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Hunderte Tote nach schwerem Erdbeben in Chile

28. Februar 2010

Ein schweres Erdbeben hat Chile erschüttert. Zahllose Gebäude wurden zerstört, hunderte Menschen kamen ums Leben. Tsunamis trafen auf die Küsten von Neuseeland und Hawaii. Größere Schäden wurden aber nicht gemeldet.

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Zerstörte Gebäude in der Stadt Talca nach dem Erdbeben vom 27.02.2010 (Foto: AP)
Zerstörte Gebäude in der Stadt TalcaBild: AP
Karte von Chile (Grafik: NDR)
Bild: NDR

Das Beben ereignete sich am frühen Samstagmorgen (27.02.2010) um 3.34 Uhr Ortszeit (7.34 Uhr MEZ). Nach Angaben der US-Erdbebenwarte lag das Zentrum des Bebens an der Küste 90 Kilometer von der Stadt Concepción und rund 320 Kilometer südwestlich von der Hauptstadt Santiago de Chile entfernt in 55 Kilometern Tiefe. Die Stärke des Bebens soll bei 8,8 auf der Richterskala gelegen haben. Es dauerte zwischen zehn und 30 Sekunden. In schneller Folge gab es mehrere Nachbeben mit Stärken von bis zu 6,2. Die chilenischen Behörden sprechen inzwischen von mindestens 300 Toten. Etliche weitere Opfer werden noch unter den Trümmern vermutet.

Zerstörte Straße in Talca(Foto: AP)
Hab und Gut in TrümmernBild: AP

Schwere Verwüstungen in weiten Teilen des Landes

Das Beben hatte die Menschen im Schlaf überrascht. Viele rannten in Panik aus ihren Häusern und kampierten aus Angst vor Nachbeben im Freien. Das chilenische Fernsehen zeigte Bilder von zerstörten Gebäuden, Straßen und Brücken in der Hauptstadt Santiago und in Concepción, der zweitgrößten Stadt des südamerikanischen Landes.

In der 200.000 Einwohner zählenden Stadt Concepción stürzten nach Medienberichten alle größeren Gebäude wie auch Brücken ein. Straßen seien regelrecht zusammengeschoben worden, die Strom- und Wasserversorgung unterbrochen. In Santiago de Chile wankten nach Angaben von Korrespondenten die Häuser. Vor allem an älteren historischen Gebäuden wie Kirchen und Lehmziegelbauten entstanden schwere Schäden.

Verkehrswege in die Katastrophenregion unterbrochen

Die wichtigste Straßenverbindung von Santiago in die besonders betroffenen Gebiete war zunächst unterbrochen. Internet und Telefone funktionierten nicht. Die Strom-, Gas- und Wasserversorgung brach zusammen. Auch der internationale Flughafen von Santiago wurde bei dem Erdbeben erheblich beschädigt, er wurde geschlossen. Die Hochhäuser in der chilenischen Hauptstadt hielten den heftigen Erdstößen jedoch stand.

Präsidentin Michelle Bachelet versuchte am Samstagabend, ihren geplagten Landsleuten Mut zu machen: "Wie bei früheren Katastrophen werden wir auch diese Probe bestehen", sagte sie in einer Fernsehansprache. Nach Bachelets Angaben waren zwei Millionen Menschen direkt von dem Beben betroffen, 1,5 Millionen Wohnungen wurden teilweise oder ganz zerstört.

1960 war Chile von einem der stärksten Erdbeben seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1900 erschüttert worden. Das Beben der Stärke 9,5 verwüstete damals die Stadt Valdivia, 1655 Menschen starben.

Besucherinnen einer Bar in New York, die im Fernsehen die Tsunami-Entwicklung auf Hawaii beobachten (Foto: AP)
Warten auf den Tsunami: Das Fernsehen berichtete live über Wellen vor der Küste HawaiisBild: AP

Tsunami-Alarm im Pazifik

Das Erdbeben habe auch einen Tsunami ausgelöst, meldete das Warnzentrum für den Pazifik. Als Folge des Bebens brach über die Stadt Talcahuano eine über zwei Meter hohe Flutwelle herein. Aus Neuseeland, Australien und Hawaii wurden ebenfalls Tsunamiwellen gemeldet. Fernsehberichten zufolge entstanden dabei aber keine größeren Schäden. In Hawaii waren tausende Menschen in Sicherheit gebracht worden. Zum ersten Mal seit 16 Jahren warnten Sirenen vor einem herannahenden Tsunami.

In Japan wurden aus Angst vor einer gigantischen Flutwelle zehntausende Bewohner der Küstenregion in Sicherheit gebracht. Erste Flutwellen, die die nördlichste Provinz Hokkaido erreichten, waren jedoch nur 30 Zentimeter hoch. Sämtliche Tsunami-Warnungen für die Pazifik-Region und für Russland sind inzwischen wieder aufgehoben.

Zuvor hatten die Flutwellen bereits auf der südchilenischen Insel Juan Fernandez zu schweren Schäden geführt. Auch die Küsten der zu Chile gehörenden Osterinsel wurden evakuiert. Mindestens drei Menschen kamen auf der Robinson-Crusoe-Insel im Juan-Fernandez-Archipel ums Leben, als ein Tsunami die Küsten überspülte. Die zu Chile gehörende Inselgruppe liegt gut 600 Kilometer westlich des chilenischen Festlandes.

Autorin: Nicole Scherschun (rtr, apn, afp, dpa)
Redaktion: Annamaria Sigrist/Frank Wörner