Im Wettlauf mit der Gletscherschmelze
Gletscher sind nicht nur ökologisch wichtig, sie sind auch Archive der Klimageschichte. In Österreich bemühen sich Wissenschaftler noch schnell, sie zu untersuchen, bevor sie schmelzen.
Schön, bedroht...
Schneebedeckte Berge umgeben das Kaunertal im Westen Österreichs. Die hiesigen Alpen-Gletscher reagieren besonders empfindlich auf den Klimawandel und schrumpfen noch schneller als die meisten anderen. Doch sie sind nicht nicht nur ökologisch bedeutsam.
... und voller Information
Denn Gletscher sind ein eisiges Archiv. In ihnen stecken die Informationen über das Klima der vergangenen Jahrhunderte. Die Gletscherforscherin Andrea Fischer geht diesen Informationen zusammen mit ihrem Team schon seit vielen Jahren auf den Grund.
Kein Bürojob
Die Wissenschaftler graben sich tief in das Eis des Gletschers ein. Auf der Weissseespitze, einem 3.526 Meter hohen Gipfel haben sie ihr Basislager errichtet - in Kälte und Schnee. Ein frostiger Job!
Tunnel in die Vergangenheit
Im Inneren der Gletscher suchen die Wissenschaftler nach altem Eis. Neues finden sie nicht mehr, denn es ist schon geschmolzen. "Wir sind jetzt ungefähr bei 1920. Der Rest ist bereits verloren gegangen - alles von 1920 bis heute", sagt Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Bergforschung in Innsbruck.
Altes Eis - altes Klima
Fischer glaubt, dass das Eis zwischen 3.000 und 5.000 Jahre alt sein könnte. Es gibt vor allem detaillierte Auskunft über die Niederschlagsverteilung. Jahrhunderte alter Schnee ist hier zusammengepresst, und der Schneefall jedes Jahres lässt sich - ähnlich wie beim Jahresring eines Baumes - bestimmen.
Extreme Datendichte
Die Innsbrucker Forscher haben bis auf den Grund des vergleichsweise ungestörten Gletschers gebohrt, um die Proben zu gewinnen. Die unteren Schichten sind dichter gepackt als die oberen, was bedeutet, dass ein Meter Eis Tausende von Jahren an Daten beinhalten könnte. "Aber wir haben nicht viel Zeit", sagt Fischer. Bald dürfte der Gletscher getaut sein.
Mit schwerem Gerät
Der Umweltphysiker Pascal Bohleber vom Österreichischen Institut für interdisziplinäre Bergforschung schneidet mit einer Motorsäge eine Eisprobe aus dem Schaufelferner-Gletscher bei Neustift im Stubaital aus. Die Proben werden per Hubschrauber ins Labor gebracht.
Altersbestimmung per Infrarotlaser
Doch wie alt ist das Eis? Das lässt sich im Labor mit einem Infrarotlaser bestimmen. Die Wissenschaftler extrahieren das Edelgas Argon aus den im Eis eingeschlossenen Luftblasen. Anhand der Argon-Konzentration können sie das Alter der Luft und damit das Alter des Eises bestimmen.
Wettlauf gegen die Zeit
Weil die Gletscher immer schneller schmelzen, bleibt den Forscher nicht viel Zeit, die Daten zu erheben. Dabei sind die Daten für die Klimaforschung extrem wichtig. "Die Frage ist, wie außergewöhnlich ist dieser Prozess? Das ist es, was wir mit dieser Bohrung des Eises bestimmen."