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Inflation durch Lebensmittelpreise

Silke Oppermann14. Dezember 2007

Die neuen EU-Staaten sind von der Inflation stärker betroffen als die alten. Der Grund: Der Konsumentenpreisindex ist in Osteuropa doppelt bis dreifach so hoch wie im Westen.

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Brot
Steigende Brot- und Milchpreise treiben die Inflation in die HöheBild: Bilderbox

In vielen Ländern Europas ist die Inflationsrate in den vergangenen Monaten stark gestiegen. In Deutschland lag sie im November bei 3,1 Prozent. Das war ein halber Prozentpunkt mehr als im Oktober. Die Teuerungsrate im Vergleich zum Vorjahresmonat war damit so hoch wie seit 13 Jahren nicht mehr. Der Jahresmittelwert für 2006 hatte 1,6 Prozent betragen.

Noch stärker von der Inflation betroffen sind viele osteuropäische EU-Länder. Polen hatte noch 2006 mit einem Prozent eine niedrigere Inflationsrate als die Schweiz (1,1 Prozent). Im Oktober lag sie bei drei Prozent. Und Analysten vermuten, dass sie bis Jahresende auf vier Prozent steigen werde. Tschechien liegt bei fünf Prozent - doppelt so viel wie im Jahresmittel 2006. Am stärksten ist Lettland betroffen, wo die Inflation auf 13,2 Prozent kletterte. Dies ist der höchste Wert den je ein Land in der EU aufwies.

Die Auslöser

Für die starke Inflation verantwortlich gemacht werden vor allem die Hypothekenkrise in den USA, anhaltende Wechselkursprobleme, sowie die steigenden Erdöl- und Lebensmittelpreise. Besonders die Preise für Getreide- und Milchprodukte haben sich gegenüber dem Vorjahr vervielfacht. Grund dafür ist der steigende Bedarf in Schwellenländern wie Indien und China. Auch der Klimawandel sorgt für steigende Lebensmittelpreise, wie Forschungen des Internationale Nahrungsmittelpolitik-Forschungsinstitut IFPRI mit Sitz in Washington ergaben.

Vor allem wegen des starken Anstiegs der Öl- und Lebensmittelpreise rechnet die Europäische Zentralbank (EZB) mit einer höheren Inflation in diesem und im kommenden Jahr als bislang angenommen. Aus Sicht der EZB ist eine Teuerung um zwei Prozent aktzeptabel. Alles darüber gefährdet die Preisstabilität.

Unterschiedliche Konsumentenpreise

Erste Bank Filiale in Novi Sad, Serbien (Bild: Aida Cama)
Die Erste Bank unterhält ein großes Netzwerk an Filialen in Mittel- und OsteuropaBild: DW

Den Grund für den starken Inflationsunterschied zwischen westlichen und östlichen EU-Ländern sieht eine Inflationsanalyse der österreichischen Erste Bank Group darin, dass das Gewicht der Lebensmittel am Konsumentenpreisindex im Osten viel höher ist als im Westen. Während er in Westeuropa bei etwa einem Zehntel liege, ist er in den neuen EU-Ländern teilweise doppelt, in Rumänien sogar mehr als dreimal so hoch, berichtete die "Neue Züricher Zeitung" (NZZ) am Donnerstag (13.12.2007).

Inflation vorübergehend oder langfristig?

Juraj Kotian, Analyst der Ersten Bank, zeigte sich gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur pressetext überzeugt, dass es sich bei dem Inflationsanstieg vorerst um ein einmaliges und vorübergehendes Ereignis handelt, da es hauptsächlich durch äußere Faktoren bedingt sei. Kotian äußterte sich zuversichtlich, dass die Angebotsseite in den Mittel- und Osteuropäischen Staaten dem Preisdruck in Zukunft "effizient entgegenwirken" könne, vorausgesetzt, die Dürreperioden, von denen die Mittel- und Osteuropäischen Staaten 2007 heimgesucht wurden und die für Ernteausfälle sorgten, wiederholten sich im kommenden Geschäftsjahr nicht.

Die Studie der Ersten Bank Group macht aber auch einen langfristigen Grund für die Inflation aus: Das hohe Wirtschaftswachstum. Da die Inflation mit steigenden Gehältern einhergeht, prognostiziert Erste-Bank-Analyst Kotian für die neuen EU-Staaten eine kontinuierliche Annäherung an das Preisniveau der alten EU-Staaten. Dies sei auch ein Grund dafür, dass die Preise in Mittel- und Osteuropa schneller anstiegen.

Lebensmittel in Serbien ein Drittel teurer als in Deutschland

Milch wird aus einer blauen Packung in ein Glas geschüttet (Bild: Michael Probst)
Preise für Milchprodukte steigen schon seit Juli 2007Bild: AP

In Serbien steigen die Lebenshaltungskosten besonders stark an. Die auflagenstärkste Belgrader Zeitung "Blic" fand nach einem breit angelegten Preisvergleich heraus: "Lebensmittel in Serbien kosten im Schnitt knapp ein Drittel mehr als in Deutschland." Der Durchschnittsverdienst in dem Balkanland liegt mit rund 350 Euro pro Monat jedoch deutlich niedriger als in Deutschland. Die hohen Lebensmittelkosten sind allerdings nicht nur durch die Inflation bedingt, erklärt Volkswirtin Vladana Hamovic: "Dass die Waren so viel teurer sind, kommt durch die Monopole und die riesigen Handelsmargen." In der serbischen Bevölkerung wird deshalb wieder der alte Spruch bemüht: "Wir bekommen afrikanische Löhne, zahlen aber amerikanische Preise."

Preisstabilität als Ziel

Da die meisten Staaten, die dem Euro-Raum beitreten möchten, eine Preisstabilität anstreben, wie sie im Maastricht-Vertrag vorgeschrieben ist, müssen sie die Inflationsrate drücken. Die Ursachen für die Inflation sind dabei weniger wichtig als die Methode zu ihrer Senkung. Dies kann entweder über Zinserhöhungen der Notenbanken stattfinden oder durch die Stärkung der Landeswährungen. Letzteres erachten die Experten von der Ersten Bank als die effizientere Methode. Schließlich übt der Wechselkurs in den Mittel- und Osteuropäischen Transformationsstaaten einen weit gewichtigeren Einfluss auf die Inflation aus, als in den meisten großen Volkswirtschaften Europas.