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Im Hass auf Trump vereint

Ines Pohl, z. Zt. New York15. April 2016

Tausende gingen kurz vor den nächsten Vorwahlen auf die Straße, um gegen die Ausgrenzungspolitik von Donald Trump zu demonstrieren. Eine breite Bewegung, die erst am Anfang steht, berichtet Ines Pohl aus New York.

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Proteste gegen Donald Trump in Brooklyn
Bild: DW/I. Pohl

"Hau ab und geh' dahin zurück, wo Du herkommst. Hier ist kein Platz für Dich." Sprüche, die Natalia Aristizabal allzu gut kennt. Vor 13 Jahren floh sie aus Kolumbien. Seitdem lebt sie in den Vereinigten Staaten und kämpft für die rechtliche Anerkennung von Einwanderern, die, wie sie selbst, keine Papiere haben.

"Der Rassismus war ja schon immer da", sagt die 33-jährige New Yorkerin. "Aber Donald Trump hat diesen Menschen eine Stimme gegeben, er erlaubt ihnen, all das zu sagen, was sie schon immer dachten." Das macht ihr, wie hunderttausenden Amerikanerinnen und Amerikanern, Angst. Und es macht sie wütend.

Breites Bündnis

Und es ist genau diese Wut, die sich langsam Bahn bricht in diesem scheinbar unendlichen Vorwahlkampf. Die Menschen, denen Donald Trump direkt oder indirekt droht, schließen sich zusammen. Muslime, die er nicht mehr ins Land hinein lassen will, Einwanderer ohne Papiere, die er aus dem Land hinaus schmeißen will, Schwarze und Juden, die seit Jahrhunderten Diskriminierung erfahren: Sie alle gehen gemeinsam auf die Straße. Zum bisher größten Protestmarsch wurde am Donnerstag in New York geblasen. Während die republikanische Partei ein Fundraiser-Dinner mit ihren Spitzenkandidaten im Grand Hyatt in Manhattan hält, ist auf der 42nd Straße davor schnell klar: Diese Protestbewegung wird sich so schnell nicht kleinkriegen lassen.

Proteste gegen Donald Trump in Brooklyn: Michael Perera
Michael Perera: Protest gegen Rassismus und FrauenfeindlichkeitBild: DW/I. Pohl

Viele junge Frauen, mit bunten Haaren oder knalligen Kopftüchern, Männer mit Rastas, Glatze oder Kippa erklären Trump und seinen Anhängern den Krieg. "Ich kann diese Hass-Rhetorik einfach nicht mehr hören", sagt Michael Pereira. Der junge Mann trägt ein selbstgebasteltes Schild um den Hals, auf dem er sich klar gegen Rassismus und Frauenfeindlichkeit ausspricht.

Mit Ausschreitungen zu rechnen

Und auch wenn es an diesem Donnerstag bis in den späten Abend überwiegend ruhig geblieben ist, er ist überzeugt: "Wenn Trump tatsächlich zum republikanischen Spitzenkandidaten nominiert wird, kommt es zu Ausschreitungen." Das könne, so der Mann aus Queens, gar nicht ausbleiben. "Der Mann ist Hass. Und Hass verbreitet sich."

Wie groß der Widerstand wird? "Riesig", sagt Michael. "Man sieht das hier, wir kannten uns gar nicht und sind zusammengekommen aus ganz unterschiedlichen Milieus und Gruppen. Über die sozialen Netzwerke können wir uns ganz einfach organisieren. Uns hält niemand auf."

Und in der Tat hat sich ein bunter Mix politischer Aktivistinnen und Aktivisten zusammengefunden. Eine Gruppe kommt gerade von einer Demonstration für die Erhöhung des Mindestlohns. Eine andere hatte am Morgen eine Informationsveranstaltung abgehalten, um für eine Reform des Einwanderungsgesetzes zu kämpfen.

Viele Kriegsveteranen

Andere wiederum scheinen einfach alles, was irgendwie mit Staat zu tun hat, abzulehnen. Ein paar tragen die "Anonymus" Masken der "Occupy-Wallstreet-Bewegung". Viele Kriegsveteranen sind dabei, die keine Lust mehr haben, von den Republikanern vereinnahmt zu werden. "Nein, wir haben keine Angst vor Muslimen, wir haben Angst vor einem neuen Krieg", sagt beispielsweise Chris Hagen, der insgesamt zehn Jahre im Irak und Afghanistan gekämpft hat.

Aber es gibt auch Menschen, die nicht gegen Donald Trump, sondern gegen Hillary Clinton demonstrieren. Wie Joe Biggs, der ein T Shirt trägt, bei dem man genau hinschauen muss, um sich nicht zu verlesen: "Hillary for Prison 2016" – nicht for President. "Ich habe die Schnauze voll von der ganzen Lügerei. Ich habe früher immer Demokraten gewählt. Jetzt wähle ich überhaupt nicht mehr." Auch das eine Haltung, die weit verbreitet ist in diesem großen Land.

Er will gar nicht mehr wählen: Joe Biggs
Er will gar nicht mehr wählen: Joe BiggsBild: DW/I. Pohl

Trump ist besser fürs Geschäft

Und Amerika wäre wohl nicht Amerika, wenn mit jeder Bewegung nicht gleich ein Geschäft gemacht würde. Während die Anti-Trump-Sticker und Schilder gegen eine freiwillige Spende zu haben sind, müssen Trump-Unterstützer ordentlich in die Tasche greifen, um ein Souvenir zu ergattern. Ein T-Shirt mit Trump-Konterfei kostet stolze 25 Dollar, drei Anstecker gibt es für zehn. "Ich hoffe, es gibt noch viele Protestkundgebungen", sagt Jeremy Ryan aus Michigan.

Jeremy Ryan will einen Republikaner wählen, aber nicht Trump
Jeremy Ryan will einen Republikaner wählen, aber nicht TrumpBild: DW/I. Pohl

Eigentlich, so der 22-Jährige, sei er unabhängig bis demokratisch. Aber Hillary Clinton will auch er auf keinen Fall wählen. Und wenn Trump nicht nominiert wird, wählt er eben einen anderen Republikaner. "Dann verkaufe ich halt Ted-Cruz-Shirts." Auch wenn er auf Trump als Kandidaten hofft. "Ich glaube, der ist besser für mein Geschäft. Da regen sich mehr Leute drüber auf. Und dann kaufen die, die ihn gut finden, noch mehr T-Shirts."

Es sieht ganz danach aus, als würde der kommende Dienstag ein guter Tag für Jeremy Ryan. Dann wählen die New Yorker ihre Spitzenkandidaten. Und Donald Trump ist der eindeutige Favorit bei den Republikanern.