Holocaust-Denkmal: Die fünfmillionste Besucherin
Zwischen Potsdamer Platz und Brandenburger Tor liegt das Denkmal für die ermordeten Juden Europas. Es gehört zum Pflichtprogramm vieler Berlin-Besucher. Nun wurde der fünfmillionste Gast geehrt.
Überraschende Begrüßung
Abiturientin Daniela Horn besuchte an ihrem 18. Geburtstag zusammen mit ihren Mitschülern die unter dem Mahnmal liegende Dauerausstellung "Ort der Information" und bekam nicht nur Glückwünsche zu ihrem Geburtstag. Sie war die fünfmillionste Besucherin der Dauerausstellung und wurde von Kulturstaatsministerin Monika Grütters höchstpersönlich empfangen.
Ein ungewöhnliches Denkmal
Seit der Eröffnung des Denkmals im Mai 2005 habe es "konstant hohe Besucherzahlen" gegeben, so die für das Mahnmal und die Ausstellung zuständige Stiftung. Allein im Jahr 2015 kamen rund 475.000 Menschen aus dem In- und Ausland in das Informationszentrum. Das Stelenfeld darüber zog noch einmal deutlich mehr Besucher an. Diese werden aber nicht gesondert gezählt.
Ein imposantes Kunstwerk
Während des Zweiten Weltkrieges ermordeten die Nazis sechs Millionen Juden. Der Massenmord gilt als das größte Verbrechen der Geschichte. Das von Peter Eisenman entworfene Mahnmal und die dazugehörige unterirdische Dauerausstellung sollen daran erinnern. Beide Orte können unentgeltlich betreten werden. Das Stelenfeld ist rund um die Uhr geöffnet.
Wie ein wogendes Feld
Im Sommer 1998 wurde das Modell für das Mahnmal erstmals präsentiert. Vorher hatte es einen Wettbewerb gegeben. Vier Entwürfe wurden ausgewählt, darunter auch der Entwurf für dass Stelenfeld des amerikanischen Architekten Peter Eisenman. Diese Idee unterstützte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl. Einen früheren Entwurf hatte Kohl noch abgelehnt.
Die Initiatorin
Die Idee für das Holocaust-Mahnmal entstand im August 1988 bei einer Podiumsdiskussion in West-Berlin. Die Journalistin Lea Rosh forderte, am "Ort der Täter" ein Mahnmal zu errichten. Rosh machte sich das Mahnmal-Projekt fortan zur Lebensaufgabe. Hier hält Rosh eine Rede beim symbolischen Baubeginn des Denkmals im Januar 2000.
Im Herzen Berlins
Der Bau des Mahnmals mitten in Berlin dauerte mehrere Jahre. Es war eine Mammutaufgabe, das riesige Denkmal auf einer Fläche von 19.000 Quadratmetern zwischen Reichstag, Brandenburger Tor und Potsdamer Platz zu errichten. 2710 Betonstelen wurden symmetrisch angeordnet. Sie haben alle die gleiche Grundfläche, sind aber unterschiedlich hoch. Die Kosten beliefen sich auf rund 27 Millionen Euro.
Das Stonehenge von Berlin
Die zentrale Gedenkstätte zur Erinnerung an die Ermordung der Juden in Deutschland hat sich zum Besuchermagneten entwickelt. Jahr für Jahr tauchen Hunderttausende Touristen in das steinerne Stelenmeer, ein Großteil davon sind Jugendliche aus aller Welt. Das Holocaust-Denkmal gehört zu den meistbesuchten Orten in der deutschen Hauptstadt.
Details über den Holocaust
Unter der "Gedenklandschaft" aus Betonquadern befindet sich der sogenannte "Ort der Information." Das Museum ergänzt das Denkmal. Die Dauerausstellung gibt den Opfern Namen und Gesichter, sie zeigt die Schicksale Einzelner und ihrer Familien, ihr Leben, Leiden und Sterben. Drastische Bilder werden nicht gezeigt, der Schrecken spielt sich im Kopf ab.
Einsam und desorientiert
Je tiefer man in das wellenförmige Labyrinth hineingeht, desto stärker spürt man existenzielle Verlorenheit. Man weiß nicht, wohin und wie weiter. Mitten in Berlin ist man unendlich weit weg von allem. Viele fühlen sich plötzlich sehr einsam, bedroht, verlassen. So vermittelt das Denkmal eine leise Ahnung vom Schrecken des Holocausts.
Der Architekt
Architekt Peter Eisenman freut sich, dass sein Mahnmal so gut angenommen wird. Dass Kinder dort Versteck spielen, Jugendliche Selfies schießen und Pärchen sich küssen, gefällt ihm. Er wollte schließlich "keinen heiligen Ort" schaffen, sagt der 82-Jährige. Weil das Mahnmal so abstrakt sei, werde man "weder an ein KZ noch an irgendetwas Schreckliches erinnert".
Monument des Nachdenkens
"Man kann die Form, wie Menschen des Holocausts gedenken, nicht anordnen", sagt Peter Eisenman. Manche kommen mit Blumen, manche beten, andere sitzen auf den Stelen, spielen, lachen oder denken nach. Dass manche vielleicht wenig Ahnung vom Hintergrund des Denkmals haben, findet Eisenman nicht schlimm. Das Denkmal ist immer offen und frei - das Gedenken auch.