Hongkong: Die Proteste in Bildern
Tränengas und Gummigeschosse am Perlflussdelta: Die Abstimmung über das umstrittene Auslieferungsgesetz wurde verschoben, die Proteste in Hongkong gehen trotzdem weiter. Eine Chronik der Eskalation in Bildern.
Mit Schirmen gegen Politik und Regen
Die Regenschirme, die viele in die Höhe hielten, waren bereits 2014 das Symbol der Demokratiebewegung. Vor fünf Jahren sollten sie vor Sonne und Tränengas schützen, diesmal erfüllten sie auch ihren ursprünglichen Zweck - Hongkong ist im subtropischen Sommer ergiebigen Regenfällen ausgesetzt.
Die Gegner der Frau Lam
Adressatin der Proteste ist Carrie Lam, die Regierungschefin der Hongkonger Sonderverwaltungszone. Lam fährt einen China-freundlichen Kurs, genau wie die Mehrheit der Abgeordneten im Legislativrat. Sie stehen für die fortschreitende Verschmelzung Hongkongs mit dem restlichen China. Die Demonstranten sind damit nicht einverstanden.
Gegen den Strom
Jimmy Sham ist einer der Organisatoren der aktuellen Proteste. Zur Kundgebung am Sonntag waren nach Angaben seines Komitees eine Million Menschen gekommen - es wäre die größte politische Veranstaltung seit der Übergabezeremonie 1997. Sham befürchtet, Hongkong werde durch das geplante Auslieferungsgesetz "nutzlos", weil politisch Andersdenkende nicht mehr geschützt werden könnten.
Gerüstete Staatsgewalt
In schwerer Montur war die Hongkonger Polizei aufgezogen. Zehntausende Demonstranten waren auf der Straße und legten immer wieder Hauptverkehrsachsen im Zentrum der Millionenstadt lahm. Am Mittwoch versuchten sie, das Gebäude des Legislativrats zu stürmen, der für das umstrittene Gesetz verantwortlich ist.
Widerstand unter Tränen
Als Demonstranten sich am Mittwoch einen Zugang durch die Barrikaden bahnten und versuchten, den Legislativrat zu stürmen, reagierten Einsatzkräfte einmal mehr mit Tränengas. Einige Protestierende schützten sich mit eng anliegenden Brillen und feuchten Tüchern.
Nein zu Auslieferungen
Die Proteste hatten sich an einem geplanten Gesetz entzündet, das die Auslieferung Hongkonger Bürger nach China ermöglichen sollte, ohne deren Rechte ausreichend zu schützen. Inzwischen hat die von pro-chinesischen Parteien dominierte Regierung das Gesetz auf die lange Bank geschoben, die Demonstranten fordern jedoch, die Pläne kategorisch fallen zu lassen.
Schirme gegen China
Die Proteste haben noch eine zweite, tiefere Ebene: Die Demonstranten stellen sich gegen den voranschreitenden Anschluss der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong an die Volksrepublik China - und den damit verbundenen Rückbau der Demokratie. Eigentlich war ihnen unter dem Schlagwort "Ein Land, zwei Systeme" Autonomie bis 2047 zugesagt worden.
Leere Versprechung?
Auch beim Besuch von Chinas Präsident Xi Jinping zum 20. Jahrestag der Rückgabe Hongkongs demonstrierten Tausende für den Erhalt der Demokratie in Hongkong. Unter Xi wird die von seinem Vor-Vorgänger Deng Xiaoping ausgerufene Losung "Ein Land, zwei Systeme" zunehmend ausgehöhlt. Als Indiz für die Veränderung wurde etwa das Verschwinden von fünf regimekritischen Buchhändlern 2015 gewertet.
Insel der Meinungsfreiheit
Hongkong ist ein Sonderfall - das war vor einer Woche eindrücklich zu sehen, als Tausende Menschen der Opfer des Tiananmen-Massakers gedachten. In China wird dieses blutige Kapitel der Geschichte in der Öffentlichkeit totgeschwiegen. Am 4. Juni 1989 hatte Chinas Militär eine Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz blutig niedergeschlagen und laut Schätzungen 1000 Menschen getötet.
Mit Schirm, Charme und Symbolen
Im Herbst 2014 erreichte die sogenannte Regenschirm-Revolution ihren Höhepunkt, bevor die Polizei die friedlichen Proteste auflöste. 87 Tränengaskanister wurden auf die unbewaffnete Menge abgefeuert. Dieses Foto ist einen Monat darauf am selben Ort entstanden, als die Demokratiebewegung für 87 Sekunden ihre Schirme erneut aufspannte.
Gesicht des Protests
Der damals 18 Jahre alte Student Joshua Wong war einer der Anführer der Demokratiebewegung von 2014. Als Vorbild nennt er die Teilnehmer der Tiananmen-Proteste von 1989 - anders als sie riskierte Wong jedoch 25 Jahre später nicht sein Leben. Seit den Protesten von 2014 musste er Festnahmen, Verhöre und eine sechsmonatige Haftstrafe über sich ergehen lassen.
1997: Hongkong wechselt den Besitzer
In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1997 lief der Vertrag aus, mit dem das kaiserliche China 1898 die Hafenstadt Hongkong an Großbritannien verpachtet hatte. Schon vorher, seit 1843, hatte die Wirtschaftsmetropole unter britischer Herrschaft gestanden.
Abschied von der Kronkolonie
Als Vertreter des Königshauses übergab Prinz Charles zusammen mit dem erst seit kurzem amtierenden Premierminister Tony Blair das 1100 Quadratkilometer große Gebiet in einer offiziellen Zeremonie an den damaligen chinesischen Präsidenten Jiang Zemin.