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Das Ende einer großen Karriere?

15. Juli 2019

Nach einem Herzinfarkt wird der spanische Torhüter Iker Casillas vorerst nicht aufs Feld zurückkehren. Beim FC Porto rückt der 38-Jährige in die Teamleitung. Eine der größten Torwart-Karrieren könnte damit beendet sein.

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WM 2014 Gruppe B 2. Spieltag Spanien Chile
Bild: Reuters

Iker Casillas wird es erst einmal langsam angehen lassen. Schließlich ist der 38-Jährige Rekonvaleszent. Casillas erholt sich gerade von einem Herzinfarkt, den er im Mai während einer Trainingseinheit bei seinem Klub FC Porto erlitten hatte. Im Krankenhaus hatte man ihm einen Stent eingesetzt.

Wie bedrohlich die Situation tatsächlich für den Weltklasse-Torhüter war, drückte damals sein Klubarzt aus. Nelson Puga sagte, der Profi habe "Glück im Unglück" gehabt, weil der Infarkt sich während des Trainings ereignete und er schnell ins Krankenhaus gebracht werden konnte

Ins Tor zurück geht der Spanier erstmal nicht. Casillas werde einen Posten in der Mannschaftsleitung übernehmen, "während er sich von den gesundheitlichen Problemen erholt", teilte der portugiesische Erstligist am Montag mit. Doch die Frage ist, ob er überhaupt nochmal ins Tor zurückkehren wird.

Höchst erfolgreiche Karriere

"Ich werde etwas anderes machen als das, was ich normalerweise gemacht habe, nämlich auf dem Spielfeld zu sein", sagte Casillas. "Ich werde mein Bestes geben, um meinen Teamkollegen zu helfen." Sein Karriereende ließ "San Iker", wie er in Spanien liebevoll von den Fußballfans genannt wird, offen. Seinen Vertrag in Porto hatte er erst im vergangenen März verlängert. Wobei es nur schwer vorstellbar ist, dass Casillas nochmal das Tor des FC Porto hüten wird.  

Sollte er den Weg auf die Torlinie nicht zurückfinden, endet diese (Torwart-) Karriere, die ihresgleichen sucht. Casillas wurde Weltmeister (2010), Europameister (2008, 2012) Champions-League-Sieger (2000, 2002; 2017), spanischer Meister (2001, 2003, 2007, 2008, 2012) und fünfmal in Folge Welttorhüter des Jahres (2008 - 2012), um nur einige seiner unzähligen Erfolge zu nennen.

Dabei war Casillas nie der kräftige Schlussmann, der mit körperlicher Präsenz im Strafraum die gegnerischen Angreifer in Angst und Schrecken versetzte. Vielmehr bestach der 1,85 Meter große Casillas durch seine außergewöhnlichen Reflexe und seiner katzenartigen Bewegungen auf der Torlinie - mit deren Hilfe er manchen Torschrei der gegnerischen Fans in letzter Sekunde vereitelte.

Bayer 04 Leverkusen wird sich nur ungern erinnern

Torhüter Iker Casillas (vorne) rettet gegen Leverkusens Dimitar Berbatov
Torhüter Iker Casillas (vorne) rettet gegen Leverkusens Dimitar Berbatov (M.)Bild: picture-alliance/dpa/A. Martin

"Er macht die wichtigen Paraden im richtigen Moment", sagte sein langjähriger Club- und Teamkollege bei Real Madrid, Xabi Alonso, einst über seinen Kapitän. Unglaubliche 16 Jahre lang hütete Casillas das Tor der "Königlichen und bestritt 510 Partien für seinen Herzensklub.

Von diesen Paraden könnte Bayer 04 Leverkusen ein eher melancholisches Lied singen, vereitelte Casillas im Champions-League-Finale mit drei Großtaten doch einen Treffer für die Werkself und sicherte damit  den Madrilenen den Titel.

In seinem Heimatort Mostoles haben sie eine Straße nach dem schon zu Lebzeiten legendären Torhüter benannt. Auf der "Avenida de Iker Casillas" findet sich auch ein in Stein eingelassenes Zitat, das einen Eindruck von seinem Charakter gibt: "Ich bin kein Galaktischer, ich bin aus Mostoles." In Zeiten, in denen Real nach den Sternen griff, versuchte es Casillas lieber mit Bodenhaftung. 

Zweiter Schicksalsschlag in kurzer Zeit

Nur drei Wochen nach dem Herzinfarkt wurde bei seiner Frau, der Journalistin Sara Carbonero, mit der er zwei Kinder hat, ein bösartiger Tumor entdeckt, den die Ärzte aber erfolgreich operieren konnten. Ein weiterer Schicksalsschlag innerhalb kürzester Zeit für das Paar. Weltweit bekannt wurden die Journalistin und der Fußballstar, als Casillas seine damalige Freundin nach dem WM-Finale, bei dem sie ihn interviewte, plötzlich vor laufenden Kameras küsste.   

"Die sportliche Zukunft interessiert mich nicht. Es ist wichtig, dass ich jetzt hier stehe", hatte Casillas gesagt, als er das Krankenhaus in Porto wieder verlassen konnte. Es war ihm anzusehen, dass er das sehr ernst meinte.