Imkern sterben die Bienen weg
18. August 2010Den letzten Tag seines Urlaubs verbringt Vermessungsingenieur Paul Schlurmann wie selbstverständlich bei seinen Lieblingstierchen, den Bienen. Zu Dutzenden schwärmen die Bienen um seinen Kopf. All zu gut sind sie heute nicht gelaunt, nahender Regen macht die wetterfühligen Insekten nervös. Hairspray, Parfum oder Alkohol mögen Bienen in der Regel gar nicht. Schlurmann ist auf das alles vorbereitet und kennt sich bestens aus. Er ist Freizeit-Imker und hat damit ein Hobby, das selten geworden ist. Er ist auch der Fachmann, den die Feuerwehr ruft, wenn Anwohner ein Wespennest melden, das sie loswerden wollen. Dabei handelt es sich mitunter aber auch Bienen. Das passiert häufig im Frühjahr, wenn sich die Bienen vermehren, "denn dann gehen Schwärme ab und setzten sich in Bäume", berichtet Schlurmann.
Die entfernten Bienenschwärme vernichtet der Familienvater aber nicht. In der Regel nimmt er sie in den Bienenhäusern auf seiner Anlage im Bonner Süden auf und vermittelt sie an junge Imker weiter. Aber gerade junge Imker gibt es immer weniger. Schlurmann gehört mit seinen 46 Jahren noch zu den Jüngsten seiner Zunft, die ein massives Nachwuchsproblem hat. "Vielen jungen Leuten ist der Aufwand zu groß, dazu kommt noch ein finanzieller Faktor, denn mit Honig allein kann man natürlich nicht alles wieder reinholen", schildert der Bonner Imker die Probleme der Imkerei.
Dem massiven Nachwuchsproblem will Peter Schlurmann entgegenwirken. In naher Zukunft möchte er an einer Schule eine AG anbieten, um Schülern etwas Lust auf Bienen und Honig zu machen. Seinen eigenen Honig bezieht Schlurmann aus einer sogenannten Honigschleuder. Mit dieser gewinnt er den Honig aus den Waben. Danach geht der Honig in den Verkauf. Einiges wird er auf dem Wochenmarkt über einen Obststand los, vieles auch einfach in der Nachbarschaft von Haustür zu Haustür. "Aber große Mengen an Honig hat man auch nicht als kleiner Hobby-Imker", stellt er klar.
Bienensterben gefährdet nicht nur die Imker
Die schädlichen Varroa-Milbe, die vielen Imkern zu schaffen macht, spielt auch bei Schlurmann eine Rolle. Im Winter muss er seine Bienen sorgfältig gegen die Milbe behandeln, ganz in den Griff bekommt er den Schädling aber nie. Viel Glück hat er allerdings mit den Auswirkungen von Pestiziden auf seine Bienenvölker. In der Region um Bonn gibt es wenig landwirtschaftliche Flächen, die mit Pestiziden behandelt werden. Zudem gebe es Absprachen mit den Landwirten, "dass diese Pestizide, die bienenfeindlich sind nicht auf die Äcker kommen", berichtet Schlurmann.
Das Bienensterben trifft aber nicht nur die Imker hart. Starke Auswirkungen hat das Sterben auch auf die Obsternte und für die Rapsbauern. Die Befürchtung ist, dass viele Obstbäume nicht mehr bestäubt werden können. Die Rechung ist einfach: Gibt es weniger Bienen, dann können auch nur noch weniger Blüten bestäubt werden. Die Ernte würde geringer ausfallen.
Imker Schlurmann verzeichnet in der letzten Zeit eine starke Nachfrage nach regionalen Produkten vom Imker um die Ecke. Besonders viele Allergiker mit Heuschnupfen kommen auf ihn zu, denn im normalen Honig sind auch Pollen vorhanden, die Allergiker brauchen. "Der Trend geht ganz klar hin zu einer sauberen und biologisch einwandfreien Ernährung", stellt der 46-Jährige fest. Dazu kommen noch andere Imkereiprodukte, wie Propolis, jener Kittharz, der in der Wundheilung Anwendung findet, oder auch Gelée Royale, der Futtersaft der Bienenkönigin, der angeblich auch positive Effekte für den Körper haben soll.
Autor: Arne Lichtenberg
Redaktion: Hartmut Lüning