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IFA: Gute Geschäfte mit bunten Bildschirmen

Sabine Kinkartz, Berlin31. August 2016

Es weihnachtet sehr – jedenfalls für die Unterhaltungselektronik. Auf der Branchenmesse IFA deckt sich der Handel für die umsatzstärkste Jahreszeit ein und die Kunden sollen Appetit auf neue Technik bekommen.

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Deutschland Internationale Funk-Ausstellung 2016 IFA in Berlin
Bild: Getty Images/AFP/O. Andersen

Die Internationale Funkausstellung in Berlin zeigt vorab Neuheiten

Die Konjunktur läuft gut in Deutschland. Löhne und Gehälter sind gestiegen, doch wegen der niedrigen Zinsquote landet immer weniger Geld auf Sparkonten. Stattdessen sind die Deutschen in Konsumlaune. "Die Ex-Sparweltmeister gehen shoppen", freut sich Hans-Joachim Kamp, Chef der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik, gfu über die gute Verbraucherstimmung. Schließlich lebe seine Branche von der "Anschaffungsneigung" der Kunden. "Wenn Produkte da sind, die der Konsument haben möchte, dann werden sie letztendlich auch gekauft."

Doch möchte der Konsument überhaupt noch so viel haben? Im ersten Halbjahr 2016 ging der Umsatz mit Unterhaltungselektronik um 2,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. IFA-Direktor Jens Heithecker macht eine gewisse Sättigung aus. "Die Ausstattung mit TV-Geräten, mit Smartphones ist vor einigen Jahren massiv gelaufen, die Branche hat zu diesem Zeitpunkt mit überwältigenden Marktzahlen geboomt."

Jammern auf hohem Niveau

Vor allem Desktop-Computer, Laptops und Tablets verkauften sich zuletzt schlecht. Noch schlimmer erwischte es Digitalkameras, Camcorder, Navigationsgeräte und Spielekonsolen, die im ersten Halbjahr 2016 deutlich zweistellige Umsatzeinbußen hinnehmen mussten. Das liegt vor allem daran, dass man inzwischen mit jedem Smartphone fotografieren, filmen, navigieren und spielen kann. Allerdings jammert die Branche auf hohem Niveau. Laut gfu werden in Deutschland in diesem Jahr für Unterhaltungselektronik mehr als 27 Milliarden Euro ausgegeben.

Die Internationale Funkausstellung in Berlin zeigt vorab Neuheiten

Ein dickes Geschäft, das will sich niemand entgehen lassen will. Über 1.600 Aussteller aus rund 50 Ländern werden auf der IFA erwartet. Der Ansturm ist so groß, dass die 26 Hallen auf dem traditionellen Messegelände unter dem Berliner Funkturm nicht ausreichen. "Alles ist ausgebucht, wir hatten keinen Platz mehr und wir hatten trotzdem noch eine hohe Nachfrage von potenziellen Ausstellern", so IFA-Direktor Heithecker. "Wir haben die Aussteller gequetscht, wir haben umgebaut in den Hallen - es hat vorne und hinten trotzdem nicht gelangt."

Erstmals zwei IFA-Standorte

So findet die Messe erstmals an zwei Orten in Berlin statt. Die Bereiche 3-D-Druck und Robotics sind in einen ehemaligen Postbahnhof im Zentrum der Stadt ausgelagert, zum Messegelände sind drei Shuttle-Linien eingerichtet. Im vergangenen Jahr kamen rund 240.000 Besucher zur IFA. "Hier kommt der Handel, schaut sich die Produkte an, vergleicht sie und stellt sie dann für das Weihnachtsgeschäft in die Regale", erklärt gfu-Vorstand Kamp. Das Ordervolumen habe sich 2015 auf 4,35 Milliarden Euro belaufen. "Hier ist aber auch der Konsument, sozusagen als "early adopter", der die Produkte anfassen, testen und ein feedback geben kann." Das sei eine weltweit einzigartige Mischung, die die IFA zur weltweiten Leitmesse für Unterhaltungselektronik und elektrische Haushaltsgeräte habe werden lassen.

Das große Augenmerk liegt auch in diesem Jahr wieder auf den Smartphones. Drei von vier Deutschen nutzen inzwischen ein internetfähiges Telefon, unter den 14- bis 29-Jährigen sind es 95 Prozent. "Unter 30 geht nichts ohne Smartphone", sagt Timm Lutter vom Branchenverband Bitkom. Durchschnittlich alle zwei Jahre greift der Kunde zu einem neuen Modell. Die Experten rechnen für 2016 mit einem weiteren Absatzrekord von fast 28 Millionen verkauften Geräten in Deutschland, nach gut 26 Millionen im Vorjahr. Der Umsatz soll sich auf rund zehn Milliarden Euro summieren.

Fernsehgeräte mit schärferen Bildern

Zuwächse vermeldet die Branche erstmals wieder für den TV-Bereich. In den vergangenen fünf Jahren waren die Verkaufszahlen stetig gesunken, doch die Fußball-Europameisterschaft und die Olympischen Sommerspiele bescherten ein Verkaufsplus von rund vier Prozent im ersten Halbjahr dieses Jahres. Allerdings sind die Zeiten vorbei, in denen die Geräte nur größer und flacher werden mussten, um Käufer anzulocken. Inzwischen stehe vor allem die Bildqualität im Mittelpunkt, sagt IFA-Direktor Jens Heithecker.

Deutschland Internationale Funk-Ausstellung 2016 IFA in Berlin
Analog war gestern: Auch Hausgeräte lassen sich per App steuernBild: picture-alliance/dpa/R. Jensen

Noch natürlicher, noch farbintensiver, noch emotionaler, so laute die Devise. "Sie werden sehen, was an Innovation - es geht nicht nur um Größe und Design - an Bildverbesserung und neuer Technologie eingebaut wurde." Neue Technik versprechen auch die Hersteller von Audio-Geräten. "Was in Soundbars, in Abspielgeräten an neuester Technologie eingebaut wird, um aus den altbekannten MP3-Files mit altbekannten Qualitätsabstufungen wirklich gute Musik machen zu können - das sind extreme Entwicklungen", schwärmt Heithecker.

Virtuelle Welten locken

Zum Standard gehört heute die Vernetzung mit dem Internet. Ob Fernseher oder Wearables, also tragbare Computersysteme, die man am Körper oder in der Kleidung trägt; ob Brillen und Kameras für virtuelle Realität, Drohnen, Kaffee- oder Waschmaschinen: Es gibt kaum noch ein elektrisches Gerät für die eigenen vier Wände, das sich nicht mit dem Internet verbinden kann und per App vom Smartphone zu steuern ist.

Apropos virtuelle Realität: Sie gilt als das "nächste große Ding" auf der IFA. Anwendungen, mit denen der Nutzer in virtuelle Welten eintauchen kann, sind eines der Trendthemen auf der Messe. Eine aktuelle Trendstudie prognostiziert für dieses Jahr einen Umsatz von voraussichtlich 158 Millionen Euro in Deutschland. Bis 2020 könnte es eine Milliarde Euro werden. Allerdings legt der Kunde hier, wie auch bei anderen Geräten und Anwendungen, immer größeren Wert auf Benutzerfreundlichkeit. Ob jung oder alt, kaum jemand hat noch Lust, sich mit komplizierter Technik auseinanderzusetzen. Die Geräte sollen leicht zu bedienen sein und das Ganze soll am besten einfach nur funktionieren.