Immer mehr Tote bei Waldbränden
18. Juni 2017Die Lage im betroffenen Kreis Pedrógão Grande knapp 200 Kilometer nordöstlich von Lissabon wurde in der Nacht zum Sonntag von den Behörden als sehr besorgniserregend geschildert. Auch Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa, der in der Nacht zur Unglücksstelle geflogen war, sprach dort von einer "beispiellosen Situation". Es gebe einige Dörfer, die von den Flammen völlig eingekesselt seien, sagte Bürgermeister von Pedrógão Grande, Valdemar Alves. Der sozialistische Ministerpräsident António Costa, der die Entwicklung die gesamte Nacht von der Zentrale des Zivilschutzes in Carnaxide bei Lissabon aus verfolgte, sagte, er sei vom "Ausmaß der Tragödie schockiert"..
Nach Angaben des portugiesischen Innenministeriums waren viele der Todesopfer mit ihren Fahrzeugen unterwegs, als sie vom Feuer eingeschlossen wurden. Drei weitere Opfer seien nach ersten Erkenntnissen an Rauchvergiftungen gestorben. Außerdem würden mindestens zwei Personen vermisst.
Auf der Flucht vor den Flammen
Warum das Feuer in der dünn besiedelten Region ausbrach, ist noch unklar. Etwa 21 Verletzte, darunter sechs Feuerwehrmänner, wurden in Krankenhäuser gebracht. In einigen Gebieten fiel der Strom aus. Feuerwehrfahrzeuge wurden von den Flammen zerstört, mehrere Familien mussten ihre Häuser verlassen.
Die Flammen seien an vier Fronten aktiv und würden von mehr als 750 Feuerwehrmännern mit über 200 Einsatzfahrzeugen und zwei Flugzeugen bekämpft, teilte der Zivilschutz mit. Dennoch habe man nicht verhindern können, dass die Brände auf den Nachbarkreis Figueiró dos Vinhos übergriffen. Starke Winde erschwerten die Löscharbeiten.
EU sagt Hilfe zu
Unterstützung erhalten die Behörden derweil von der EU. Der zuständige EU-Kommissar Christos Stylianides teilte mit, auf Bitte Portugals würden über die Nothilfekoordinierung der EU Löschflugzeuge organisiert. Frankreich habe sofort drei Maschinen zugesagt, die nun rasch entsandt würden. Zusätzlich helfe Spanien ebenfalls mit Flugzeugen. Nach dem Ausbruch des Feuers waren zunächst nur zwei Löschflugzeuge im Einsatz.
Einen ähnlich schlimmen Waldbrand - was die Opferzahl betrifft - hatte es in Portugal zuletzt vor einem halben Jahrhundert gegeben. 1966 starben bei einem siebentägigen Feuer in Sintra in der Nähe von Lissabon 25 Menschen, allesamt Angehörige des Militärs.
ml/ust (dpa, afp)