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Politik

Indisches Gericht erlaubt Tempel-Bau

9. November 2019

Auf dem Gelände einer von Hindu-Nationalisten zerstörten Moschee in Nordindien darf ein Tempel gebaut werden. Dies entschied das Oberste Gericht. Der Streit führte in der Vergangenheit zu Ausschreitungen und Toten.

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Der Supreme Court in Neu Delhi
Der Supreme Court in Neu DelhiBild: picture-alliance/AP Photo/A. Qadri

In Indien hat das Oberste Gericht grünes Licht für den Bau eines Hindu-Tempels auf einem seit 500 Jahren zwischen Muslimen und Hindus umstrittenen Stück Land in der heiligen Stadt Ayodhya gegeben. Das gesamte Grundstück wird den Hindus zugeschlagen. Dort hatten Anhänger der heutigen Regierungspartei BJP und anderer hindu-nationalistischer Gruppen 1992 die Babri-Moschee aus dem 16. Jahrhundert zerstört und landesweit schwere Unruhen ausgelöst.

Die muslimische Seite erhält als Ausgleich fünf Morgen (2,02 Hektar) Land an einem prominenten Ort. Die fünfköpfige Richterbank unter Vorsitz des Obersten Richters Ranjan Gogoi beendete damit eine der längsten Rechtsstreitigkeiten in der Geschichte Indiens.

Polizisten bewachen vor dem Urteil eine Moschee in der Metropole Mumbai
Polizisten bewachen vor dem Urteil eine Moschee in der Metropole MumbaiBild: Reuters/P. Waydance

"Wir sind mit dem Urteil nicht zufrieden und es entspricht nicht unseren Erwartungen", erklärte der Anwalt Zafaryab Jilani, der das "Aktionskomitee Babri-Moschee" der muslimischen Gemeinschaft vertritt. "Diese fünf Morgen Land bedeuten uns nichts." Jilani deutete an, dass er einen Antrag auf Überprüfung des Urteils beim Obersten Gerichtshof einreichen werde. Zugleich appellierte er an die Mitglieder aller Religionsgemeinschaften, den Frieden zu wahren.

Nach monatelanger Mobilisierung durch die BJP stürmen Hindu-Nationalisten 1992 das Gelände der Babri-Moschee
Nach monatelanger Mobilisierung durch die BJP stürmen Hindu-Nationalisten 1992 das Gelände der Babri-MoscheeBild: Getty Images/AFP/D. E. Curran

Vishnu Shankar Jain, ein Anwalt der Gegenseite sagte, man habe eine gigantische Justizschlacht geführt und sei nun glücklich, das Gericht überzeugt zu haben. "Es ist ein historischer Moment für Hindus", sagte er.

Indiens Verteidigungsminister Raj Nath Singh appellierte an alle Bürger, "das Gerichtsurteil anzunehmen und den Frieden zu wahren".

Premierminister Narendra Modi (M.)
Premierminister Narendra Modi (M.)Bild: Reuters/A. Abidi

Angesichts der Brisanz des Urteils hat die Regierung Tausende zusätzliche Sicherheitskräfte im ganzen Land mobilisiert, um religiöse Ausschreitungen zu verhindern. Der Richterspruch ist ein Triumph für Regierungschef Narendra Modi, dessen hindu-nationalistische BJP mit dem Wahlversprechen angetreten ist, einen Ram-Tempel in Ayodhya zu errichten.

Sicherheitsabsperrungen in Ayodhya
Sicherheitsabsperrungen in Ayodhya Bild: Reuters/D. Siddiqui

Der Streitfall hat seit mindestens 164 Jahren Gerichte in Indien beschäftigt. Er drehte sich um die Frage, wem das 1,1 Hektar große Stück Land in Ayodhya gehört, das von Hindus und Muslimen gleichermaßen beansprucht wird. Hindu-Nationalisten verehren das Gelände als Geburtsort des mythischen Gottkönigs Ram.

Modell eines für das Gelände vorgeschlagenen Ram-Tempels
Modell eines für das Gelände vorgeschlagenen Ram-TempelsBild: picture-alliance/dpa

Die Zerstörung der Moschee im Dezember 1992 führte zu den schwersten religiösen Ausschreitungen in Indien seit der Unabhängigkeit 1947. Bei den tagelangen blutigen Verfolgungen von Hindus und Muslimen wurden mehr als 2000 Menschen getötet. Das Grundstück, auf dem die Moschee stand, ist seit einem Vierteljahrhundert abgesperrt und streng bewacht. Die Richter entschieden nun, dass ein Verein gegründet werde solle, um dort einen Tempel zu bauen.

Polizisten in Ayodhya patroullieren nach dem Urteil in Ayodhya
Polizisten in Ayodhya patroullieren nach dem Urteil in AyodhyaBild: Reuters/D. Siddiqui

Bei der Lösung des erbitterten Religionsstreits stützten sich die Richter auf archäologische Funde und historische Berichte aus Ayodhya. Die Babri-Moschee sei auf einem alten Fundament errichtet worden, das nicht islamisch sei, befanden die Richter. Vor fast 500 Jahren, im Jahr 1528, soll Mir Baqi, der General der Mughal-Kaisers Babur, den dortigen Ram-Tempel zerstört haben, um die Moschee zu bauen. Lange Zeit beteten Muslime in der Moschee, während Hindus außerhalb der Moschee weiter Ram verehrten.

Etwa 80 Prozent der rund 1,3 Milliarden Inder sind Hindus. Die zweitgrößte Religionsgruppe sind die Muslime mit etwa 170 Millionen Gläubigen.

stu/mak (epd, ap)