In Bildern: Franz Beckenbauer, der Fußballkaiser
Weltmeister als Spieler, Weltmeister als Teamchef: Für viele ist der einstige Über-Fußballer Franz Beckenbauer eine Kultfigur. Doch wegen der "Sommermärchen-Affäre" hat sein Image als Lichtgestalt auch einige Kratzer.
Ein einzigartiger Spieler
Franz Anton Beckenbauer erblickt am 11. September 1945 in München das Licht der Welt. Von 1965 bis 1983 legt er eine beispiellose Spielerkarriere hin. Beckenbauers Spielweise polarisiert. In seinem zwar eleganten, manchmal jedoch auch überheblich wirkenden Spiel ist Abrackern nicht vorgesehen. Warum auch? Seine vorausdenkende Spielweise, seine präzisen und genialen Pässe machen ihn weltberühmt.
Sportliche Gipfel
Im Vereinsfußball wird Beckenbauer mit dem FC Bayern München je viermal Deutscher Meister und Pokalsieger, zudem einmal Meister mit dem Hamburger SV. Drei US-Titel folgen mit Cosmos New York. Außerdem holt er vier europäische Titel und einmal den Weltpokal. Seine größten Erfolge: Als Kapitän führt er die Nationalelf 1972 zum EM- und 1974 bei der Weltmeisterschaft in Deutschland zum WM-Titel.
Nebenspielplätze
Früh schon entdecken Werbemanager und Musikverleger weitere Potentiale des Fußballers: Von der Fertigsuppe über die eigene Schallplatte bis hin zu Mobilfunknetzen - für vieles gibt Beckenbauer über Jahrzehnte seinen Namen her. Ein Markenzeichen ist sein bayerischer Akzent mit rollendem R. Der Beckenbauer-Werbeslogan "Ja, is' denn heut' scho' Weihnachten?" wird Anfang der 2000er Jahre Allgemeingut.
Kaiserkrone und Kaiser-Klone
Wenn's läuft, dann läuft's - könnte eine der tiefen Beckenbauerschen Lebensweisheiten lauten. Denn selbst als Spielfigur im Nationaldress gibt es den Libero ab 1977. Zu diesem Zeitpunkt wird er von Fans und Medien schon lange "Kaiser" genannt. Wegen seiner Spielintelligenz, seiner Persönlichkeit, seiner Erfolge. Endgültig auf dem Fußball-Olymp landet er 1990 ...
WM-Triumph in Rom
Als Teamchef bei der WM in Italien führt Beckenbauer die DFB-Elf zum dritten Weltmeistertitel. Im Finale gelingt gegen Argentinien die 1:0-Revanche für das verlorene Endspiel bei der WM 1986 in Mexiko. Der "Kaiser" ist nach dem Brasilianer Mario Zagallo der zweite Fußballer, der als Spieler und Trainer Weltmeister wird.
Vereinstrainer und Sportfunktionär
Nach dem WM-Triumph widmet sich Franz Beckenbauer wieder dem Vereinsfußball. Zunächst als Trainer bei Olympique Marseille. Ab 1991 übernimmt er dann Verantwortung in der Führungsetage seines Heimatvereins Bayern München. Zweimal wird er Interimscoach und dabei Deutscher Meister und UEFA-Pokal-Sieger. Von 1994 bis 2009 steht er als Präsident an der Spitze des Vereins, danach wird er Ehrenpräsident.
WM nach Deutschland geholt
Als Vizepräsident des Deutschen Fußball-Bunds (1998 bis 2010) holt Beckenbauer die Fußball-WM 2006 nach Deutschland und wird dafür zunächst gefeiert. Neun Jahre nach dem "Sommermärchen" gerät er in einen Schmiergeldskandal: Der "Kaiser" hat eine ominöse Millionenzahlung abgezeichnet, die bei einem korrupten FIFA-Funktionär in Katar landete. Mainzer Karnevalisten schufen dazu einen Umzugswagen.
Kaiserschmarrn und Ehrung
Im Ruhestand widmet sich Beckenbauer vor allem seinem Golf-Handicap. Für Schlagzeilen sorgt er nur noch ab und an - etwa, wenn er Berichte über menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf WM-Baustellen in Katar mit den Worten abbügelt: "Ich habe noch keinen einzigen Sklaven in Katar gesehen." In die "Hall of Fame" des deutschen Fußballs wird er natürlich trotzdem gleich bei Gründung 2018 aufgenommen.
Streikender Körper
Die Ermittlungen im Zusammenhang mit dem Skandal um die WM 2006 werden 2021 eingestellt - auch unter Verweis auf seinen Gesundheitszustand. "Mein Körper hat richtig angefangen zu streiken", gesteht der "Kaiser" 2020: zwei Herzoperationen, künstliches Hüftgelenk, Augeninfarkt. Angst vor dem Tod habe er nicht, sagte Beckenbauer mit 75 Jahren: "Ich weiß, dass es passieren wird."