Räuber Hotzenplotz wird 50
1. August 2012Mit seiner Pfefferpistole hat der Räuber Hotzenplotz die arme Großmutter bedroht und ihr ihre Kaffeemühle gestohlen. Aber Kasperl und Sepperl machen sich auf, Großmutters Kaffeemühle zurückzuerobern. Leider geraten sie dabei in die Fänge des bösen Zauberers Petrosilius Zwackelmann, und es bedarf einiger pfiffiger Tricks, um den Zauberer sowie den Räuber Hotzenplotz zu überführen.
"Der Räuber Hotzenplotz" ist eine klassische Kasperlgeschichte und aus der Kinderliebe des deutschen Autoren Otfried Preußler zum Kasperltheater entstanden: "Jetzt schreibst du mal was Lustiges, etwas zum bloßen Spaß - sagen wir eine Kasperlgeschichte. In der alle Personen vorkommen, die zu einem richtigen Kasperlstück gehören." So erinnert sich Otfried Preußler an die Entstehung seines Kinderbuchklassikers, der vor 50 Jahren am 1. August 1962 erschien.
Und ein Klassiker ist es geworden: Inzwischen haben sich die drei Bände um den "Räuber Hotzenplotz" laut Verlagsangaben weltweit über 7,5 Millionen Mal verkauft. In über 32 Sprachen wurde der erste Band übersetzt, und vor allem in Japan mit stolzen 1,3 Millionen verkauften Exemplaren erfreut sich der "Odoboro Hotzenplotz" seit langem großer Beliebtheit. So groß, dass die japanische Kaiserin Michiko, als sie 1993 in Deutschland zu Besuch war, unbedingt den Autoren kennenlernen wollte. Die Leiterin der Lizenzabteilung beim Stuttgarter Thienemann Verlag, Doris Keller-Riehm, sieht vor allem in den vergangenen zehn Jahren eine wachsende Begeisterung in Asien für den Räuber Hotzenplotz: "In diesem Kulturkreis scheint die Figur des Räubers besonders zu faszinieren."
Räuber Hotzenplotz erobert Osteuropa
Nachdem der Räuber Hotzenplotz ab 1962 den deutschen Büchermarkt eroberte, gab es bereits im Jahr 1964 eine erste Übersetzung und zwar als "Rower Hotsenplots" in Afrikaans. Noch im selben Jahr folgte eine dänische Übersetzung und auch die Englänger wollten daraufhin die Abenteuer des "Robber Hotzenplotz" lesen. Für Doris Keller-Riehm bemerkenswert, denn inzwischen interessieren sich die Briten nur noch wenig für den deutschen Buchmarkt. Schwierigkeiten beim Absatz gab es bisher eher auf dem osteuropäischen Markt.
Obwohl Otfried Preußler die böhmischen Wälder seiner Jugend als Vorlage für die Geschichten um den Räuber Hotzenplotz im Kopf hatte, gab es für den Verlag Thienemann immer wieder Absagen, wenn ein Exemplar zur Prüfung auf Veröffentlichung im jeweiligen Land versandt wurde.
Vor allem Tschechien war durch eine Vielzahl eigener Räubergeschichten als Absatzmarkt blockiert. Doris Keller-Riehm bekam stets die Antwort, dass der Räuber Hotzenplotz zu viel Ähnlichkeit mit in Tschechien geschriebenen Räubergeschichten habe. Aber nun bemerkt sie doch aufkommendes Interesse an dem deutschen Räuber. Zumal solch ein Jubiläum auch Anlass ist für Modernisierungen. In der Jubiläumssonderausgabe der drei Hotzenplotz-Bände des Thienemann Verlags treibt es der Räuber nämlich nun richtig bunt. Die schwarz-weißen Original-Illustrationen von Franz Josef Tripp wurden gekonnt und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl für die jeweilige Atmosphäre von Mathias Weber koloriert.
Räuber Hotzenplotz wird digital
Trotz des Erfolgs und zahlreicher Auszeichnungen gab es schon früh auch Kritik: So warf die progressive deutsche 68er-Generation Otfried Preußler vor, ein Heile-Welt-Beschwörer zu sein. Aber die Kinder liebten seine liebenswürdige Kasperlgeschichte so sehr, dass letztendlich sie für die beiden Fortsetzungen verantwortlich sind. Denn Otfried Preußler wollte eigentlich nur ein Hotzenplotz-Buch schreiben, was er sogar beweisen kann: "Sonst hätte ich nämlich den großen und bösen Zauberer Petrosilius Zwackelmann unter keinen Umständen bereits im ersten Band das Zeitliche segnen lassen", sagt der Autor.
Auch wenn die Bände 2 und 3 nicht so erfolgreich waren wie der erste Band: Der Räuber Hotzenplotz begleitet inzwischen seit fünf Generationen die immer noch begeisterten jungen Leser. Solch einen Stellenwert eines Klassikers könne man allerdings nur halten, so Verleger Klaus Willberg, wenn man ihn von einer Generation in die nächste neu inszeniere. Daher wird es für die heutige digitale Generation in Kürze eine Hotzenplotz-App geben.