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Umweltschädliche Holzpellets

Sandy Hausman, North Carolina / Dagmar Breitenbach5. Februar 2014

Die EU importiert zunehmend Holzpellets aus den USA, um sie als Biomasse in Kohlekraftwerken zu verfeuern. Eine Verschwendung von Energie und eine Gefährdung für Tiere und Pflanzen in Amerika, meinen Kritiker.

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Holzstämme liegen neben einem Sumpf in North Carolina (Foto: Sandy Hausman)
Feuchtgebiete mit altem Baumbestand sind durch Rodungen bedroht.Bild: Sandy Hausman

Derb Carter ist seit seiner Kindheit begeisterter Vogelbeobachter. Mittlerweile ist es nicht nur sein Hobby, sondern gehört auch zu seinem Job. Carter arbeitet als Anwalt am Southern Environmental Law Center, einer Umweltschutzorganisation mit Hauptsitz im US-Bundestaat Virginia.

Besorgt um die Zukunft der uralten Wälder blickt Carter auf die Auenlandschaft an den Ufern des Roanoke River im Bundesstaat North Carolina. "Jemand muss die Natur und die Tiere, die hier leben, schützen", sagt der Jurist. In der Gegend gebe es Bären, Truthähne, Fischreiher, Adler und jede Menge andere Vögel - aber die wachsende Pelletindustrie stelle eine große Bedrohung für die Natur dar.

"Einen Teil des Geländes haben wir in Schutzgebiete und staatliche Parks umgewandelt", erzählt Carter im Gespräch mit der DW. "Aber das meiste ist in Privatbesitz, und von dort werden die Pelletwerke ihr Holz bekommen."

Nachwachsender Rohstoff

Die Holzpelletindustrie ist ein wachsender Wirtschaftszweig in den USA. Die Entwicklung ist eine direkte Folge davon, dass in Europa zunehmend auch Biomasse in Kohlekraftwerken mit verbrannt wird, um CO2 einzusparen. Die Verringerung von Treibhausgas-Emissionen aus Kraftwerken bis 2030 ist Teil der neuen EU-Klimaziele.

Befürworter argumentieren, die kleinen Holzpellets setzen bei der Verbrennung viel weniger CO2 frei als Kohle, und nachhaltig sei die Methode auch, da man abgeholzte Wälder nachpflanzen könne.

Enviva ist der größte US-Holzpellethersteller. Etwa 500.000 Tonnen Pellets produziert er jährlich in seinem Werk in Northampton im Bundesstaat North Carolina. Laut Firmenwebsite verschifft Enviva den weitaus größten Teil der Produktion direkt nach Europa.

Berge von Holzpellets in der Enviva-Anlage in Ahoskie (Foto: Sandy Hausman)
Berge von Holzpellets in der Enviva-Anlage in AhoskieBild: Sandy Hausman

In den vergangenen zwei Jahren sei der Anstieg der Holzpelletexporte nach Europa besonders ins Auge gefallen, schreibt das Magazin "Wood Bioenergy".

Enviva beschreibt sich selbst als "grünes Unternehmen", das sich um die Umwelt kümmere und lediglich Holzabfälle nutze. "Wir verwenden minderwertige Abfallprodukte aus der Holzwirtschaft, wie etwa Sägespäne, Holzchips und Baumkronen und Äste, für die es sonst keinen Markt gibt", erklärt Firmensprecherin Elizabeth Woodworth.

Die Pelletfirma erklärt, etwa ein Viertel der Rohstoffe seien Bäume, die zu klein, krumm oder krank seien, um sie als Nutzholz anderweitig zu verwenden. Enviva werde auch mit Baumstämmen aus Wirtschaftswäldern beliefert, so Woodworth, mit "kleinen und mangelhaften Bäumen, die gefällt werden, damit hochwertige Bäume genug Sonnenlicht und Nährstoffe bekommen."

Zweifelhafte Herkunft

Das SELC kommt, nach Besuchen im und Flügen über die Enviva Pelletwerke, allerdings zu einem anderen Ergebnis und beschuldigt das Unternehmen, ganze Bäume zu verwerten, von denen manche bis zu 100 Jahre alt seien und aus den Wäldern am Fluss stammten. SELC-Anwalt Derb Carter hat entsprechende Fotos an die Europäische Union weitergeleitet.

Umweltschützer Derb Carter am Waldrand (Foto: Sandy Hausman)
Derb Carter fürchtet Auswirkungen auf die NaturBild: Sandy Hausman

Ein ununterbrochener Strom von LKWs beladen mit dicken Baumstämmen fährt auf das Gelände der Enviva-Pelletfabrik in Ahoskie in North Carolina. Dieses Holz sei allerdings nicht nur für die Pelletverarbeitung gedacht, räumt die Firma ein. Das sei nachvollziehbar, meint Charlie Becker vom Forstwirtschaftsministerium im benachbarten Virginia, denn Pellets seien weniger wert, und Forstbesitzer wollten den bestmöglichen Preis für ihr Holz erzielen: "Man würde doch kein Qualitätsholz nehmen, das für die Möbelherstellung, als Furnierholz oder für den Bau geeignet ist, und es zermahlen und in ein Produkt pressen, das einen geringeren Wert hat," so der Forst-Manager.

Enorme Nachfrage weltweit

Die Nachfrage nach Holzpellets is weltweit rapide angestiegen, obwohl Umweltschützer sich wegen der Feinstaubemissionen aus Kraftwerken, die Pellets verbrennen, Sorgen machen. Auch kritisieren sie, dass es einen großen CO2 -Fußabdruck hinterläßt, wenn man Pellets um die halbe Welt schifft, um sie in Europa zu verbrennen.

"Wir holzen hier Wälder ab, dafür braucht man Energie, dann wird das Holz zu Pellets verarbeitet und zu einem Hafen transportiert", erklärt der Naturschutz-Anwalt Carter. "Die Pellets werden auf ein Schiff verladen. Diesel wird verbrannt, um sie über den Atlantik zu bringen, und dann landen die Pellets bei einem Strombetreiber, wo sie statt Kohle verbrannt werden."

Forstbesitzer, Pellethersteller und Politiker im Süden der USA scheinen allerdings entschlossen, die Holzpelletindustrie weiter auszubauen. Örtliche Behörden haben bereits eine neue Fabrik in Morehead City genehmigt. Die soll nicht nur Holzpellets für Europa produzieren, sondern auch 150 neue Arbeitsplätze schaffen.