Keine Gespräche mit Hongkongs Regierung
3. Oktober 2014Bei den prodemokratischen Studenten-Protesten in Hongkong ist es zu Übergriffen durch organisierte Banden auf Demonstranten und ihre Camps gekommen. Eine Gruppe von 30 maskierten Männern soll einem Online-Bericht der Zeitung "South China Morning Post" zufolge durch den Stadteil Causeway Bay gezogen sein, um Barrikaden zu beseitigen. Es kam zu handgreiflichen Auseinandersetzungen zwischen den Maskierten, den Demonstranten und Polizisten. Die Polizei soll versucht haben, die Situation in den Griff zu bekommen, die Angreifer sollen daraufhin geflüchtet sein.
Kurz zuvor war es schon auf der Halbinsel Kowloon im Stadtteil Mong Kok zu Handgreiflichkeiten zwischen Gegnern und Demonstranten gekommen. Einige Gegner der Proteste sollen auf die Demonstranten eingeschlagen und versucht haben, deren Zelte zu zerstören. Sie warfen den Demonstranten vor, das öffentliche Leben in Hongkong zu beeinträchtigen.
Aktion pekingtreuer Kräfte?
Die prodemokratischen Aktivisten verdächtigten pekingfreundliche Kräfte, hinter den Attacken zu stehen. Die Studentenvereinigung sprach von "organisierten Angriffen auf friedliche Demonstranten". Sie kritisierte auch die Polizei dafür, dass sie nach den Angriffen niemanden festgenommen hatte. Die Studentenvereinigung zog die Zusage zur Teilnahme an den von der Hongkong-Regierung angebotenen direkten Gesprächen zurück. Sie hätten mit der Verwaltungschefin Carrie Lam in Hongkong stattfinden sollen. Am Freitag waren die Demonstranten wegen Regenfällen, wachsendem Unmut und Erschöpfung eigentlich auch abgeschächt gewesen.
Die Demokratiebewegung in der ehemaligen britischen Kronkolonie und heutigen Sonderverwaltungszone Chinas stemmt sich gegen eine in Peking beschlossene Wahlreform. Zwar soll die Bevölkerung Hongkongs im Jahr 2017 erstmals direkt einen Verwaltungschef wählen dürfen, jedoch will die kommunistische Staatsführung in Peking die Kandidaten auswählen. Dem derzeitigen Verwaltungschef Leung Chun Ying werfen die Demonstranten vor, Handlanger der chinesischen Führung zu sein, statt sich für die Interessen Hongkongs einzusetzen. Sie fordern seinen Rücktritt, was dieser jedoch bislang ablehnt.
cr / wl (dpa, afp)