spenden für das Mahnmal auf. Die Berliner Staatsanwaltschaft nimmt Ermittlungen wegen Volksverhetzung auf. Angesichts eines Sturms von Protesten werden die Plakate Mitte des Monats abgehängt.

Juli/August 2002:

Der Baubeginn verzögert sich erneut, da der Auftrag für die Stelen noch einmal ausgeschrieben werden muss.

4. April 2003:

Fast vier Jahre nach dem Beschluss des Bundestages beginnen die eigentlichen Bauarbeiten. Ein "Info-Punkt" wird eingerichtet, von dem aus die Bauarbeiten beobachtet werden können.

23. Oktober 2003:

Nachdem das Kuratorium erfahren hat, dass die Firma Degussa den Graffiti-Schutz für das Projekt bereit stellt, wird der Bau für mehrere Wochen unterbrochen. Ein Degussa-Tochterunternehmen hatte während der NS-Zeit das Giftgas Zyklon B für die Vernichtungslager hergestellt.

25. Oktober 2003:

Die Mahnmal-Stiftung verhängt einen Baustopp bis zur Klärung der Degussa-Beteiligung.

13. November 2003:

Das Stiftungskuratorium beschließt, den Graffitischutz von Degussa weiterhin zu verwenden. Der Bau wird fortgesetzt.

12. Juli 2004:

Der Rohbau für das Mahnmal ist fertiggestellt.

Februar 2004:

Architekt Peter Eisenman wird wegen eines Witzes über das Zahngold von Holocaust-Opfern heftig kritisiert.

12. Juli 2004:

Am Rohbau des unterirdischen Dokumentationszentrums wird Richtfest gefeiert.

15. Dezember 2004:

Die letzte der 2711Betonstelen wird gesetzt.

10. Mai 2005:

Das Holocaust-Mahnmal soll mit Reden unter anderen von Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) und dem Präsidenten des Zentralrates der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, eröffnet werden.

12. Mai 2005:

Das Holocaust-Mahnmal wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. (gel)