Indien: Vier Millionen staatenlos?
Nach der Veröffentlichung eines nationalen Bürgerregisters droht Millionen der Entzug der indischen Staatsbürgerschaft. Betroffen sind vor allem Menschen, die vor Jahrzehnten aus Bangladesch nach Indien flohen.
Vor allem Muslime betroffen
Im indischen Bundesstaat Assam wurde eine Volkszählung mit dem Ziel vorgenommen, illegale Einwanderer im Land ausfindig zu machen. Menschen, die nachweislich bereits vor der Staatsgründung Bangladeschs 1971 im Land lebten, sollen vor Abschiebung sicher sein. Andere müssen ihren Aufenthalt und Abstammung nachweisen. Betroffen sind hauptsächlich Muslime.
Illegal nach fast 50 Jahren
Nachdem Indien in den Krieg zwischen West- und Ostpakistan zugunsten des heutigen Bangladeschs eingegriffen hatte, flüchteten ab 1971 Millionen Menschen vor den Gräueltaten der pakistanischen Armee nach Indien, vor allem in den Bundesstaat Assam. Alle diese Menschen sind für die indische Regierung heute illegale Einwanderer.
Angst vor Abschiebung
Menschen stehen vor den Meldeämtern Schlange, um zu sehen, ob sie registriert sind. Was tatsächlich mit den Menschen passiert, die ihren Namen nicht auf der Liste finden, ist zunächst unklar. Den Betroffenen könnte letztlich die Ausweisung drohen.
Eine Liste entscheidet
Kritiker gehen davon aus, dass Abschiebung oder Internierung in Lagern die Folge des Ausschlusses sein wird. Da besonders Muslime betroffen sind, fürchten sich viele vor Massenabschiebungen und sehen die Erstellung des nationalen Bürgerregisters als politisch motivierte Aktion. Ayub Salm hält die Liste in seinen Händen. Er hat Glück: Seine Familie steht im Register.
Familien könnte auseinandergerissen werden
Der Ausschluss der Menschen aus dem Register könnte Familien auseinanderreißen, so kommt es vor, dass einige Familienmitglieder auf der Liste stehen, andere nicht. Razia Bibi (r.) und ihre Schwiegertochter Sajida Begum (l.) etwa werden ausgeschlossen, während ihre Ehemänner Ayub Salam und Riyazul Hussain auf der Liste zu finden sind.
Sogar Kinder nicht ausgenommen
Nicht nur Erwachsene, sondern auch Kinder werden im Bürgerregister ausgeschlossen. Auch der Name von Sahil Shaikhs (l.) aus dem Distrikt Dhubri findet sich nicht im Verzeichnis.