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Höchststrafe im El-Kaida-Prozess

19. Februar 2003

Im weltweit ersten Prozess um die Terroranschläge vom 11. September 2001 hat das Oberlandesgericht in Hamburg den Angeklagten Mounir El Motassadeq zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt.

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Der Anlass: die Anschläge vom 11. September 2001Bild: AP

Das Hanseatische Oberlandesgericht sprach den 28-Jährigen am Mittwoch (19.2.2003) der Beihilfe zum Mord in mehr als 3.000 Fällen, der Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sowie des versuchten Mordes und der gefährlichen Körperverletzung in fünf Fällen schuldig. Richter Albrecht Mentz verhängte die Höchststrafe - 15 Jahre Gefängnis - und folgte damit der Forderung der Bundesanwaltschaft.

Albrecht Mentz Richter im Mounir el Motassadeq Prozess
Albrecht MentzBild: AP

Mentz sagte in der Urteilsbegründung, in den Jahren vor den Terrorangriffen habe sich in Hamburg ein Kern von sechs Personen herausgeschält, "die die USA und Israel als ständigen Stachel im Fleisch empfunden haben". Der Angeklagte sei von Anfang an dabei gewesen. Ihm seien die wesentlichen Umstände der Tat bekannt gewesen, und er habe sie gebilligt. "Sie wollten die politische und wirtschaftliche Macht vor aller Welt treffen und als ohnmächtig darstellen."

Die drei Anklagevertreter um Bundesanwalt Walter Hemberger hatten El Motassadeq als "ein Rädchen im Getriebe" der Terrorzelle bezeichnet. "Er kannte die Grundzüge der Tat, die auf die Tötung möglichst vieler Menschen abzielten", hatten sie in ihrem Plädoyer gesagt.

Mounir el Motassadeq
Mounir el Motassadeq im GerichtssaalBild: AP

Die Verteidiger Hans Leistritz und Hartmut Jacobi hatten dagegen von "Vermutungen, Behauptungen und Interpretationen" gesprochen und einen Freispruch verlangt.

Die Anklage warf Motassadeq vor, als Statthalter der Todespiloten um den Ägypter Mohammed Atta deren Abwesenheit in Hamburg verschleiert zu haben und beim Geldnachschub für sie mitgeholfen zu haben. Er hatte eine Kontovollmacht des späteren Todespiloten Marwan Al Shehhi und hat damit Geldbewegungen vorgenommen.

El Motassadeq hatte jede Schuld an den Anschlägen bestritten und in seinem Schlusswort gesagt: "Im Prozess war die schwerste Stunde für mich das Erscheinen der (Hinterbliebenen der US-Terroropfer) als Nebenkläger und ihre Berichte. Sie haben mich angesehen, als ob ich verantwortlich bin für das was sie erlitten haben, und ich konnte ihnen nicht sagen, dass ich unschuldig bin an ihrem Leid."

Terrorzelle in Hamburg

Schon zwei Tage nach den verheerenden Anschlägen vom 11. September 2001 in den USA führten Spuren nach Hamburg. Drei der vier in den USA entführten Flugzeuge wurden von Terroristen gelenkt, die in Hamburg ein unauffälliges Leben als so genannte Schläfer geführt hatten: Mohammed Atta, Marwan Al Shehhi und Ziad Jarrah. Um Atta, den mutmaßlichen Kopf der Entführer hatte sich nach Erkenntnissen der Bundesanwaltschaft eine Terrorzelle gebildet, die an Planung und Ausführung der Terroranschläge beteiligt war.

Mounir El Motassadeq gehörte zu den mutmaßlichen Mitgliedern der Gruppe um Atta. Der 28-jährige El Motassadeq ist in den Gassen von Marrakesch aufgewachsen, als Sohn einer Familie aus dem Mittelstand. 1993 kam er zum Studium nach Deutschland. Er landete zum Deutschlernen in Münster und tat sich als begabter Fußballer hervor, wie der "Stern" herausfand. 1995 ging er nach Hamburg, um an der TU Harburg Elektrotechnik zu studieren. Spätestens 1996 lernte er Atta kennen, dann auch alle anderen der Harburger Terrorzelle. Motassadeq heiratete eine Studentin aus St. Petersburg. Das Paar hat zwei Kinder.

Seit Oktober 2002 versuchten die Hamburger Richter zu klären, ob Motassadeq sich nur ahnungslos von den Terroristen um Atta ausnutzen ließ oder ihnen wissentlich half. Fast 30 Zeugen haben in dem Verfahren ausgesagt.

Motassadeq hat vom ersten Prozesstag an eingeräumt, dass er die Terroristen um Atta und Binalshibh zu seinen Freunden zählte, dass er mit ihnen betete und ihnen manche Hilfestellung leistete: Geld überwies, Mietangelegenheiten regelte, Formalitäten erledigte. Er behauptet, all dies nur als Freund getan zu haben - nicht als Terrorist. Dass er sich überhaupt Freunde wie Atta suchte und damit Massenmördern half - das hat der selbstbewusste Angeklagte indes auch in seinen letzten Worten vor dem Urteil nicht ausdrücklich bedauert.