Indien lockert Ausgangssperre in Kaschmir
12. August 2019Die 600 Jahre alte Jama-Masjid-Moschee, das größte Gebetshaus der Region, blieb geschlossen. Muslime durften das islamische Opferfest Eid al-Adha nur in kleineren Moscheen feiern, wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Alleine oder zu zweit durften sie trotz weiterhin geltender Ausgangssperre die Gebetshäuser aufsuchen.
Tränengas und Schlagstöcke
Die Jama-Masjid-Moschee war in der Vergangenheit des Öfteren Ausgangspunkt für Demonstrationen in der Region. Die Ausgangssperre sollte auch verhindern, dass Menschen in großangelegten Aktionen gegen die Zentralregierung in Neu Delhi demonstrieren.
Trotz der Vorkehrungen der Behörden ist es an manchen Orten zu kleineren Protesten gekommen. Nach Angaben von Anwohnern seien sie mit Tränengas und Schlagstöcken aufgelöst worden. Polizisten fuhren in Bussen durch die Straßen und riefen die Bewohner dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben. Das Internet und andere Kommunikationswege sind seit acht Tagen unterbrochen.
Das Opferfest dauert bis Donnerstag und ist eine der wichtigsten Feiern für Muslime. In Kaschmir ist die Bevölkerungsmehrheit muslimisch.
Vor einer Woche hatte Indiens Regierung den in der Verfassung festgelegten Sonderstatus mit Autonomierechten für den Bundesstaat Jammu und Kaschmir gestrichen. Seither gilt eine Ausgangssperre, die von Zehntausenden Soldaten kontrolliert wird.
Konflikt mit Erzfeind Pakistan
Premierminister Narendra Modi will mit der Aufhebung des Sonderstatus das Kaschmir-Gebiet stärker in das mehrheitlich hinduistische Indien integrieren. Die bisherige Autonomieregelung sicherte dem indischen Teil Kaschmirs unter anderem eine eigene Verfassung und Flagge sowie weitgehende Kompetenzen zu - mit Ausnahme der Außen- und Verteidigungspolitik sowie der Telekommunikation.
Das Vorgehen Indiens hatte auch zu einer Krise mit dem Nachbarland Pakistan geführt, das die Region ebenfalls beansprucht. Die Erzfeinde streiten sich schon seit mehr als 70 Jahren darum. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China.
Pakistans Ministerpräsident Imran Khan warf Indien Nazi-Methoden vor. Das Vorhaben einer vollständigen Eingliederung Kaschmirs in den indischen Staat verglich Khan mit der Politik Adolf Hitlers. Der pakistanische Regierungschef kündigte zudem einen Besuch des von Pakistan kontrollierten Teils Kaschmirs im Laufe der Woche an.
pgr/qu (dpa, afp, ap, rtr)