Image-Politur für Deutschland
28. September 2004Das Deutschland-Bild der Japaner ist überwiegend traditionell geprägt und verzerrt: Auf der einen Seite produzieren die Deutschen seit vielen Jahrzehnten zuverlässige Produkte wie Maschinen und Werkzeuge, auf der anderen Seite wirken diese Produkte aus Sicht der Japaner häufig langweilig und wenig innovativ.
Schon seit 150 Jahren haben deutsche Produkte großen Einfluss auf den japanischen Alltag. Viele Begriffe weisen auf die deutsche Herkunft hin und wurden nicht ins Japanische übersetzt. So nehmen japanische Chirurgen ein "Messer" in die Hand, Bergsteiger kraxeln mit "Pickel", "Eisen" und "Rucksack" zur "Hütte", Skifahrer fahren im "Gelände" oder der Job wird zur "Arbeit". Vom ehemaligen Sprach- und Wettbewerbsvorteil für die deutsche Wirtschaft ist inzwischen aber nicht mehr viel zu spüren:
Europäische Konkurrenz
"Das Interesse an Deutschland hat etwas abgenommen", bedauert Martin Bach vom Auswärtigen Amt, "andererseits sind Italien und Frankreich in der Vergangenheit stärker ins Bewusstsein der Japaner geraten. Wir Deutschen gelten zwar weiterhin als gute Techniker, sind pünktlich und bekannt für Bier und Autos, aber mit Trend- und Lifestyle-Themen bringt man uns leider nicht in Verbindung. Das wäre aber wünschenswert."
Die Kampagne "Deutschland in Japan" orientiert sich daher in besonderem Maße an den speziellen Bedürfnissen junger Japaner. Deutschland präsentiert sich als innovatives Land, "als dynamisches Hochtechnologieland sowie als leistungsfähiger Forschungsstandort", so das Auswärtige Amt. Ziel sei es, möglichst viele Interessenten für ein Studium in Deutschland zu gewinnen. Nicht zuletzt trägt dazu seit vielen Jahren auch die Website "Campus Germany" der Deutschen Welle bei, die künftig auch die japanische Sprache berücksichtigt.
Nazi-Comics
Doch gerade die junge Generation wird nur schwer von den Vorteilen eines Deutschland-Aufenthaltes zu überzeugen sein, befürchtet Josef Kreiner, Japanologe an der Universität Bonn: "Die jüngere Generation in Japan kann mit Deutschland nichts anfangen. Selbst das negative Kriegsimage der Deutschen wird durch die beliebten Manga-Comics, in denen Nazis die Hauptrolle spielen, immer wieder erneuert."
Wenn Japaner nach Deutschland reisen, dann seien hauptsächlich klassische Ziele wie Schloss Neuschwanstein oder die Loreley beliebt. Die Japaner nutzten Deutschland meistens nur als Zwischenstation, um attraktivere Ziele in Europa zu erreichen: "Am Frankfurter Flughafen kommen zwar viele Fluggäste aus Japan an. Allerdings steigen die dann gleich ins nächste Flugzeug, um beispielsweise nach Florenz oder Paris zu fliegen. Eine Umfrage aus dem Jahr 2002 ergab, dass Deutschland als Land der Technik, aber leider nicht als Land der schönen Künste gilt", erklärt Josef Kreiner das Desinteresse der Touristen.
Expo 2005
Offizieller Start des Deutschland-Jahres ist der 4. April 2005. Doch schon in diesem Jahr stimmen einzelne Veranstaltungen auf die bevorstehende Kampagne ein. Ein wichtiger Höhepunkt des Deutschland-Jahres wird die Weltausstellung Expo 2005 in Aichi sein. Vom 25. März bis zum 25. September 2005 sollen die Besucher im deutschen Pavillon eine Symbiose aus Natur und Technik erleben können: In einem Fahrzeug, das einem Wassertropfen nachempfunden ist, fahren die Besucher durch eine Landschaft aus Wasser, Luft und Feuer.
An anderer Stelle können die Besucher Experimente zur Bionik durchführen und vertiefende Informationen zum Thema sammeln. Durch die Verknüpfung von Medien, Exponaten und Internet-Technologien versprechen sich die Veranstalter "eine große Informationstiefe bei hohem Unterhaltungswert" und wollen damit vor allem eine junge Zielgruppe für Deutschland begeistern.