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Inflation in Deutschland gibt deutlich nach

28. September 2023

Die Teuerungsrate ist im September auf den niedrigsten Stand seit Beginn des Ukraine-Krieges gefallen. Das liegt vor allem an einem statistischen Effekt.

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Deutschland Inflationsrate Symbolbild
Bild: Andreas Gebert/picture alliance/dpa

Die Inflation in Deutschland hat sich im September deutlich abgeschwächt. Waren und Dienstleistungen kosteten durchschnittlich 4,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag nach seiner ersten Schätzung mitteilte.

Eine Vier vor dem Komma bei der Teuerungsrate gab es zuletzt im Februar vergangenen Jahres mit damals 4,3 Prozent. Nach Beginn des Ukraine-Krieges waren die Energiepreise rasant gestiegen und hatten die Inflation insgesamt angeschoben.

Im Herbst 2022 hatte die Inflation mit 8,8 Prozent dann einen Höchststand erreicht. Im August 2023 lag sie noch bei 6,1 Prozent - jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat.

Die gestiegenen Preise sind seit Monaten eine Belastung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Die Menschen können sich für ihr Geld weniger leisten. Das bremst den privaten Konsum, der eine wichtige Stütze der deutschen Wirtschaft ist.

Der Grund? Statistik!

Als Hauptgrund für den deutlichen Rückgang der Inflation im September nennen die Statistiker einen sogenannten Basiseffekt: Die Bundesregierung hatte von Juni bis August 2022 den Tankrabatt und das 9-Euro-Ticket eingeführt, um die Verbraucher zu entlasten. Dieses gesenkte Niveau fällt nun aus dem Vorjahresvergleich heraus, was den kräftigen Rückgang der Teuerungsrate erklärt.

Größter Preistreiber blieben Nahrungsmittel, die 7,5 Prozent mehr kosteten als im September 2022 (August: +9,0). Energie verteuerte sich um 1,0 (August: +8,3) Prozent. Dienstleistungen kosteten 4,0 (August: 5,1) Prozent mehr.

"Insgesamt gehen wir davon aus, dass die Inflation in Deutschland weiter zurückgehen wird", sagte Ökonom Salomon Fiedler von der Berenberg Bank. Im späteren Verlauf von 2024 könne die Teuerungsrate dann unter 2,5 Prozent fallen.

Wann wieder "normal"?

In den kommenden Monaten sollten zwar die Basiseffekte weiterwirken, ergänzte BayernLB-Chefvolkswirt Jürgen Michels. "Nachhaltige Inflationsraten nahe zwei Prozent dürften wir aber erst wieder 2025 sehen."

"Erfreulich ist, dass die Kerninflationsrate stärker als erwartet nachgegeben hat, was für eine gewisse Preisberuhigung spricht" sagt Sebastian Becker von Deutsche Bank Research.

Allerdings gäbe es keinen Grund, "jetzt in Euphorie zu verfallen oder gar schon einen Haken hinter das Thema Inflation zu setzen".  Denn der heutige Rückgang sei zu erheblichen Teilen das Ergebnis statistischer Basiseffekte. "Der vor uns liegende Weg hin zu dauerhaft niedrigeren Inflationsraten dürfte deutlich beschwerlicher werden."

Die führenden deutschen Institute für Wirtschaftsforschung gehen laut ihrer jüngsten Konjunkturprognose davon aus, dass die Inflationsrate im Jahr 2025 auf 1,9 Prozent sinkt - und damit wieder auf das Niveau, das die Europäische Zentralbank (EZB) anstrebt.

Der Bundesbank ist nicht so optimistisch. Zwar dürfte die Teuerung "im Jahresverlauf weiter abnehmen", so die Bundesbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. "Dennoch dürfte die Inflationsrate vor dem Hintergrund eines robusten Lohnwachstums auch mittelfristig deutlich oberhalb von zwei Prozent liegen."

bea/hb (reuters, dpa, afp)