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Im Porträt: Taiwans Präsidentschaftskandidaten

Eva Mehl19. März 2004

Lien Chan von der Kuomintang ist rechtskonservativ und chinesisch-national eingestellt. Präsident Chen Shui-bian von der Demokratischen Fortschrittspartei gibt sich links-fortschrittlich und taiwanisch-national.

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Taiwans amtierender Präsident Chen Shui-bian von der DPPBild: AP

Chen Shui-bian

1951 wird Chen Shui-bian im Süden Taiwans geboren. Er studiert Jura an der Taiwan Universität, bekommt Stipendien und wird Anwalt für Seerecht. 1980 verteidigt er eine Gruppe von Dissidenten, die gegen das autoritär-repressive Kuomintang-Regime opponiert hatten. Er verliert den Prozess und entwickelt sich in den 80er Jahren zu einem der wichtigsten Kämpfer für die Demokratiebewegung in Taiwan. 1985 wird Chens Frau bei einem Unfall – hinter dem ein Anschlag auf Chens Leben vermutet wird - so schwer verletzt, dass sie seitdem im Rollstuhl sitzt. 1986/1987 muss Chen für acht Monate ins Gefängnis. Der Grund: ein kritischer Zeitungsartikel. Mit der Wahl ins Parlament zeichnen sich 1989 erste politische Erfolge in Chens Karriere ab. 1992 wird er Vizevorsitzender des Verteidigungsausschusses. 1994 ist Chen erster frei gewählter Bürgermeister der Hauptstadt Taipeh.

Sechs Jahre später schafft er den Durchbruch: Er verwirklicht den Traum der demokratischen Opposition und wird Präsident. Damit setzt er fünf Jahrzehnten Kuomintang ein Ende. Chen und die Demokratische Fortschrittspartei (DPP) streben die Unabhängigkeit von China an. Unter dem Druck der USA und Pekings versichert er bei Amtsantritt, nichts am Status Quo Taiwans ändern zu wollen - weder formell die Unabhängigkeit auszurufen, noch ein Referendum einzuleiten. Die Präsidentschaftswahl am 20. März 2004 verknüpft er dennoch mit einer Volksabstimmung: Wie soll sich Taiwan gegenüber der militärischen Bedrohung Chinas verhalten?

Taiwan: Lien Chan
Oppositionskandidat Lien Chan von der KMTBild: AP

Lien Chan

Lien Chan wird 1936 in Xi`an in Zentralchina geboren. Die Mutter ist Festlandchinesin, der Vater Taiwanese. 1946 kehrt die Familie nach Taiwan zurück. Lien Chan studiert Politikwissenschaften an der Nationalen Taiwan Universität und promoviert in den USA. 1968 zieht es ihn wieder nach Taiwan, dort arbeitet er an einem Lehrstuhl für Politikwissenschaften. Als Botschafter wird er 1975 nach El Salvador geschickt. Nachdem er innerhalb der Kuomintang verschiedene Ämter bekleidet, wird er 1987-1988 Vizepremier und 1988-1990 Außenminister. In dieser Funktion ermöglicht er Taiwan-Chinesen Verwandtschaftsbesuche auf dem Festland. 1993 wird Lien Chan von Staatspräsident Lee Denghui zum Ministerpräsidenten ernannt. Unter dessen Führung vertritt er die Politik "eine Nation, zwei Regierungen", die von taiwanesischer Seite aus auch eine Abkehr vom jahrzehntelangen Alleinvertretungsanspruch verstanden wurde.

Lien Chan trägt dazu bei, Taiwans internationale Isolation weiter aufzubrechen. Er forcierte den bilateralen Handel, meist über Hong Kong und Japan. Nach den ersten direkten Präsidentenwahlen ernennt ihn Lee Denghui zum Vize- und Ministerpräsidenten. Proteste und Massendemonstrationen gegen wachsende Kriminalität und Verschlechterung sozialen Klimas zwingen Lien Chan jedoch 1997 zum Rücktritt. Im Jahr 2000 unterliegt er bei den Präsidentenwahlen mit 23, 1 Prozent dem Oppositionskandidaten Chen Shui-bian von der Fortschrittspartei DPP (39,3). Die rechtskonservative Partei gerät nach fünf Jahrzehnten Vorherrschaft in eine schwere innerparteiliche Krise. Nach dem vorzeitigen Rücktritt Lee Denghuis übernimmt Lien Chen den Parteivorsitz. Bei der Wahl am 20. März 2004 fordert er gemeinsam mit James Soong (PFP) im so genannten "blauen Bündnis" den Präsidenten Chen Shui-bian heraus.