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Imtech will BER weiterbauen

10. August 2015

Trotz ihres Insolvenzantrags will die Bautechnikfirma Imtech Deutschland ihre Arbeiten am Berliner Pannenflughafen BER fortsetzen. Ein Blick in die Bilanz 2014 hätte Fachleute warnen sollen.

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Schild zum Berlin Flughafen BER (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/P. Pleul

"Die Mitarbeiter sämtlicher Gewerke sowie die Subunternehmer haben zugesagt, den Flughafenbau bis auf weiteres unverändert fortzuführen", teilte die Kanzlei Reimer Rechtsanwälte des vorläufigen Insolvenzverwalters Peter-Alexander Borchardt am Montag in Hamburg mit. Die Baustelle sei "voll besetzt". Alle anstehenden Termine würden wahrgenommen. Imtech Deutschland liege mit seinen Leistungen "derzeit voll im Zeitplan".

Ziel des vorläufigen Insolvenzverfahrens sei es, den Geschäftsbetrieb des Unternehmens fortzuführen und "möglichst viele der derzeit rund 4000 Arbeitsplätze zu erhalten", erklärte die Kanzlei. Derzeit prüften etwa 70 Spezialisten "große Datenmengen", um sich einen Überblick über die wirtschaftliche Gesamtsituation von Imtech Deutschland zu verschaffen, sagte Borchardt.

Wieder der Brandschutz

Die Bautechnikfirma ist Zulieferer für die Brandschutzanlage des BER und am künftigen Hauptstadtflughafen für Elektroarbeiten, Heizung, Sanitär und Lüftung zuständig. Imtech baut auch das Sprinkler-System ins Terminal ein, einen wesentlichen Teil der Brandschutzanlage.

Das Unternehmen soll in einen mutmaßlichen Korruptionsfall am BER verwickelt sein. Am Donnerstag hatte Imtech Deutschland einen Insolvenzantrag gestellt. Teile der Belegschaft erschienen nach Angaben von BER-Chef Karsten Mühlenfeld daraufhin bereits nicht mehr auf der Baustelle des Flughafens. Eine Pleite von Imtech könnte den Zeitplan zur Fertigstellung noch einmal durcheinanderbringen.

Nach der Pleite der Deutschland-Tochter droht auch dem niederländischen Mutterkonzern das Geld auszugehen. Die Gespräche mit möglichen Kreditgebern hätten nicht zu einem Erfolg geführt, teilte der Baudienstleister am Montag mit. Nun gehe es darum, "so viel wie möglich vom Konzern zu erhalten". Das ließ die Imtech-Aktien an der Börse Amsterdam erneut um 20 Prozent auf 58 Cent einbrechen. Vor fünf Jahren hatten die Papiere noch fast 215 Euro gekostet.

Auch Kölner Oper betroffen

Durch die Insolvenz der Firma Imtech drohen auch bei der Kölner Opernsanierung neue Verzögerungen. Dort ist Imtech zuständig für die Steuerungstechnik, die technische Gebäudeausstattung, die Klimatechnik, die Stromversorgung und somit im weiteren Sinne auch für die Brandschutzanlagen.

Ein Blick in die Bilanz des abgelaufenen Geschäftsjahres 2014 hätte Fachleute allerdings warnen müssen. Gegenüber dem Vorjahr schmolzen die liquiden Mittel des Unternehmens von 90 auf 2,4 Millionen Euro zusammen - wohl in Folge sehr schwacher Geschäfte: Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit von Imtech Deutschland betrug minus 83,5 Millionen Euro.

Der Jahresfehlbetrag summierte sich auf 86,3 Millionen Euro, was gegenüber dem Vorjahreswert von minus 202,5 Millionen Euro aber sogar noch eine Verbesserung darstellte. Um die Finanzierung war es schon zum Jahresende 2014 schlecht bestellt: Bei "verbundenen Unternehmen" - vermutlich der niederländischen Mutter - stand Imtech Deutschland zu diesem Zeitpunkt mit 114,3 Millionen Euro in der Kreide. Insgesamt summierten sich die Verbindlichkeiten auf über 300 Millionen Euro.

wen/kle (rtr, afp, dpa, Kölnische Rundschau)