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Indien lockt mit hohen Renditen

Rolf Wenkel16. Dezember 2005

Indien ist nach China der zweite große Markt der Zukunft. Deutsche Investoren vernachlässigen das Land jedoch, sagt eine Studie von Deutsche Bank Research.

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Indien wird Partnerland auf der Hannover Messe 2006Bild: DW

Deutsche Unternehmer haben in den vergangenen 20 Jahren insgesamt rund 1,5 Milliarden Dollar in Indien investiert. Das hört sich nach sehr viel Geld an, es sind aber nur 0,3 Prozent der gesamten deutschen Auslandsinvestitionen. Ein klares Zeichen dafür, "dass Indien für deutsche Unternehmen bisher keine große Rolle als internationaler Investitionsstandort gespielt hat", schreibt die Deutsche Bank Research.

Bernhard Steinrücke, Geschäftsführer der Deutsch-Indischen Außenhandelskammer in Mumbai, ist aber überzeugt, dass sich das bald ändern wird. "In diesem Kontinent tut sich im Moment sehr viel", sagt er, "wir haben Wachstumsraten zwischen acht und zehn Prozent, wir haben eine hervorragend ausgebildete Mittelschicht, wir haben sehr viele junge Leute, die sehr ambitioniert sind, und viele deutsche Unternehmen sehen, was man in Indien machen kann, auch vor allen Dingen, wie erfolgreich diejenigen Unternehmen sind, die schon da sind, und deshalb tut sich da im Moment sehr viel."

Börsenboom

Doch bislang sind es eher die großen Unternehmen, die in Indien investiert haben: SAP, Siemens, Allianz, DaimlerChrysler, Bayer, BASF, Robert Bosch und ThyssenKrupp. Die allerdings erzielen in Indien zum Teil bessere Umsatz- und Ertragssteigerungen als ihre Mütter in Deutschland, heißt es in der Studie der Deutschen Bank.

Deutsche im Ausland: Deutsche bringen Metro von Neu Delhi in Fahrt
Deutsche bringen Metro von Neu Delhi in Fahrt (Archivfoto)Bild: dpa

"Wir haben einen Index von der Deutsch-Indischen Handelskammer aufgelegt, einen Index der 15 größten an der indischen Börse notierten deutschen Gesellschaften", erläutert Steinrücke und fügt hinzu: "Die indische Börse ist in den letzten zwei Jahren im Durchschnitt um über 160 Prozent gestiegen. In derselben Zeit sind die Aktien der 15 deutschen Firmen, die wir in den Index hineingepackt haben, um 600 Prozent gestiegen."

Offene Märkte

Indien hat seine Märkte erst 1991 geöffnet und die Privatisierung von Staatsunternehmen eingeleitet. Die Chancen, dass die indische Zentralregierung diesen Reformkurs fortsetzt, stehen sehr gut, heißt es in dem Report der Deutschen Bank. Bernhard Steinrücke sieht das ähnlich und begründet dies mit der Besetzung der amtierenden Regierung. Der heutige Premierminister Manmohan Singh sei als früherer Finanzminister der Vater der Reformen, und er habe ein Team mit dem Finanzminister Chidambaram und dem Wirtschaftsminister Kamal Nath, das voll hinter den Reformen stehe. Für Steinrücke steht es insofern außer Zweifel, dass die Reformen weitergehen.

Die Reformen werden allerdings gelegentlich durch eine überbordende Bürokratie der Regierungen der einzelnen Bundesstaaten gelähmt. 93 Prozent der von der Deutsch-Indischen Außenhandelskammer befragten ausländischen Investoren klagen über die Mühsal, sich durch eine Vielzahl administrativer Kontrollen und Verfahren kämpfen zu müssen. Doch generell sind die Bundesstaatsregierungen unternehmerfreundlich eingestellt - nicht zuletzt, weil sie untereinander im Wettbewerb um die attraktivsten Industrieansiedlungen stehen.

"Es gibt viele Staaten", sagt Steinrücke, "die äußerst engagiert sind, und interessanterweise sogar Westbengalen, das seit 40 Jahren von Kommunisten regiert wird - ein Land, das eine äußerstwirtschaftsfreundliche Ansiedlungspolitik betreibt."

Widrigkeiten

Wenn man die Liste der Investitionshemmnisse anschaut, die in der Studie der Deutschen Bank aufgeführt sind, dann kann man dennoch leicht den Eindruck gewinnen, man sollte besser die Finger von Indien lassen: Stromausfälle, Bewässerungsprobleme, schlechte Infrastruktur, teilweise militante Gewerkschaften, korrupte Beamte, eine Überregulierung beim Kündigungsschutz und eine relativ hohe Besteuerung werden in der Studie aufgezählt.

Das eine oder andere erinnert freilich auch an Italien oder Deutschland. Bernhard Steinrücke meint deshalb wohl auch, die Deutschen könnten mit solchen Situationen durchaus umgehen. "Denn diejenigen deutschen Unternehmen, die in Indien sind, die also mit diesen Widrigkeiten gut umgehen können, verdienen hier sehr gutes Geld", sagt er. "Das heißt, man sollte sich von der bröckeligen Fassade der schlechten Infrastruktur und anderer Dinge nicht abhalten lassen. Im Gegenteil, man sollte das als Herausforderung nehmen und trotzdem kommen, und dann kann man in Indien sehr gute Geschäfte machen."