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Abdel-Samad wieder aufgetaucht

26. November 2013

Wurde Abdel-Samad verschleppt oder ist er freiwillig abgetaucht? Fest steht, dass der Autor in Ägypten unversehrt wieder aufgetaucht ist. Derzeit soll er sich in der Obhut des deutschen Botschafters in Kairo befinden.

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Der deutsch-ägyptische Schriftsteller und Politologe Hamed Abdel-Samad (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Der in Kairo verschollene deutsch-ägyptische Autor und Politologe Hamed Abdel-Samad ist wieder aufgetaucht. Das meldete das ägyptische Nachrichtenportal "youm7" am Dienstagabend unter Berufung auf die Familie des Publizisten. Abdel-Samad werde derzeit in Kairo von der Polizei zu seinem mysteriösen Verschwinden befragt. Später teilte dann das Auswärtige Amt in Berlin mit, dass sich Abdel-Samad in der Obhut des deutschen Botschafters in Kairo befinde.

Der Autor war am Sonntag vor einem Park in Kairo verschwunden. Kurz zuvor hatte Abdel-Samad, der in Kairo meist in Begleitung eines Sicherheitsbeamten unterwegs war, per Telefon berichtet, er fühle sich verfolgt.

Heftige Kritik an "Mein Abschied vom Himmel"

Abdel-Samad wurde 2009 durch sein Werk "Mein Abschied vom Himmel" bekannt. Darin schildert er seine persönliche Auseinandersetzung mit dem Islam. Das Buch löste heftige Kritik in Ägypten aus. Nach der Veröffentlichung wurde eine Fatwa gegen den bekennenden Atheisten ausgesprochen.

Extremisten hatten zudem nach einem Vortrag im Juni dieses Jahres öffentlich zum Mord an dem 41-Jährigen aufgerufen. Darin hatte der Publizist die damals regierenden Islamisten bezichtigt, einer faschistischen Ideologie anzugehören. Er vertrat zudem die These, dass der Islam bereits vom Propheten Mohammed als radikale und intolerante Religion angelegt worden sei.

Streit mit Geschäftspartnern?

Ob Abdel-Samad, der in Deutschland in vielen Talkshows über den Islam und seine alte Heimat Ägypten gesprochen hat, verschleppt worden oder aus freien Stücken abgetaucht war, blieb zunächst unklar. Die Polizei ging von einem Entführungsfall aus. Sein Bruder hatte nach seinem Verschwinden gesagt, Abdel-Samad habe in dem Park eine Verabredung gehabt, zu der er den Leibwächter nicht habe mitnehmen wollen.

Es sei auch möglich, dass ein Streit mit Geschäftspartnern hinter dem Verschwinden gesteckt habe. Die Geschäftspartner hätten sich wegen einer gemeinsamen Investition und ausstehender Schecks überworfen. Der Streitfall beschäftige bereits ein Gericht in dem Kairoer Vorort Al-Chanka. Angeblich soll es dabei um einen Betrag von etwa 240.000 Euro gehen, den die Geschäftspartner Abdel-Samad schuldeten.

sti/re/gmf (dpa, afp, rtr)