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Indien: Hunderte Tote nach Unwettern

21. Juni 2013

Es sollte eine Pilgerreise zu den heiligen Tempeln im Norden Indiens werden. Doch dann kamen Wassermassen und die Fahrt wurde für viele zur Todesfalle. Tausende Menschen sind verschollen.

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Überschwemmungen in einem Ort im Bundesstaat Uttarakhand (Foto: STRDEL/AFP/Getty Images)
Indien Überschwemmungen Alaknanda 17.06.2013Bild: STRDEL/AFP/Getty Images

Die Zahl der Flutopfer in Nordindien ist nach tagelangen Regenfällen auf mehr als 550 gestiegen. Viele Leichen wurden im Schlamm in der Nähe der Hindu-Pilgerstätten Gaurikund und Kedarnath entdeckt, sagte Vijay Bahuguna, der Regierungschef von Uttarakhand, dem am schwersten betroffenen Bundesstaat.

Verheerender Monsun in Indien

Über die genaue Zahl der Opfer herrscht weiterhin Unklarheit. Noch immer werden nach Angaben der Lokalbehörden knapp 14.000 Menschen vermisst. Die Hilfsorganisation Action Aid sprach von 5000 Vermissten. Nach wie vor sitzen rund 32.000 Menschen fest, darunter viele Pilger. Sie wollten die zahlreichen hinduistischen Tempel in Uttarakhand besuchen. Der Monat Juni gilt dort als Hochsaison für Pilgerreisen und Tourismus. In diesem Jahr hatte der Monsunregen aber früher als üblich eingesetzt und die Menschen überrascht.

Radhey Shyam, der nach Kedarnath gepilgert war, ist der einzige Überlebende seiner dreizehnköpfigen Familie. "Meine Frau, meine Tochter und meine Verwandten wurden alle von den Fluten fortgespült", sagte er dem Sender NDTV. "Eine Menge Leute sind auf Berge geklettert oder befinden sich im Wald. Sie brauchen Hilfe und müssen so schnell wie möglich gerettet werden", forderte er. Bisher konnten nach Behördenangaben 73.000 Menschen in Sicherheit gebracht werden. Es könnte noch bis zu zwei Wochen dauern, um alle Menschen zu evakuieren, hieß es.

Fieberhafte Suche nach Überlebenden

Der Tempel in Kerdarnath sei nun ein Friedhof, sagte der Landwirtschaftsminister von Uttarakhand, Harak Singh Rawat. "Überall auf dem Gelände liegen Leichen." Rettungskräfte versuchten, vom Wasser abgeschnittene Orte zu erreichen. Mit Helikoptern suchten sie nach Überlebenden und warfen Essenspakete ab. Ein Hubschrauber stürzte dabei ab, der Pilot konnte jedoch gerettet werden. Fernsehbilder zeigten, wie Menschen sich an Klippen entlang hangelten, um sich in Sicherheit zu bringen.

Viele der Überlebenden haben alles verloren. "Mein ganzer Besitz wurde innerhalb weniger Minuten von den Fluten weggespült", sagte ein Geschäftsmann. Andere Opfer beklagten mangelnde Hilfe. Anwohner hätten ihnen Unterschlupf verweigert oder wollten ihnen stark überteuertes Wasser und Lebensmittel verkaufen.

Verärgerte Angehörige blockierten am Freitag die Straßen um den Flughafen Jolly Grant in der Hauptstadt des Bundesstaates. Damit protestierten sie gegen mangelnde Unterstützung und Informationen durch die Behörden. Ein Teil der Katastrophe sei hausgemacht, schrieben indische Medien. Große Kraftwerks- und Bergbauprojekte in der Region hätten die Flutgefahr erhöht, schrieb etwa die "Times of India".

Auch in den Bundesstaaten Uttar Pradesh und Himachal Pradesh waren in den vergangenen Tagen Dutzende Menschen den Fluten zum Opfer gefallen. Meteorologen sagen für die kommenden Tage weitere schwere Regenfälle voraus.

re/wl (kna, dpa, afp, ap)